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Die alte Leier
Foto: Mira Moroz

Leierkasten abgebrannt

30. Januar 2014

Die Not der Freien Szene – Theaterleben 02/14

Es klingt wie die alte Leier, die von Seiten der Freien Szene wacker gedreht, von Seiten der Kulturpolitik in demütigem Ritual und regelmäßigen Abständen entgegengenommen wird. Entscheidend passiert ist in den letzten Jahren nichts. Nichts hinsichtlich der dramatischen strukturellen Unterfinanzierung der freien Theater. Nichts hinsichtlich der unwürdigen, oft sittenwidrigen Künstlerhonorare. Nichts hinsichtlich angemessener Produktions- und Aufführungsmöglichkeiten für größere freie Projekte und nationale wie internationale Gastspiele. Außer, als mit dem Theater der Keller ein prominentes freies Theater ganz von der Bildfläche zu verschwinden drohte, wurde für 2013 und 2014 ein sogenannter „Feuerwehrtopf Konzeptionsförderung“ aufgemacht, der 200.000 Euro zusätzlich in den Topf spülte, so dass bis einschließlich 2014 insgesamt 2 Millionen statt 1,8 Millionen Euro für Freies Theater und Tanz zur Verfügung stehen und das Theater der Keller vorläufig gerettet werden konnte. Für die Zeit ab 2015 fehlt die Entscheidung, dass dieses Geld im Topf verbleibt. Und selbst dann! Für den Privatmann sind 2 Millionen Euro eine stolze Summe, für die Finanzierung von über 60 Freien Theatern, Gruppen und Festivals mit hunderten Einzelkünstlern ist es ... fast: nichts.

Wie soll das gehen? Eine einzelne freie Institution wie Kampnagel Hamburg erhält einen Betriebskostenzuschuss durch die Stadt Hamburg, der mehr als doppelt so hoch ist wie die Förderung für die gesamte Kölner Szene. Wie unter diesen Bedingungen das künstlerische Niveau gehalten und entwickelt werden soll – ja überhaupt ein laufender Betrieb aufrechterhalten werden kann – ein Rätsel!? Nicht ganz: Das Kulturangebot Kölns im Freien Darstellenden Bereich basiert auf konsequenter Selbstausbeutung der Akteure und sittenwidrigen Verhältnissen – durch die Stadtpolitik toleriert bzw. gewollt.

Die Möglichkeit der 4-jährigen Konzeptionsförderung brachte vor Jahren endlich die lang ersehnte Planungssicherheit für die geförderten Theater, allerdings, ohne jemals ehrlich und fair ausgestattet worden zu sein. D.h. die Höhe der Förderung ermöglicht weder die bedarfsgerechte betriebliche Förderung noch angemessene Anpassungen an Inflation und allgemeine Kostensteigerungen, geschweige denn Expansion und neue Projekte. So finden seit Jahren verdeckte Kürzungen der Zuschüsse, bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten wie Mieten, Energiekosten etc. statt. Die Situation ist mittlerweile an vielen Stellen bis zum Zerreißen gespannt und wird zum Teil nur über Kredite und Honorarverzichte lebensverlängert.

Die Akteure der Freien Szene verlangen daher mit Nachdruck eine deutliche Erhöhung der Mittel, eine Fortschreibung der zeitlich begrenzten Gelder des „Feuerwehrtopfes Konzeptionsförderung“ bereits vorausgesetzt. Eine Finanzierung der Freien Szene gemäß Kulturentwicklungsplan kann nur erreicht werden, wenn die Mittel dauerhaft im Verhältnis 10:1 an die Zuschüsse für die städtischen Bühnen – dies entspräche einer Verdreifachung der bisherigen Gelder – gekoppelt werden. Bislang werden „die Freien“ mit gerade einmal 3% des Zuschusses der städtischen Bühnen abgespeist.

Ändert sich wieder nichts, droht Kölns Kulturangebot an zentraler Stelle einen irreparablen Schaden zu nehmen!

JÖRG FÜRST

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