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Lena Kupke
Foto: Marlene Krursel

„Comedy bringt Unabhängigkeit“

10. Februar 2020

Lena Kupke über ihre Karriere und ihre Show mit Charlotte Roche – Interview 02/20

Vielen vor allem bekannt als Stand-Up-Komikerin und Moderatorin ihrer eigenen und sehr beliebten Open-Mic-Show „Komischer Klub“ im belgischen Viertel, ist Lena Kupke nicht nur lustig, sondern eine wahre Powerfrau in ihrer Branche, sie weiß, wie ungewöhnlich der Weg dorthin sein kann, aber auch um die Attribute, die es für den Erfolg braucht. Der Kölnerin ist es vor allem ein Anliegen, besonders die weiblichen Newcomer zu unterstützen: „Beim Komischen Klub ist es zum Beispiel so, dass wenn eine Frau ‚Spot‘ in die Veranstaltung postet, sie eher einen Platz bekommt als ein Mann. Ich weiß, dass das unfair ist, aber es ist mein Anliegen.“ Passend hierzu wird es ab Mitte Februar eine komplett neue Comedy-Show mit Lena geben, welche die 34-Jährige zusammen mit der Erfolgsautorin und seit einiger Zeit auch Stand-Up-Comedienne Charlotte Roche präsentieren wird, bei der jedes Mal eine neue „Gästin“ aus der Comedy-Szene eingeladen sein wird.

choices: Lena, was war dein Auslöser für die Comedy?

Lena Kupke: Ich habe, wie jeder eigentlich, meinen ganz eigenen Weg – auf jeden Fall nicht den klassischen, eher den verrückten Weg. Ich komme aus keiner Künstlerfamilie, habe erstmal in Bonn Anglistik und Geschichte studiert, dort dann meinen Abschluss gemacht und dann ging alles sehr schnell. Angefangen hat es eigentlich mit der Schauspielerei. Ich dachte nach meinem Studium, ich muss unbedingt ins Theater, ich will Schauspielerin werden, war dann auch am Theater, habe angefangen zu spielen, habe zudem an der Studiobühne Köln Kurse gemacht, war dann zeitweise noch beim Hochschulradio und habe irgendwann angefangen eigene Theaterstücke zu schreiben, zu inszenieren und zu spielen. Mein erstes Stück war eine Parodie auf die TV-Serie „Sturm der Liebe“. Das war sehr lustig, und da habe ich gemerkt, dass, wenn ich etwas schreibe, was lustig ist, das dann auch auf der Bühne lustig ist. Und so habe ich meine nonverbale Komik entdeckt.

Ist es nicht schwierig am Anfang in der Branche überhaupt Fuß zu fassen und wahrgenommen zu werden?

Ich habe generell die Einstellung, dass ich mich nicht mit dem beschäftige, was nicht geht. Ich mache einfach. Und das ist wichtig, denn du musst alles selber in die Hand nehmen. Ich habe schon sehr früh alles selber gemacht. Das ist cool, aber auch frustrierend. Selbstständigkeit ist anstrengend: sich immer selbst zu motivieren, zu disziplinieren und dann mit den vielen Absagen zu leben, dem ständigen Vergleich ausgesetzt zu sein. Du siehst dann die Karrieren der anderen, was Reichweite angeht, und trotzdem muss man bei sich bleiben, immer weitermachen, fleißig sein und viel arbeiten. Aber wenn du eine gute Intention hast, dann wird das funktionieren, du wirst dein Publikum finden, egal in welchem Bereich.

Wie ging es mit diesen Erkenntnissen für dich weiter und wie kam es zu deinem ersten Comedy-Auftritt?

Immer wenn ich als Schauspielerin gespielt habe, habe ich mehr und mehr gemerkt: Krass, ich verstehe die Mechanismen von Komik. Das hat mir super viel Spaß gemacht. Comedy war da schon immer irgendwie in meinem Kopf, aber ich dachte anfangs, das ist mir viel zu privat. Und dann ist man da so alleine auf der Bühne. Ich bin auch Teamplayer. Ich weiß noch, als ich fürs Fernsehen geschrieben habe, da habe ich mich mal einen Tag krank gemeldet. Ich war dann mit einer Freundin bei einem Open-Mic und genau in der Woche war da spontan jemand abgesprungen. Sie sofort: „Willst du?!“ Und dann habe ich wie in Trance einfach ja gesagt. Das war wie ein Schups ins kalte Wasser, obwohl ich die Bühne an sich ja schon gewohnt war. Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt, war ja auch nicht vorbereitet, habe alles improvisiert. Ich habe dann einen Monolog aus einem meiner Stücke genommen, der komisch war, und der kam unverschämterweise sofort richtig gut an und dann war ich „on fire“.

Was hat dich bis heute „on fire“ bleiben lassen?

Als Schauspielerin bist du immer in einer Abhängigkeit. Comedy bringt Unabhängigkeit. Du kannst selber schreiben, was du spielen möchtest, viel schneller produzieren, die Wege sind einfach kürzer. Vielleicht bin ich auch ungeduldig. (lacht) Einiges davon habe ich ja vorher auch schon gemacht, ich habe eigene Stücke geschrieben und inszeniert. Naja, und es bringt die Möglichkeit, mehr Präsenz zu bekommen, denn Schauspieler gibt es unzählig viele. Es gibt Castings, wo du reinkommst und alle sehen aus wie du. Außerdem habe ich auch ein Anliegen. Das war beim Theater schon so, dass ich Sachen ausdrücken wollte, und das geht bei Comedy allemal.

Wie ging es dann weiter für dich?

Nach dem Auftritt habe ich mich dann bei „Kunst gegen Bares“ beworben. Da war auch jemand spontan abgesprungen und dann habe ich innerhalb von zwei Tagen mein erstes 10-Minuten-Set geschrieben – so wie ich das jetzt auch gar nicht mehr machen würde. Ich habe das anfangs noch richtig wie so eine Stückeschreiberin alles genau aufgeschrieben. Das war aber auch gut. Dann habe ich mich auch schon beim Talent Award beworben und war dann ein paar Monate später im Finale, das war 2016. Und dann war ich so drin, habe mich mehr damit beschäftigt, wie man das überhaupt lernen kann.

Wie hast du das für dich weiter gelernt, gab es bestimmte Techniken?

Es gibt ganz viele Zugänge. Für mich ist es ein Zugang, das alles direkt live auf der Bühne zu lernen. Mittlerweile schreibe ich gar nicht mehr vor. Dadurch mache ich mich praktisch selber wieder abhängig, weil ich muss dann ja auf die Bühne, um zu testen, aber ich mache und bleibe dran. Ich gehe dann eher mit losen Gedanken auf die Bühne und mit Stichpunkten. Dann bin ich so unter Druck auf der Bühne, dass ich weiß, jetzt muss ich abliefern. Früher habe ich mir noch alles Satz für Satz vorgeschrieben, wie man das als Schauspielerin so macht. Jetzt gehe ich auf die Bühne und dann steht nur ein Wort da und ich bringe meine Geschichte dazu.

Auf welchen Bühnen kann man dich sehen?

Das ist total unterschiedlich. Zum Beispiel bin ich bei der „1live Hörsal-Comedy“ dabei und trete bei „Generation Gag“ (auf 1live, d.Red.) auf, ich war beim „RTL Comedy Grand Prix“, auch schon im „Quatsch Comedy Club“ in Berlin, vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich mit Cordula Stratmann in der ZDF-Reihe „Heroes“ unterhalten, bei „Standup 3000“ (auf Comedy Central, d.Red.) hatte ich Auftritt und bin dort auch bald wieder. Als Schauspielerin bin ich seit zwei Jahren in einer Kinderserie für den TV-Sender KIKA tätig und dann moderiere ich hin und wieder „NightWash live“ in Köln, im April im Gloria, den Komischen Klub (im de.lite, d.Red.) natürlich und ganz frisch und aktuell gibt es im Februar zwei erste Testshows für ein komplett neues Programm mit Charlotte Roche und mir.


Foto: Frederick Muckenhaupt

Was haben du und Charlotte Roche genau vor?

Wir haben uns zusammengetan, nachdem wir uns über den Komischen Klub kennengelernt haben, wo Charlotte öfters bei mir aufgetreten ist. Mein Anliegen war es schon immer, Frauen in der Szene stark zu machen und zu unterstützen, worüber ich dann mit Charlotte ins Gespräch gekommen bin. Wir wollen beide gerne eine Show machen, wo wirklich nur Frauen auftreten dürfen, deutschlandweit. Dann habe ich sie gefragt, ob wir das nicht zusammen machen wollen, und jetzt haben wir gleich zwei erste Testshows in Köln. Die Show nennt sich „Abstrich mit Charlotte Roche und Lena Kupke“. Wir werden bei den ersten Testterminen erst einmal wild ausprobieren, improvisieren, spielen und mit dem Publikum sprechen. Pro Show kommt eine Künstlerin als Gast und hat einen Spot von ca. 15 Minuten. Den Rest performen Charlotte und ich. Das ist ein ganz neues Konzept von uns und wir sind voller Vorfreude, total gespannt und aufgeregt.

Komischer Klub #59 | Fr 14.2. 20 Uhr | de.lite, Moltkestraße

Abstrich mit Charlotte Roche und Lena Kupke | So 16.2. 18 Uhr im Artheater | So 23.2. 18 Uhr im Atelier Theater | ausverkauft!

1live Hörsaal-Comedy | 25.4. 20 Uhr Universität zu Köln | 10.5. 19 Uhr Universität Bonn 19 Uhr

Interview: Marlene Krursel

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