Nach dem Weggang von Konrad Schmidt Werthern im Frühjahr 2013 war die Kölner Kulturamtsleitung, als eine der zentralen Positionen im Hinblick auf die Verwaltung und Unterstützung der Freien Kulturszene, vakant: In Persona der 44-jährigen Barbara Foerster wurde sie nun – nach langem Warten – mit der bisherigen Referentin für Bildende Kunst, trotz öffentlicher Ausschreibung und 130 Bewerbern, intern besetzt. Mindestens aus der Freien Theaterszene vernimmt man leise Enttäuschung über die zu nahe liegende Wahl.
Die Kulturamtsleitung ist gerade für die freien Theatermacher in Köln von entscheidender Bedeutung, weil sie zum einen Verwaltungsvorgänge organisiert, die der Freien Szene nützlich sein können oder sie behindern, zum anderen sollte sie mutig und offensiv die Belange der Freien gegenüber der Politik vertreten, sowohl hinsichtlich akuter Nöte als auch mit Blick auf einen langfristigen berechtigten Förderbedarf als tragende Säule des Kölner Kulturlebens. Man sollte da also die Hoffnung nicht gleich aufgeben, dass sich Barbara Foerster zur Visionen gegenüber aufgeschlossenen Anwältin der Freien Szene aufschwingen wird.
Handlungsbedarf ist da: Es ist längst überfällig, dass die Freie Szene, mit ihren jährlich ca. 300.000 Zuschauern, bedarfsgerecht gefördert wird. Dies erfordert eine drastische Erhöhung der Fördermittel und eine Kopplung der Zuschüsse in einem Verhältnis von 10:1 (10%) an die Mittel der städtischen Bühnen, um sittenwidrige Beschäftigungsverhältnisse zu beenden und Zukunftsvisionen wie ein Produktionszentrum und eine stärkere (internationale) Vernetzung der Szene zu realisieren. Schaut man über den Kölner Tellerrand hinaus, so gibt es im Moment wenig gute Argumente für nationale und internationale Theater- & Tanzgruppen in Köln zu arbeiten oder zu gastieren. Allein die Tatsache, dass die Kölner Politik den Theaterbeirat mit einem um 200.000 Euro gekürzten Etat in die Beratungen zur Konzeptförderung für die Freien Theater im Zeitraum 2015-2018 geschickt hat, ist ein Skandal, der – sollte hier nicht bald eine massive Kurskorrektur stattfinden – zu einem Massensterben unter den Freien Theaterhäusern und Gruppen führen wird. Allein dieser Frage sollte sich Barbara Foerster schnellstmöglich annehmen.
Hinsichtlich der Positionierung der Kölner Kulturinstitutionen gegenüber der Landespolitik kommt ihr die Aufgabe zu, die Kölner Szene zu „promoten“ und deren Position um Landes- und auch Bundesförderungen zu verbessern, sei es durch eine professionellere Außendarstellung des Kölner Kulturlebens, sei es durch eine verbesserte Planungssicherheit einheimischer Akteure. An dieser fehlenden Planungssicherheit, d.h. an fehlenden mehrjährigen Förderzusagen, ist schon so mancher Antrag bei der Bundeskulturstiftung oder dem Fonds Darstellende Künste in Berlin gescheitert. Das ist völlig unnötig und schwächt die Position der Kölner Theater im überregionalen Wettbewerb um Drittmittel.
Da Barbara Foerster in den letzten Jahren das Referat für Bildende Kunst geleitet hat und somit ihr Hauptaugenmerk nicht auf den Darstellenden Künsten lag, kann man sich auf einen neuen, unverbrauchten Blick auf die hiesige Szene freuen...
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