Am Montag wurden im Haus der SK Stiftung Kultur im Mediapark zum 29. Mal die Kölner Tanz- und Theaterpreise an Produktionen der Freien Szene vergeben. Dabei ging der mit 10.000 Euro dotierte Theaterpreis an die Produktion „Don Quijote“, aufgeführt im Theater am Bauturm unter der Regie von Kieran Joel. Joel studierte bis 2017 Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und arbeitet derzeit an einer „Moby Dick“-Inszenierung am Bauturm. Laudator Dr. Winfried Gellner lobte auch die Darsteller und erklärte: „Obwohl die Vorlage äußerst komplex ist, bringt Kieran Joel in seiner Fassung sehr viel von den Absichten und Ideen des Autors herüber, so dass für die Jury diese Inszenierung stärker dem Geist von Cervantes entspricht als das opulente Schauspiel im Depot.“ Das Stück wird inzwischen seit über einem Jahr gespielt.
Nominert waren außerdem „Clockwork Orange“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Für immer schön“, „Der Zwang“, „Kleiner Mann – was nun?“, „Die Psychonauten: Asche“ und „Drugland“ sowie „Shit Island – Ein postkolonialer Südsee-Traum“ von Futur3, für das Regisseur André Erlen allerdings den Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater mit nach Hause nahm. Dr. Sandra Nuy erklärte in ihrer Laudatio, „Shit Island“ rekonstruiere „den europäischen Imperialismus und die Auswirkungen einer globalisierungsbedingten Ausbeutung. Mit leichter Hand arrangiert Erlen zugleich reflexiv und verspielt eine Fülle von Details, um Geschichte und Gegenwart des Inselstaates Nauru auf den Grund zu gehen.“ Das Stück kehrt vom 13. bis 17. März an die Orangerie zurück.
Den mit 5000 Euro dotierten Tanztheaterpreis nahm die Regisseurin und Choreografin Julia Riera (*1976) für „MIRA 7_THULEY“, aufgeführt im Barnes Crossing, entgegen. Sie gründete 2009 mit Julia Franken die Gruppe MIRA. In der Laudatio von Jurymitglied Dr. Rita Kramp hieß es: „Die Arbeit von Julia Riera zeichnet sich aus durch profunde Beobachtungsgabe und eine tiefe Sensibilität, die mit großer Ernsthaftigkeit abstrakte Ideen und Gedanken auf einer emotionalen Ebene visualisiert.“ Eine abgewandelte Aufführung gibt es im Rahmen von tanz.tausch am 8. Dezember um 18 und 20 Uhr in der Galerie Tiefgarage/Gemeinde Köln auf dem Ebertplatz.
Mit dem mit 5000 Euro ausgestatten Kinder- und Jugendtheaterpreis wurde das „Papierstück“ von Barbara Fuchs/Tanzfuchs belohnt, das auch diesen Monat in den Ehrenfeldstudios aufgeführt wird.
Der Darstellerpreis ging an die bereits 2014 nominierte Fiona Metscher insbesondere für ihre Rolle in „Für immer schön“. Den Nachwuchspreis „Puck“ erhielt Schauspieler Liliom Lewald (*1989), zu sehen in „Auerhaus“ und „Clockwork Orange“. Beide haben an der Schauspielschule Der Keller gelernt.
Fest stand hingegen bereits, dass der Ehrentheaterpreis in diesem Jahr an Sabine Hahn gehen würde, die das inklusive Ensemble Theaterkönig gegründet hat. Ihre Produktionen sind seit 2007 am Comedia-Theater zu sehen, darunter im vergangenen Juli die 11. Produktion „Frankenstein in St. Joseph“. Hahn leitet zudem die Schauspielschule Der Keller.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Begegnung mit dem Anderen
Das El Cuco Projekt zeigt das lauernde Tier in uns – Tanz in NRW 12/20
„Ich steh nicht auf Stillstand“
Choreografin SE Struck von SEE! über die Arbeit während Corona – Interview 12/20
Wozu Theater (noch) in der Lage ist
Die Kölner Tanz- und Theaterpreise 2020 – Bühne 12/20
Tanz in zehn Dimensionen
Live-Übertragung des Ballet of Difference am Schauspiel Köln – Tanz 12/20
„Nicht aufhören, großes Theater zu machen“
Choreografin Stephanie Thiersch über Tanz während Corona – Interview 10/20
Akrobatik im Alltag
Start von Urbäng rund ums Orangerie Theater – Festival 10/20
Was hält uns zusammen?
Das Festival Urbäng! betrachtet Familie, Männlichkeit und Kapitalismus – Tanz am Rhein 10/20
Zuhören, um die Zukunft zu retten
Radiomärchen zum Mitmachen: „Hurly*Burly“ von Paradeiser – Spezial 01/20
„Bachmann ist an der Gesellschaft zerbrochen“
Trilogie „Auf-Brüche“ über Schriftstellerin Ingeborg Bachmann – Premiere 12/20
Kunst und Kaufkraft
wehr51 in Zeiten der Pandemie – Auftritt 12/20
Ich will tief leben
„Walden“ in der Studiobühne – Theater am Rhein 12/20
„Es ist schwer, die Schließungen zu verstehen“
Studiobühnen-Chef Dietmar Kobboldt über den kulturellen Lockdown – Interview 12/20
Zwischen(t)räume in Krisenzeiten
Die Nominierungen der 31. Kölner Tanz- und Theaterpreise – Bühne 11/20
Entblößte Unsitten
„Superversammlung“ und „in decent times“ in der TanzFaktur – Bühne 11/20
„Er war ein Genie des Augenblicks“
Emanuel Tandler inszeniert ein Stück über André Müller – Premiere 11/20
Gedoppelt und wiederholt
Paz und Pía Miranda mit „Twins – Ich & Ich“ im Orangerie Theater – Bühne 11/20
Anzapfen der Emotionsbanken
Ersan Mondtag inszeniert „Wut“ von Elfriede Jelinek – Auftritt 11/20
Reißen am Korsett
„Bye, Bye Hochkultur“ von Familie Rangarang – Bühne 11/20
Cis, WAP und Widerstand
Premieren im Rheinland – Prolog 11/20
Alle inklusive
Festival „All In“ von Un-Label in der Alten Feuerwache – Festival 10/20