Nicht irgendwo ab vom Schuss, sondern zentral und sichtbar im Herzen der Stadt – da soll es hinkommen, das Haus der Demokratie. Mehrere Organisationen, darunter Democracy International, Mehr Demokratie und die Kölner Freiwilligenagentur, haben sich zusammengetan und den Verein Kölner Initiativenhaus für Menschenrechte und Demokratie gegründet. Ihr Ziel: der Zivilgesellschaft ein Gesicht geben, ganz konkret mit einem begehbaren Haus.
In anderen Städten, zum Beispiel Bern, Barcelona und Seoul, gibt es das schon, „und wir glauben, Köln hat das auch verdient, weil es hier eine unglaublich engagierte und aktive Zivilgesellschaft gibt“, sagt Jörg Eichenauer, der als Referent für den Verein arbeitet. Aktuell sind die Initiativen über die ganze Stadt verstreut, das Haus der Demokratie soll für Vernetzung sorgen und zusätzlichen Raum für Bildungsangebote und Veranstaltungen schaffen. Bildung sei enorm wichtig, sagt Jörg Eichenauer: „Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer wieder aufs Neue ein hartes Stück Arbeit bedeutet“. Gleichzeitig soll das Haus als ein konkreter physischer Ort auch demonstrieren, dass Demokratie nichts Abstraktes ist, sondern unser aller Leben direkt betrifft; und jeder Bürger gefragt ist, getreu dem Ausspruch, eine Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen. Deswegen sollen auch darüber hinaus weitere, im wahrsten Sinne des Wortes, Freiräume bereitgestellt werden, die im Wechsel zur Erarbeitung neuer Ideen genutzt werden können. „Wir wollen das gesellschaftliche Potenzial wecken und Engagement ermöglichen“, sagt Andreas Müller, Vorstandsmitglied des Vereins, sodass Menschen die Erfahrung machen können, dass ihre Stimme zählt und Demokratie nicht nur ein Wort, sondern auch tatsächlich „erlebbar“ ist.
Demokratie, das sei ein gesamtgesellschaftlicher Lernprozess, in dem verschiedene, einander teils widersprechende Bedürfnisse eine Berechtigung haben. Und gerade weil innerhalb einer freien Gesellschaft nicht immer alle einer Meinung sind, müsse der Prozess inklusiv sein: „Wenn der Prozess klar ist und ich mitmachen konnte, dann akzeptiere ich ein politisches Ergebnis eher, auch wenn es mir von der Sache her nicht gefällt“, so Andreas Müller.
Grenzen der Toleranz
Zwar setzen sich die Akteure der Initiative für mehr Bürgerbeteiligung ein, es geht ihnen aber keinesfalls darum, alleine zu bestimmen, wohl aber darum, mitzubestimmen: „Wir sehen Bürgerbeteiligung als Ergänzung und als Chance für die Abgeordneten. Nicht als Gegenentwurf zum bestehenden System. Uns geht es nicht darum, zu sagen ‚Wir gegen die‘, sondern darum, am Ende gemeinsam zu entscheiden“, sagt Andreas Müller.
Grundsätzlich soll das Haus für jeden offen sein, auch für Menschen mit ganz anderen, z.B. verschwörungstheoretischen Ansichten. Für Andreas Müller gilt: nicht ausschließen, sondern konfrontieren und sich mit dem Gegenüber auseinandersetzen. „Ich tausche gerne Argumente aus. Aber bei uns gelten auch gewisse Regeln. Rassistische, diskriminierende, menschenfeindliche Äußerungen tolerieren wir nicht.“ Das schließe natürlich einige Akteure aus. Aber selbst in extremen Fällen sei es geboten, „weiter Bildung anzubieten und es immer wieder mit einer transparenten Diskussion zu versuchen“, so Müller.
Wie die Immobilie, nach der sie suchen, genau aussehen soll, steht nicht fest: „Ob repräsentatives Stadthaus, Hochhaus, umgestaltetes Parkhaus oder Hausboot – wir können uns da alles Mögliche vorstellen“, so Jörg Eichenauer.
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