
Pappbecher, Plastikschalen und Aluminiumdeckel – wer durch die Stadt läuft, begegnet den Überresten vom schnellen Mittagessen und Coffee-to-go auf Bürgersteigen, Grünflächen und neben der Parkbank. „Der Abfall nimmt überall dramatisch zu, rund 40 Prozent des Mülls im öffentlichen Raum sind Einwegverpackungen“, sagt Kordula Rix, Mitglied der Kölner Ortsgruppe von Greenpeace. Eine Lösung für das Problem: Mehrweg- statt Wegwerfverpackungen.
Nachdem eine 2023 eingeführte Mehrweg-Angebotspflicht für Gastronomiebetriebe durch zu viele Ausnahmen und fehlende Kontrollen kaum Wirkung zeigte, setzt Greenpeace nun Hoffnung in das Konzept einer kommunalen Einweg-Verpackungssteuer. Rix, seit 2024 ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv, engagiert sich gemeinsam mit ihrer Ortsgruppe und der Initiative Zero Waste Köln für eine Einführung der Steuer in Köln.
50 Cent auf Einwegverpackungen
In Tübingen und Konstanz wird bereits eine Steuer von 50 Cent auf Einwegverpackungen und -geschirr, sowie 20 Cent auf Einwegbesteck erhoben. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben diese Städte mittlerweile die höchste Dichte an Gastrobetrieben, die Mehrweglösungen anbieten. „Die Verpackungssteuer ist ein wertvoller Hebel, um den Müll zu reduzieren. Mit der Steuer werden umweltfreundlichere Optionen attraktiver“, so Rix. Wer die Steuer vermeiden will, greift zur Mehrwegalternative oder bringt gleich die eigene Tupperdose mit.
Die DUH fordert die Verpackungssteuer bereits seit 2014. Da es eine kommunale Steuer ist, muss jede Stadt selbst über Einführung und Umsetzung entscheiden. Nachdem die Fastfoodkette McDonald’s gegen die Steuer in Tübingen geklagt hatte, entschied das Bundesverfassungsgericht Ende 2024 in letzter Instanz, dass die Verpackungssteuer rechtmäßig ist – ein Urteil mit Signalwirkung. Seitdem liegt das Thema in vielen Rathäusern wieder auf dem Tisch. Laut einer Umfrage der DUH haben 144 Städte Interesse an der Einführung der Steuer.
In Köln seien die Voraussetzungen gut, so Rix, das Thema Verpackungssteuer wurde nach Tübinger Vorbild – erweitert um Drive-in-Angebote – bereits im Februar 2025 vom Rat beschlossen. Die konkrete Ausgestaltung wird aktuell von der Stadtverwaltung ausgearbeitet.
Ausbau von Mehrweginfrastruktur
Greenpeace und Zero Waste Köln haben der Stadt Köln im Juni 2025 ein gemeinsames Positionspapier vorgelegt, unterstützt von weiteren Kölner Umweltinitiativen. Darin fordern sie eine konsequente Umsetzung mit wenig Ausnahmen. Außerdem sollen Einnahmen gezielt in den Ausbau von Mehrweginfrastruktur fließen. Betriebe, Konsument:innen und Lieferdienste sollen frühzeitig informiert und aufgeklärt werden. Auch die DUH empfiehlt, die Verpackungssteuer mit dem Aufbau einer funktionierenden Mehrweginfrastruktur zu verbinden und Gastronomiebetriebe dabei zu unterstützen. Mehrwegschalen werden bereits von einigen Firmen angeboten.
Im Juli protestierte Greenpeace Köln mit einem 3,5 Meter hohen Mehrweg-Kaffeebecher und einer Müllsammel-Aktion im Rheinpark für die Verpackungssteuer. Wie engagiert Köln das Thema nach der Kommunalwahl mit neu zusammengesetztem Stadtrat und mit neuem Oberbürgermeister angeht, ist noch unklar. „Nach den ersten Sitzungen des neuen Stadtrats werden wir auf jeden Fall weiter Druck machen“, verspricht Rix.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Kli Kla Klacks
Intro – Genug für alle
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 1: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 1: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Gleiches Recht für alle!
Teil 2: Leitartikel – Aufruhr von oben im Sozialstaat
„Eine neue Ungleichheitsachse“
Teil 2: Interview – Soziologe Martin Heidenreich über Ungleichheit in Deutschland
Klassenkampf im Quartier
Teil 2: Lokale Initiativen – Bochums Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Stahlhausen
Die Mär vom Kostenhammer
Teil 3: Leitartikel – Das Rentensystem wackelt, weil sich ganze Gruppen der solidarischen Vorsorge entziehen
„Die gesetzliche Rente wird von interessierter Seite schlechtgeredet“
Teil 3: Interview – VdK-Präsidentin Verena Bentele über eine Stärkung des Rentensystems
Der Kitt einer Gesellschaft
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Landesverband des Paritätischen in Wuppertal
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Politische Körper
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Kölner Friedensbildungswerk setzt auf Ganzheitlichkeit
Widerstand ohne Waffen
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und ihr Landesverband NRW
Platz für mehrere Wirklichkeiten
Teil 3: Lokale Initiativen – Kamera und Konflikt: Friedensarbeit im Medienprojekt Wuppertal
Kultur am Kipppunkt
Teil 1: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Zwischen Bar und Bühne
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Neuland als kulturelles Experiment im Bochumer Westend
Querschnitt der Gesellschaft
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Kulturbüro Wuppertal als Partner der freien Szene
Aus den Regionen
Teil 1: Lokale Initiativen – Das WDR-Landesstudio Köln
Von lokal bis viral
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Landesanstalt für Medien NRW fördert Medienvielfalt
Pakt mit dem Fakt
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Zentrum für Erzählforschung an der Uni Wuppertal
Zwischen Krawall und Karneval
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Bereich Gegenwart im Kölner NS-Dok klärt über Rechtsextremismus auf
Antifaschismus für alle
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Bochumer Antifa-Treff
Nicht mit uns!
Teil 3: Lokale Initiativen – Das zivilgesellschaftliche Netzwerk Wuppertal stellt sich quer