Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
2 3 4 5 6 7 8
9 10 11 12 13 14 15

12.604 Beiträge zu
3.828 Filmen im Forum

Szene aus „RE PLAY. The Swan", Choreografie: Rafaële Giovanola
Foto: Klaus Fröhlich

Can you repeat!

21. November 2012

Ensemble CocoonDance in der Orangerie im Volksgarten

Nach der Uraufführung in der Schweiz und der Deutschlandpremiere in Bonn wird das neue Tanzstück „RE PLAY. The Swan“ von Choreografin Rafaële Giovanola nun auch in Köln in der Orangerie zu sehen sein. Hochintelligent wird das abstrakte Thema der Wiederholung in eine ebenso anspruchsvolle wie beeindruckend schöne Choreografie umgesetzt. Es ist ein Highlight der NRW-Tanzszene.

Fünf Frauen treffen sich in „RE-PLAY. The Swan“ wie zu einem Lebensrückblick, bei dem jede an irgendeinem Moment des Stückes mit einem „can you repeat“ noch einmal eine Wiederholung dieses Momentes für sich einfordert. Wer sich allerdings zu sehr vom Titel des Stückes leiten ließ und möglicherweise auf eine weitere Version des sterbenden Schwans hoffte, mag enttäuscht sein. Dafür aber wurde man mit hochästhetischen choreografischen Bildern von Rafaële Giovanola und fünf großartig tanzenden Frauen (Katrin Banse, Fa-Hsuan Chen, Laure Dupont, Weronika Pelczynska, Inma Rubio) belohnt, die ihre Rollen eindrucksvoll gestalten. Zwar klingt das Schwanenmotiv in der Violoncello-Version von Saint-Saens auch musikalisch immer wieder an, doch es wird von Komponist Jörg Ritzenhoff, der Sound und Musik arrangierte, raffiniert gerupft, gescratcht und von Geräuschen überlagert. Genau so fragmentarisch greift auch die Choreografie das Bewegungsmotiv des Schwanen-Solos auf. Doch dessen Einordnung in die Gesamtinszenierung verfolgt andere Absichten. Das Schwanen-Solo von Michel Fokine steht wie kein anderes als Synonym für das klassische Ballett. Mit seinem Motiv des Sterbens lehnt es sich auch an Tschaikowskys Schwanensee-Ballett an. Beide stehen in der Außensicht aber auch für stupides Repetieren der immer gleichen Bewegung. Und so beugen auch in RE-PLAY die Tänzerinnen die Rücken und flattern die flügelschlagenden Arme: ein Erkennungszeichen ohne Erkenntniswert. Wer diese Zitate im Zusammenhang mit dem ersten Teil des Stücke-Titels RE-PLAY sieht, findet darin das zwar konsequent bloßgelegte, aber dennoch nicht entblößende Abbild der im klassischen Ballett üblichen Wiederholung von Posen, Figuren und Bewegungen. Tatsächlich ist erst im zeitgenössischen Tanz das Motiv der Wiederholung als inhaltliches Gestaltungsprinzip entwickelt worden. In RE-PLAY wirkt jede Wiederholung wie ein kleines tänzerisches Experiment, das innere Veränderungen in äußeren Bildern fassbar machen will. Das Großartige an dieser Inszenierung ist, wie das Schwanen-Motiv für die Choreografie zum Katalysator wird, um diesen theoretischen Überbau in anschauliche tänzerische Bilder umzusetzen – und damit zugänglich zu machen. Das bewährte Produktionsteam von CocoonDance Bonn um Choreografin Rafaële Giovanola und Dramaturg Rainald Endrass hat mit RE-PLAY ein sensibles und tanzintensives Stück geschaffen. Eine schwarz-weiße Videoüberspielung (Martin Baumgartner) projiziert eine Tänzerin gleich mehrfach gedoppelt wie in einem surrealen Film. Das wirkt, als trete ihr Körper aus sich heraus. Vor diesem schwarzweißen Hintergrund entstehen in warmen Lichtspots betörend schöne tänzerische Bilder. Einzeln oder als Duo agieren die Tänzerinnen, wiederholen die Posen der anderen oder bewegen sich wie traumverloren in Zeitlupe und streifen synchron ihren Kimono von den Schultern. In dieser Entschleunigung der Bewegungen liegt eine morbide Schönheit, die ein Ende anzukündigen scheint. Und so liegt zum Schluss eine der Tänzerinnen wie zu Beginn des Stückes ausgestreckt am Boden, diesmal allerdings ohne Kleider, gerupft bis auf Slip und Hemdchen. Die Schönheit der tänzerischen Bilder ist eingebettet in einen flirrenden Sound und eine warme Lichtgestaltung (Marc Brodeur), die sich zu einem choreografischen Gesamtkunstwerk vereinen. Can you repeat!

choices verlost 1 x 2 Freikarten für den 28.11. und 1 x 2 Freikarten für den 29.11.

RE-PLAY „The Swan“ | 28./29.11. um jeweils 20 Uhr | Orangerie-Theater | Volksgartenstraße 25, Köln | orangerie-theater.de

KLAUS KEIL

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Drachenzähmen leicht gemacht

Bühne.

HINWEIS