Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18

12.603 Beiträge zu
3.827 Filmen im Forum

Sommer 85

Verliebte Jungs

05. Juli 2021

Die Filmstarts der Woche

Der 16-jährige Alexis lebt seit zwei Jahren in dem Badeort Le Tréport in der Normandie. Als er in den Sommerferien mit dem Boot rausfährt, kentert er bei einem Gewitter. Der zwei Jahre ältere und sehr selbstbewusste David rettet ihn, und die beiden werden nicht nur Freunde, sondern auch ein heimliches Liebespaar. Davids Mutter ist begeistert, denkt sie doch, ihr Sohn hätte ein Jahr nach dem Tod seines Vaters nur einen guten Freund gefunden. Die beiden Jungs erleben hingegen einen Sommer voller Leidenschaft und Entdeckungen, der sich für sie perfekt anfühlt. Zumindest bis der umtriebige und weniger romantisch veranlagte David aus Langeweile mit einem Mädchen fremd geht. Als Alexis das herausfindet, haben die beiden einen Streit, der schließlich in einem Drama eskaliert. François Ozon verfilmt mit „Sommer 85“ (Cinenova, Lichtspiele Kalk, Weisshaus, OmU im OFF Broadway) den Roman „Dance on my Grave“ von Aidan Chambers aus dem Jahr 1982, den er seinerzeit als Jugendlicher mit großer Begeisterung gelesen hat. In seiner Verfilmung, die uns mittels Mode und Musik (Score von Jean-Benoît Dunckel von Air, Songs von The Cure, Lloyd Cole, Raf, Rod Stewart  u.a.) gekonnt in die Zeit der 80er Jahre entführt, fühlt man sich schon in den ersten Szenen gleichermaßen an Eric Rohmers Filme „Pauline am Strand“ (1982) und „Sommer“ (1996) und der jugendlichen Liebe, von der die Filme leichthändig erzählen, erinnert. Und natürlich denkt man auch gleich an den Arthouse-Hit „Call me by your Name“ von Luca Guadagnino, der nicht nur das Coming of Age-Thema, sondern auch das Thema der ersten schwulen Liebe mit „Sommer ‘85“ teilt und ebenfalls in den frühen 80er Jahren angesiedelt ist. Ozon platziert seinen Film zwischen der eher formellen, philosophischen Betrachtung bei Rohmer und der sehr emotionalen, delegischen Inszenierung bei Guadagnino. Beides fügt sich bei ihm organisch ineinander.

Lehrerin Emi dreht mit ihrem Mann einen privaten Pornofilm, und der Hardcorestreifen gelangt an die Öffentlichkeit. Die erzürnte Elternschaft bittet Emi vor ein Tribunal. Der rumänische Filmemacher Radu Jude definiert seinen Film „Bad Luck Banging or Loony Porn“ (Filmpalette, Lichtspiele Kalk, Open Air im MAKK) als Skizze und bettet die Rahmenhandlung in drei Akte, in denen er explizit und experimentell ein kritisches Gesellschaftsbild zeichnet. Jude erhielt für seine messerscharfe Abrechung dieses Jahr den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele.

Maria Heubuch sitzt im EU-Parlament, engagiert sich gegen Landgrabbing und nimmt die EU in die Verantwortung. Karin Berndt ist Bürgermeisterin einer kleinen Gemeinde und kämpft für die Erhaltung der ortsansässigen Schule. Charly Schillinger und Günther Wuchterl beantragen, dass der Sternenhimmel über dem niederösterreichischen Großmugl durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wird. Ein Portrait von Menschen, die sich für den Erhalt von Werten, Kultur und der Lebensgrundlage stark machen. Gesa Höllerbachs Doku „Landretter“ (Filmpalette) tut gut, weil sie darlegt, wie schön es ist, Bürgern zu folgen, die sich tatkräftig und konstruktiv für etwas engagieren, anstatt bloß polemisch gegen etwas zu wettern.

Rory (Jude Law) ist ein erfolgreicher Finanzexperte. Für einen neuen Job zieht er Mitte der 80er Jahre mit seiner Familie aus den USA zurück in seine Heimat England, wo er ein großes altes Anwesen gemietet hat. Tatsächlich hat ihn das berufliche Glück schon vor einer Weile verlassen, und auch die neue Hoffnung auf Erfolg in London erfüllt sich nicht. Rory gesteht die zunehmenden Probleme weder sich noch seinem Umfeld ein und setzt alles darauf, die Fassade aufrecht zu erhalten. Seine Frau (Carrie Coon) und die Kinder reagieren ganz unterschiedlich auf die zunehmende Anspannung. Sean Durkin  („Martha Marcy May Marlene“) lässt sich auch in seinem zweiten Film „The Nest – Alles zu haben ist nie genug“ (Cinenova, Rex am Ring) viel Zeit, um sein im Thatcherismus angesiedeltes, aber hochaktuelles Sittenbild weitgehend undramatisch zu entfalten.

Außerdem neu in den Kinos: Marc Bauders philosophischer Essay „Wer wir waren“ (OFF Broadway, Weisshaus), John Lee Hancocks Thrillerdrama „The Little Things“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI), Cate Shortlands „Avengers“-Ableger „Black Widow“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI), Josh Lawsons romantische Zeitschleifenkomödie „Und täglich grüßt die Liebe“ (Cinedom, Cineplex, UCI) und Joal Crawfords Trickfilmspaß „Die Croods: Alles auf Anfang“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI).

Redaktion choices.de

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Last Breath

News.

HINWEIS