In einer losen Reihe wird engels die wichtigsten Verleiher in Deutschland vorstellen. Mit etwa 70 Prozent Marktanteil bestreiten die so genannten Major-Companies aus Amerika den Löwenanteil des deutschen Kinogeschäfts. Seit vielen Jahren Marktführer sind die Warner Brothers, abgekürzt WB.
Vom Schausteller zum Studio
Angefangen hat es mit Jahrmarktvorstellungen in den 10er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die vier Brüder Warner, deren bekanntester Jack war, verdienten mit Filmvorführungen ihr erstes Geld, mit dem sie dann auch eigene Filme produzierten und 1923 in Hollywood die Warner Bros. Pictures gründeten. 1927 produzierten sie den ersten Tonfilm „The Jazz Singer", wurden berühmt mit Zeichentrickfiguren wie Schweinchen Dick und Bugs Bunny und erlangten Weltruhm mit Klassikern wie „Casablanca“ und diversen Produktionen von Alfred Hitchcock. Nach mehreren Inhaberwechseln fusionierte das Studio mit dem Verlag Time, anschließend taten sie sich mit dem Internetriesen AOL zusammen, von dessen Namensbestandteil sie sich 2003 wieder trennten. Heute gehören zu dem Konzern die Filmstudios, Verleihunternehmen, zahlreiche Fernsehsender wie CNN, HBO, Bücher- und Zeitschriftenverlage und AOL.
Auch in Deutschland Top
In Deutschland wird das Tochterunternehmen seit Jahren von Willi Geike geführt. Ein Schwerpunkt der Arbeit besteht natürlich in dem Verleih der eigenen Produktionen, wie insbesondere die Reihe „Harry Potter“ oder „Sex and the City“. Mittlerweile haben aber alle Ableger amerikanischer Studios ihr Engagement für den deutschen Film verstärkt. So bringt beispielsweise WB nicht nur die Filme von Till Schweiger oder Otto („Otto´s Eleven“) in die Kinos, sondern unterstützt auch den kleinen deutschen X-Verleih. Gleiches gilt für den Verleih NFP, der für seinen neuen Film „Pina" von Wim Wenders ebenfalls die Allianz mit dem deutschen Marktführer suchte. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit kleinen deutschen Produktions- und Verleihunternehmen soll künftig auch auf Fernsehproduktionen ausgeweitet werden.
Neue Wege
Im Bereich 3D hielt sich Warner Bros. bislang zurück. Selbst der erste Teil von „Harry Potter 7“ kam nicht wie angekündigt in 3D in die Kinos. In den nächsten 20 Monaten wird WB jedoch zwölf 3D Filme auf die Leinwand bringen, wobei der zweite Teil von „Harry Potter 7“ mit den größten Erwartungen verbunden ist.
Als erstes großes Studio hat WB angekündigt, ein so genanntes Premium-Video on Demand noch in diesem Jahr zu starten – eine Entwicklung, der die Kinobranche kritisch gegenüber steht. Dabei handelt es sich um eine wohlgemerkt legale Download-Möglichkeit für aktuelle Kinofilme. In Amerika laufen die ersten Tests mit Preisen zwischen 15 und 50 Dollar. Der große Wettbewerber Disney hat einen ersten Test in Europa mit dem Film „Rapunzel“ gestartet, wo man in Portugal zeitgleich zum Kino den Film für 25 Euro herunterladen konnte. Eine Preisstrategie hat Warner Bros. noch nicht entwickelt, allerdings soll der Preis deutlich über einer DVD liegen. Mit diesem neuen Angebot sollen Zielgruppen angesprochen werden, die so gut wie nie ins Kino gehen und auch den Kauf oder die Leihe einer DVD scheuen. Convenience oder Bequemlichkeit lautet hier die Devise. Um den Kinos die Angst vor diesem neuen Angebot zu nehmen, bietet Warner Bros. diesen an, die Angebote auch auf der eigenen Kino-Webseite zu bewerben und somit an den Erlösen zu partizipieren. Allerdings sind die Kinos bislang zurückhaltend und der festen Auffassung, dass von dieser Kannibalisierung nicht nur digitale Speichermedien wie DVDs, sondern vor allem die große Leinwand betroffen ist.
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