Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30 31 1

12.603 Beiträge zu
3.827 Filmen im Forum

Foto (Ausschnitt): Joshua Black Wilkins

Anruf der Legenden

19. Mai 2025

JD McPherson im Luxor – Musik 05/25

JD McPherson wollte schon alles hinschmeißen, die laufende Arbeit an einem neuen Album, seine Musikerkarriere, als der Anruf kam. Robert Plant und Alison Krauss wollten mit ihrem zweiten Kollaborationsalbum „Raise the Roof“ (2021) auf Tour gehen und suchten noch einen weiteren Gitarristen. Marc Ribot hatten sie schon. Dass sie auf McPherson kamen, zeigt, wie sehr sie sein Auf-den-Punkt-Gitarrenspiel kannten und schätzten. McPherson bezeichnet den Anruf und die darauf folgende Tour als „shot in the arm“, als enormen Anschub, kreativ und für sein Selbstbewusstsein als Musiker. Im Vorprogramm testete er mit seiner eigenen Band seine neuen Songs aus, bevor er dann mit den Legenden Plant und Krauss den Hauptset bestritt. Marc Ribot gehört zu seinen absoluten Lieblingsgitarristen, „Raising Sand“, Plants und Krauss‘ Grammy-überschütteter Erstling (2007), zu seinen absoluten Lieblingsalben. Das passte.

Sein aktuelles Album „Nite Owls“ – das er mit Band am 4. Juni im Luxor vorstellt – beendete McPherson nach der Tour mit Plant und Krauss mit neuem Mut. Es klingt frisch und vielseitig, Rock ‘n‘ Roll, ohne nur retro zu sein. Das Stück „Sunshine Getaway“ entwickelte sich live schnell zum Publikumsliebling. Es macht so gute Laune. Das Riff erinnert an T.Rex, deren Hits aus den frühen 70ern ja bis heute frisch klingen. Regisseur Leander Haußmann wusste schon, weshalb er die Ostdisko-Szene in „Sonnenallee“ (1999) mit „Get It On“ unterlegte. Wenig aus der Zeit hätte so elektrisierend gewirkt: das fiebrige, dunkle Eingangsriff, das einsetzende Schlagzeug, der treibende Rhythmus der Band, der erst verhaltene, im Refrain dann dynamische, aber immer noch spannungsvoll verzögerte Gesang.

In „Sunshine Getaway“ verzögert McPherson nach jeder Strophe des Songs das Ende des Refrains. Auf das langgezogene „Sunshi-ne“ folgt das fast gestoßene „Getaway“, nahtlos übergehend in das synkopische (rhythmisch versetzte) Riff á la Chuck Berry und Marc Bolan, welches unmittelbar zum Tanzen einlädt und den im Text beschriebenen Aufbruch aus dem Provinz-Einerlei des US-amerikanischen Mittelwestens verkörpert. Ich stecke hier fest, jeden Tag das Gleiche, warum fliehe ich nicht in die Sonne, weg von hier. Getaway.

JD McPherson | Mi 4.6. 20 Uhr | Luxor | www.luxor-koeln.de

Frank Schwarzberg

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Lilo & Stitch

Lesen Sie dazu auch:

Wo ist man anders?
Masha Qrella im Bumann & Sohn

Einstürzende Musikbrücken?
Die 15. Ausgabe von Acht Brücken könnte die letzte sein – Festival 04/25

Die Musikfestivals sprießen
Schon der Frühling ist Festivalzeit – Unterhaltungsmusik 04/25

Salz, Wind und Liebe
Anna B Savage im Bumann & Sohn – Musik 03/25

Altmeister und Jungspunde
Konzerte von und für alle Generationen – Unterhaltungsmusik 03/25

Wärme, Nähe, Authentizität
Noah Derksen in den Hängenden Gärten von Ehrenfeld – Musik 02/25

Klavier statt Karneval
Ein Februar mit guter Musik – Unterhaltungsmusik 02/25

Nicht alle sind supersympathisch
(Kinder-)Geburtstags- und Weihnachtsfeiern on Stage – Unterhaltungsmusik 12/24

Noise, Rap und Migration
Zwischen Bühne und Buchdeckel – Unterhaltungsmusik 11/24

Aggressive Dringlichkeit
Internationale Acts von Rock über Hip Hop bis Avantgarde – Unterhaltungsmusik 10/24

Heftiger Herbstauftakt
Nach Open Air wieder volles Programm in Clubs und Hallen – Unterhaltungsmusik 09/24

Sommerloch? Nicht ganz ...
Volle Packung Drum‘n‘Bass, Indie, Tuareg-Blues und Black Metal – Unterhaltungsmusik 08/24

Musik.

HINWEIS