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Bibiana Jiménez
Foto (Ausschnitt): Herand Müller-Scholtes

Tanz gegen Kolonialismus

29. September 2025

„La Pola“ im Rautenstrauch-Joest-Museum – Tanz in NRW 10/25

In Lateinamerika drangen die Spuren des Kolonialismus in alle Lebensbereiche ein, vor allem die Geschlechterverhältnisse sind davon nicht unberührt geblieben. Die Rolle der Frauen veränderte sich grundlegend mit der Herrschaft der Spanier. Ablesbar ist das etwa in den Traditionen des Tanzes. „Während es in präkolumbianischer Zeit eine Gleichheit von Männern und Frauen gab und man gemeinsam im Kreis tanzte, wurde die Frau mit der spanischen Kolonialisierung zum begehrten Objekt, das es zu erobern galt. Der Tanz wurde ein Medium des Begehrens, er erhielt eine erotische Komponente und erhielt seinen Ausdruck im Paartanz“, erklärt Bibiana Jimenez. Für die neue Produktion „La Pola – Ontologies of Women, Movement and Decoloniality“ recherchierte die in Köln lebende Choreografin mit ihrem Ensemble Fakten zum Leben der Widerstandkämpferin Policarpa Salavarrieta in Kolumbien. 1817 wurde die damals 22-Jährige unter dem Vorwand der Spionage von den Spaniern hingerichtet.

Heute noch verehren die Kolumbianer „La Pola“ als Heldin. Bibiana Jimenez verbindet in ihrer Produktion, die sie installativ in mehreren Räumen des Rautenstrauch-Joest-Museums zeigen wird, traditionelle mit zeitgenössischen Tanzelementen. Zum einen tanzten in der Karibik auch die Männer in Frauenkleidern und tarnten sich damit im Kampf gegen die Kolonisatoren, zum anderen sind die traditionellen Tänze stark von der Arbeit der Frauen auf den Feldern und im Haus geprägt. „DieFrauen haben auch das traditionelle Wissen weitergegeben“, sagt Bibiana Jimenez. Sie will sowohl die karibischen Einflüsse als auch das deutsche Verständnis von tänzerischem Ausdruck dekonstruieren und in Szenen aufsplittern, die man von Raum zu Raum abschreiten kann.

Ihr historisches Verständnis von der Lebenswelt der Frauen in patriarchal organisierten Gesellschaften hat Bibiana Jimenez in Köln von der römischen Agrippina über die Hexenverbrennungen bis hin zur Kommerzialisierung des weiblichen Körpers in der Unterhaltungsindustrie stets an Originalschauplätzen entfaltet. Für die neue Produktion konnten mit dem Ensemble XXTanzTheater Szenen im Geburtshaus von Simon Bolivar aufgezeichnet werden. Auch sie fanden Eingang in die Installation.

La Pola | 11.(P), 12.10., 22., 23.11. (letzte beiden beim Moovy Tanzfilmfestival) | Rautenstrauch-Joest-Museum | 0221 22 13 13 56

Thomas Linden

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