Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

„Satisfaktion II“
Foto: Barbara Siewer

Großmeister des Flaschentrockners

30. Januar 2014

„Satisfaktion II“ im Theater am Sachsenring – Theater am Rhein 02/14

Er ist ein Vater, der konstant seine Vaterschaft leugnet. Marcel Duchamp, der Erfinder der Readymades, will nicht als Präzeptor von Kunstrichtungen wie Dada, Surrealismus, Pop Art oder Konzeptkunst gelten. „Ich wollte nie eine Schule gründen“, sagt er fast beschwörend auf der Bühne des Theaters am Sachsenring. „Satisfaktion II“ heißt der Abend von Hannelore Honnen (Text) und Joe Knipp (Regie), dessen erster Teil vor etwa einem Jahr das Intellektuellen-Trio Benjamin/Spengler/Robert Walser miteinander ins Gespräch brachte.

Diesmal also der Großmeister des Flaschentrockners, der anlässlich einer großen Werk-Retrospektive 1966 in der Londoner Tate Gallery zum Sprechen gebracht wird. Jan-Arwed Maul spielt ihn als einen sehr jungenhaften, begeisterungsfähigen Duchamp, der zwar auch mal von einer Journalistin genervt ist, aber doch immer nonchalant bleibt. Er blickt auf seine kunstbiographischen Stationen zurück, erzählt von den einsamen Anfängen in München bis zu den großen Zeiten in New York und Paris. Der Text stützt sich vor allem auf Duchamps Aussagen zur Kunst und so gibt es an diesem Abend kaum einen Theorielaternenpfahl, an dem nicht eine Duftnote zurückbleibt: Readymade, Rolle von Künstler und Gesellschaft, Kommerzialisierung der Kunst, Ästhetik und Geschmack, alles wird durchgekaut. Doch die Fokussierung hat ihren Preis.

Allzu formelhaft marschiert hier die Theorie auf, kaum etwas wird aus der Zeit oder der Begegnung mit anderen Künsten verständlich. Duchamp entkommt so kaum der eigenen Heroisierung. Da nützt es wenig, ihn mal im Wattebauschen Pierrotkostüm, dann im Anzug aufmarschieren zu lassen. Man hätte sich eher eine Begegnung mit Kunstkollegen wie Man Ray oder André Breton gewünscht. Lebendig wird es immer dann, wenn die Frauen ins Spiel kommen – und bei Duchamps sind das einige. In Gestalt von Signe Zurmühlen mischen sich Künstlerinnen wie Meret Oppenheim und Louise Bourgeois oder die Geliebten Gabrielle Picabia, Mary Reynolds oder Maria Martins ein und durchbrechen die monologische Suada. Anders als das spielerische „Satisfaktion I“, das seine kindlich-verschrobenen Geistes- und Literaturheroen miteinander ins Gespräch brachte, landet der Folgeabend dann leider dann doch bei einem schlichten Theoriebiopic.

„Satisfaktion II“|R: Joe Knipp | 6.-8.2. 20 Uhr | Theater am Sachsenring, Köln | Infos: 0221 31 50 15

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

„Es sollte jede Art von Kunst geben“
Joe Knipp über die Schließung des Theaters am Sachsenring – Interview 11/19

Weihnachten mal witzig?
„Die Weihnachtsengel“ im Theater am Sachsenring – Bühne 10/19

Nicht mehr dabei
„Tür auf, Tür zu“ im Theater am Sachsenring – Bühne 07/19

Blaue Nacht, rote Sonne
„Die Zauberflöte“ im Theater am Sachsenring – Theater am Rhein 06/19

Jubiläum mit Roboter
Theater am Sachsenring feiert 30er mit Komödie und Party – Bühne 03/17

„Ein großes Privileg, diese Arbeit machen zu dürfen“
Joe Knipp über 30 Jahre Theater am Sachsenring – Bühne 03/17

Ohne Biss
„Dracula“ am Theater am Sachsenring – Theater am Rhein 06/15

Beziehung in Beige
Bergmans „Szenen einer Ehe“ am Sachsenring – Theater am Rhein 07/12

Die Bilanz zum Vierzigsten
Theater am Sachsenring spielt rasant-komisches Stück über das Leben ab 40 - Komikzentrum 05/12

Das Klavier ist eine Tomate
Geistesgiganten am Sachsenring – Theater am Rhein 01/12

Theater im Keller
Kölns drohendes Theatersterben - Theaterleben 11/09

Theater am Rhein.

Hier erscheint die Aufforderung!