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Herausgeber:innen Ursina Tossi (l.) und Maximilian Probst
Fotos: Mairisch Verlag

Wissen in Bewegung

01. September 2025

Das Sachbuch „Die Philosophie des Tanzens“ – Tanz in NRW 09/25

Betrachtet man die Entwicklung der Moderne, fällt auf, dass der Tanz immer schon vor den anderen Künsten seine Impulse an den Stationen der Avantgarde gesetzt hat. Von der Jahrhundertwende über den Expressionismus, die Neue Sachlichkeit bis in die Umwälzungen der Sechziger Jahre und darüber hinaus stellte die Tanzkunst die Speerspitze der Innovation dar. Wie kann das sein, und warum ist noch niemand auf die Idee gekommen, eine „Philosophie des Tanzens“ zu schreiben? Vielleicht liegt es daran, dass sich weder das Tanzerlebnis noch die Tanzbetrachtung eins zu eins in Worte übersetzen lässt. Die Sprache muss reflektierend in Bewegung bleiben, um eine Ahnung von den Offenbarungen des Tanzes geben zu können. Denn mit einer Definition oder einem philosophischen Destillat lässt sich der Tanz nicht über einen allgemeingültigen Leisten schlagen.

Der Journalist Maximilian Probst und die in Köln arbeitende Choreografin Ursina Tossi gehen deshalb den diversen Wurzelsträngen nach, aus denen sich das Phänomen der Tanzfaszination speist. In 14 Essays, die allesamt auf inspirierende Weise konkrete Erfahrung mit substanzieller Reflexion verbinden, ergründen 14 Autorinnen und Autoren die politischen und sozialen Dimensionen des Tanzes. Dabei geht es ebenso um den Tanz der Kinder, wie die Events der Techno-Szene, die Clubs, den Paartanz, die Scham und die Umarmung beim Tango. Wie fließt das Bewegungspotenzial des Alltags in die Gestensprache des künstlerischen Tanzes ein und wie ereignet sich die Selbstentäußerung in einem Medium, das wie kein anderes auf Authentizität beruht? Auch deshalb widersetzte sich der Tanz immer wieder der Kontrolle. Ein rebellisches Potenzial, das ihn noch heute zur Quelle eines gesellschaftlichen und eines ästhetischen Widerstands prädestiniert.

Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um dieser „Philosophie des Tanzens“ schon jetzt den Status eines Standardwerks zu bescheinigen. Denn in Zukunft wird man auch deshalb immer wieder auf dieses Buch zurückgreifen müssen, weil es dazu einlädt, in alle Richtungen weiter zu forschen und zu recherchieren. Mit Tanz und Philosophie kommt man eben nie an ein Ende.

Maximilian Probst / Ursina Tossi (Hrsg): Die Philosophie des Tanzens | Mairisch Verlag | 232 Seiten | 24 Euro

Thomas Linden

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