Er ist ein Vater, der konstant seine Vaterschaft leugnet. Marcel Duchamp, der Erfinder der Readymades, will nicht als Präzeptor von Kunstrichtungen wie Dada, Surrealismus, Pop Art oder Konzeptkunst gelten. „Ich wollte nie eine Schule gründen“, sagt er fast beschwörend auf der Bühne des Theaters am Sachsenring. „Satisfaktion II“ heißt der Abend von Hannelore Honnen (Text) und Joe Knipp (Regie), dessen erster Teil vor etwa einem Jahr das Intellektuellen-Trio Benjamin/Spengler/Robert Walser miteinander ins Gespräch brachte.
Diesmal also der Großmeister des Flaschentrockners, der anlässlich einer großen Werk-Retrospektive 1966 in der Londoner Tate Gallery zum Sprechen gebracht wird. Jan-Arwed Maul spielt ihn als einen sehr jungenhaften, begeisterungsfähigen Duchamp, der zwar auch mal von einer Journalistin genervt ist, aber doch immer nonchalant bleibt. Er blickt auf seine kunstbiographischen Stationen zurück, erzählt von den einsamen Anfängen in München bis zu den großen Zeiten in New York und Paris. Der Text stützt sich vor allem auf Duchamps Aussagen zur Kunst und so gibt es an diesem Abend kaum einen Theorielaternenpfahl, an dem nicht eine Duftnote zurückbleibt: Readymade, Rolle von Künstler und Gesellschaft, Kommerzialisierung der Kunst, Ästhetik und Geschmack, alles wird durchgekaut. Doch die Fokussierung hat ihren Preis.
Allzu formelhaft marschiert hier die Theorie auf, kaum etwas wird aus der Zeit oder der Begegnung mit anderen Künsten verständlich. Duchamp entkommt so kaum der eigenen Heroisierung. Da nützt es wenig, ihn mal im Wattebauschen Pierrotkostüm, dann im Anzug aufmarschieren zu lassen. Man hätte sich eher eine Begegnung mit Kunstkollegen wie Man Ray oder André Breton gewünscht. Lebendig wird es immer dann, wenn die Frauen ins Spiel kommen – und bei Duchamps sind das einige. In Gestalt von Signe Zurmühlen mischen sich Künstlerinnen wie Meret Oppenheim und Louise Bourgeois oder die Geliebten Gabrielle Picabia, Mary Reynolds oder Maria Martins ein und durchbrechen die monologische Suada. Anders als das spielerische „Satisfaktion I“, das seine kindlich-verschrobenen Geistes- und Literaturheroen miteinander ins Gespräch brachte, landet der Folgeabend dann leider dann doch bei einem schlichten Theoriebiopic.
„Satisfaktion II“|R: Joe Knipp | 6.-8.2. 20 Uhr | Theater am Sachsenring, Köln | Infos: 0221 31 50 15
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