Freie Gruppen bilden sich und lösen sich wieder auf, die Verhältnisse sind herausfordernd angesichts chronischer Unterfinanzierung. Aber es gibt auch Künstler, die sich durchbeißen. Zu ihnen zählt Ilona Pászthy. Die Kölner Choreografin behauptet sich mit ihrer Kompanie IP Tanz seit 30 Jahren in der freien Szene. „Wir haben viel geschafft und werden viel schaffen“, sagt sie lapidar und wirft gleich die Angel in die Zukunft aus. Dabei war schon die Vergangenheit hoch interessant. Pászthy kam von der bildenden Kunst zur Choreografie; in ihrer Zusammenarbeit mit dem Künstler und Bühnenbildner MigL realisierte sie Produktionen, die sich stets als Installationen präsentieren. Viele Choreografien wurden auch für Orte unter freiem Himmel konzipiert. IP Tanz hielt stets Kontakt mit internationalen Tanzschaffenden, darunter feste Adressen im Kongo. Mit dortigen Künstlern entwickelte sich ein kontinuierlicher Dialog, den Ilona Pászthy als große „Bereicherung“ bezeichnet, weil sie die „Unmittelbarkeit und Aufrichtigkeit“ in ihrer Arbeit beeindruckt. „Als Europäerin lernt man dort auch das Hinschauen. Man vergegenwärtigt sich, was der Kolonialismus an Leid verursacht hat.“
Mit der Ausbreitung der digitalen Technologie im Alltag rückten für Ilona Pászthy die körperliche Wahrnehmung und die Erinnerung immer stärken ins Zentrum ihrer Choreografien. Die Serienbezeichnung „Absence#“ gibt die Richtung vor. Aktuell nimmt die Produktion „LautLos. Absence#5 – Deconstruction of memory“ das Erleben von Sehenden und Nichts-Sehenden in den Fokus. Berührung und Akustik verlangen hierbei eigene Notierungen; das Publikum soll dadurch eine sinnliche Dichte erleben. Um die zu ermöglichen, hatMigL mit Fallschirmseide einen Raum geschaffen, der sich an die Gegebenheiten des Stücks anpasst.„Der Austausch mit MigL, in dem wir immer wieder neue Materialien entdecken und Objekte entwickeln ist zentral für meine Arbeit“, erklärt Ilona Pászthy. Zum Geburtstag werden Ausschnitte aus vergangenen Produktionen in Barnes Crossing gezeigt. Am 5. Dezember ist „Love Eat (Never) Sleep“ und am 6. Dezember „Lautlos 1.6“ zu sehen. Dazu wurden Audiodeskriptionen und eine „Touchtour“ entwickelt, an der man jeweils um 19.15 Uhr teilnehmen kann. Anmeldung erwünscht.
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