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„Gli uccellatori“
Foto: Herwig Prammer

Jeder Vogel findet sein Nest

22. Februar 2018

„Gli uccellatori“ an der Oper Köln – das Besondere 03/18

Es sind immer die Liebesgeschichten, lustig oder tragisch, die Menschen am meisten beschäftigen. Und so ist das bei den drei Vogelhändlern in Florian Leopold Gassmanns „Gli uccellatori“ („Die Vogelfänger“) nicht anders. Hier sind Vögel allgegenwärtig und Damen, zufällig auch drei, aber dummerweise sind alle nur in einen Burschen verliebt. Alles wie im richtigen Leben oder wie bei Carlo Goldoni, der diesem „dramma giocoso“ (auch lustiges Drama) 1759 das Libretti für drei Akte verpasste. Dabei wird hochnotpeinlich darauf geachtet, dass nicht einfaches Volk sich mit höheren Ständen verbandelt – ist klar.

Die englische Regisseurin Jean Renshaw, ursprünglich Choreografin, hatte diesen launigen Abend mit viel Poesie und leiser Dramaturgie bereits in Wien in Szene gesetzt, die Co-Produktion ist nun im März mit dem Gürzenich-Orchester und Kölner Ensemble zu sehen. Bei Renshaw stehen die Sänger und ihre körperliche Präsenz im Vordergrund, Ausstatter Christof Cremer macht das mit zauberhaften Kostümen, die das Vogelmotiv spiegeln, und einer zurückgenommenen Bühne möglich.

Ansonsten lässt Renshaw die Maschinerie der Verwechslungskomödie natürlich wie geschmiert ablaufen, Gassmanns Musik, schon zu Lebzeiten gefeiert, tut ihr übriges, denn auch an der Oper Köln wollen die Damen natürlich nicht zugeben, dass ihre Herzen verwirrt und sprunghaft sind. So manche Verwechslung spitzt sich zu, in die Irre leiten sich alle, es sind die bekannten Muster der Opera Buffa, die bis heute funktionieren, nicht nur auf der Operettenbühne, auch am Theater. Aber am Schluss, man glaubt es kaum, löst sich wieder jeder gordische Knoten, Deckel auf Topf, standesgemäß versteht sich, Cecco und Toniolo bekommen Roccolina und Mariannina und die Comtessa Armelinda ihren eifersüchtigen Marchese Riccardo. Einer schaut in die Röhre und das ist Pierotto, ein bisschen zu irregeleitet, geplante Mordanschläge bleiben eben nicht ohne Folgen, ob für alle die Liebe als süße, herrliche Sache endet, muss bei Goldoni allerdings immer bezweifelt werden.

„Gli uccellatori“ | 18.3.(P), 1.4. je 18 Uhr, 22., 24., 29.3. je 19.30 Uhr | Oper Köln im Staatenhaus | 0221 22 12 84 00

PETER ORTMANN

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