Wahnsinn: „Sommerblut“ wird zehn Jahre alt - ein Kulturfestival, das vor allem eines will: die Funken sichtbar machen, die bei der Reibung von so genannter Normalität mit dem etwas Anderen entstehen. Angetreten war man seinerzeit als „schwul-lesbisches Festival“. Inzwischen lässt sich so ziemlich alles unter „Sommerblut“ subsumieren, was die kulturelle Szene zu bieten hat.
Zwei der zwölf nominierten Künstler werden einen Preis bekommen: entweder „Frühreif & Verdorben“, den eine Jury auslobt oder den Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“ – wer ihn erhält, der kann Luftsprünge machen. Denn eines steht fest: Der Prix Pantheon (28. und 29. April) ist so etwas wie ein Talent-Orden mit Mehrwert-Garantie.
Manchmal reagiert sogar ein Esstisch empfindlich auf Stimmungsschwankungen. Leuchten die Beine des ovalen Monstrums im Theater Tiefrot anfangs grün, so schlägt die Farbe in warnendes Rot um, als der Ton zwischen den Abendgästen in Brian Parks Konversationsstück „The Invitation“ gereizter wird.
Wenn er einfach nur da sitzt und auf die Welt draußen horcht, die ihm verschlossen ist, hat die Inszenierung einen ihrer stärksten Momente. Ein Paar hat Sex, jemand hört türkischen Pop, es wird gestritten, ab und zu Schritte. Der Mann auf der Bühne schweigt. Er ist ausgegrenzt und eingesperrt – in Abschiebehaft. Sphiwe hat seinen Pass verloren, diverse Fristen versäumt und muss nun Deutschland verlassen. Die politische Aktivistin Karen will das verhindern, Anwalt Gideon soll ihr dabei helfen.
Mit dem Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und den Krisen des Spätkapitalismus wird auch der Begriff der Arbeit neu diskutiert und, wie in dem gerade gehypten Manifest „Der kommende Aufstand“, auch mal radikal verabschiedet. „Sich organisieren, um nie wieder arbeiten zu müssen“, wird dort als Ziel formuliert. Wenn das Freie Werkstatt Theater sich dem Nichtstun widmet, könnte es also aktueller nicht sein.
Oft sind es nur Bilder, die die Zeit überdauern, selbst Musik hat eine viel kürzere Halbwertzeit. Wenn die Noten auch noch von einer Frau des 17. Jahrhunderts stammen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich im Kontinuum der Speichermassen verlieren. Der Jazz-Komponist Georg Graewe hat sich auf eine Forschungsreise in die Welt der Barbara Strozzi begeben, die 1619 in Venedig geboren wurde und als Sängerin und Komponistin und vermutlich auch als Kurtisane in der Stadt auf Stelzen Berühmtheit erlangte.
"In der Repräsentativen Demokratie werden politische Sachentscheidungen im Gegensatz zur direkten Demokratie nicht durch das Volk selbst, sondern ausschließlich durch Volksvertreter getroffen." Und eben jenes Kölner Wahlvolk votierte vor nicht allzu langer Zeit für eine SPD geführte Stadtregierung in Koalition mit den GRÜNEN.
Wer im Fußball ein Heimspiel hat, hat es in der Regel gut, denn er bewegt sich auf vertrautem Terrain. Das müsste eigentlich auch für Theater gelten, doch haben sich Spielpläne, Schauspielensembles und Regiebesetzungen in den letzten Jahrzehnten zu einem weitgehend austauschbaren Wanderzirkus entwickelt.
Sie sind zu sechst, alle beredt: Bernard, Louis, Neville – drei Jungs. Und drei Mädchen: Jinny, Rhoda und Susan. Virginia Woolf lässt sie ihre Leben erzählen, als Ich-Erzähler, oft in inneren Monologen, manchmal im Gespräch miteinander, immer im absoluten Jetzt. Sie erzählen von den leichten Spielen der Kindheit bis zur Schwere des Alters.
Hans-Jörn Brandenburg, Musiker und Komponist, interpretiert am Kölner Schauspiel die Dreigroschenoper auf ungewohnte Weise und haucht so Mackie Messer und Co. neues Leben und Frische ein.
Wohin, David?
„Mein Onkel David“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 08/25
Glücklich ruinieren
Das Nö Theater mit „Monopoly“ im Kölner Kabarett Klüngelpütz – Auftritt 08/25
Wie der Hund mit Angst spielt
„Holmes & Watson“ beim NN Theater Freiluftfestival – Prolog 08/25
„Man darf nicht das falsche Leben leben“
Regisseur und Produzent Stefan Herrmann über „Ich, Samsa“ am Theater der Keller – Premiere 08/25
Vergessenes Weltwunder
„Mein Freund, der Baum, sieht rot“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 07/25
Die ungesehene Praktikantin
„Opus 132“ am Comedia Theater – Prolog 07/25
„Vielleicht wird die Kindheit outgesourct“
Regisseurin Viola Neumann über „Das Experiment“ am Freien Werkstatt Theater – Premiere 07/25
Improvisationen der Liebe
„Romeo und Julia. Ich fühl‘s nicht“ am Theater im Bauturm – Auftritt 07/25
Unter blauäugigen Hunden
„Traudl Junge – Im Schatten des Bösen“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 06/25
Die Hinrichtung der Wahrheit
„Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Auftritt 06/25
Wurzeln inmitten von Ruinen
„Floating Seeds“ vom Theater der Keller – Prolog 06/25
„Erdig, nahbar, ehrlich“
Das Performance-Duo Katze und Krieg über „Alles wirklich“ im öffentlichen Raum – Premiere 06/25
Wieder Mensch sein dürfen
„Das Tagebuch der Anne Frank“ im Leverkusener Erholungshaus – Theater am Rhein 05/25
Fragen als Gemeinsamkeit
„Hiob“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 05/25
Macheath als Clown
„Die Dreigroschenoper“ am Theater Bonn – Auftritt 05/25
Raus ins Leben?
„Draußen“ in der Kölner Stadthalle Mülheim – Theater am Rhein 05/25
Von Un-, Zu- und Glücksfällen
„Dosenfleisch“ am Schauspiel Köln – Prolog 05/25
„Das Stück wirbelt ganz schön was auf“
Schauspielerin Sonja Baum und Regisseur Martin Schulze über „Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Premiere 05/25
Der Übermann
„Boys don‘t cry“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 04/25
Zwischen den Fronten
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Zwischen Begierde und Tabu
„Spring Awakening“ am Jungen Theater Bonn – Prolog 04/25
Die Grenzen des Theaters
„Was ihr wollt“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
„Wir suchen Orte der Wut und Traurigkeit auf“
Dana Khamis und Judith Niggehoff vom Jugendclub Polylux über „Trauer//Fall“ am Schauspiel Köln – Premiere 04/25
Die Zukunft lauert im Egoisten
„Der ewige Spiesser“ am Theater der Keller – Auftritt 04/25
Im Schatten der Diktatur
„Jugend ohne Gott“ am Comedia Theater – Theater am Rhein 03/25