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Futur3 „Petersberg I”/Kölner Theaterpreis 2010
Foto: Futur3

Balance

26. Oktober 2011

Freie Szene im Kulturausschuss – Theaterleben 11/11

Die Finanzprobleme der Kölner Bühnen schlagen hohe Wellen: Die Kölner Oper verbucht unter Uwe Erik Laufenberg aktuell ein Millionen-Euro-Minus. Schauspielintendantin Karin Beier lässt die Prämiere von Maxim Gorkis „Die Letzten“ gleich ganz ausfallen, um ihren Etat im grünen Bereich zu halten. Beide Intendanten kämpfen um die Verteilung der Mittel zwischen Oper und Schauspiel, weil diese rechtlich nicht eindeutig geregelt ist. Eine Altlast aus den Zeiten der Generalintendanzen, an deren Beseitigung gerade eifrig gebastelt wird.

Angesichts des lauten Getöses rund um die städtischen Bühnen drohen die Belange der Freien Theaterszene völlig unterzugehen, obwohl sie – wie die städtischen Bühnen – ca. 300.000 Zuschauer pro Jahr in ihre Aufführungen zieht und für das kreative Klima in der Stadt genauso wichtig ist, bei gerade einmal 3,6% der Förderung für Darstellende Kunst in Köln. Das Verhältnis lautet ca. 50 Mio. zu 1,8 Mio. zu Gunsten der städtischen Bühnen.

Im Kulturausschuss hatte man nun Erbarmen und lud zur Anhörung: Die Belange der Freien Theater und Ensembles wurden dabei von Dietmar Kobboldt (Vorsitzender Kölner Theaterkonferenz) und Gerhardt Haag (Vorsitzender Plattform Kölner Theater) auf Basis eines in großer Einigkeit erarbeiteten Positionspapiers vorgetragen. „Die Freien“ betonen, dass es Ihnen nicht um eine Umverteilung zwischen städtischen Bühnen und Freier Szene oder eine schädliche Neiddebatte gehe. Aber man positioniert sich eindeutig: Die Stadt würdige finanziell nicht annähernd die Bedeutung der Freien Theater und Ensembles für die Kölner Kulturlandschaft, das Stadtklima, die kulturelle Bildung, die Stadtteilkultur sowie die nationale und internationale Außendarstellung als Kulturstadt. Die rigide Förderpolitik im freien Bereich verhindere den Ausbau professioneller Infrastrukturen, erschwere die Akquise von Drittmitteln wie die Ermöglichung von nationalen wie internationalen Kooperationen und lasse die soziale Frage der in diesem Bereich Arbeitenden unbeantwortet. Man beruft sich dabei auf eine bundesweite Studie des Fonds Darstellende Künste Berlin, nach der die durchschnittlichen Einkünfte freischaffender darstellender Künstler bei unter 900 Euro im Monat liegen. Es sei nicht länger hinnehmbar, dass professionelle Schauspieler (fast alle mit Hochschulabschluss) für 50 bis 60 Euro am Abend und weniger die Stadt bespielen.

Es gehe darum, ein produktives Klima zu schaffen, auf dem hohe Qualität gedeihen könne, und so schlagen die Freien Theater vor, ihren Zuschuss an den Zuschuss der städtischen Bühnen im Verhältnis 1:10 zu koppeln. Dies würde ca. einer Verdreifachung der bisherigen Förderung entsprechen, aber immer noch deutlich unter vergleichbaren Förderungen anderer Großstädte liegen. Eine mehr als berechtigte Forderung, denn es geht um die unerlässliche Balance zwischen zentralen Kulturakteuren, die dieser Stadt Attraktivität, Aufsehen und Zukunftsfähigkeit verleihen. Einen kleinen Punktsieg hätten die „Freien“ bereits erreicht, wenn Ihnen – wie den städtischen Bühnen – im Kulturausschuss Rederecht eingeräumt würde, wenn ihre Belange verhandelt werden. Selbst das ist bisher nicht der Fall ...

JÖRG FÜRST

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