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Christine Reifenberger, „Schweben und strömen“, Galerie Alex Serra
Foto (Ausschnitt): Thomas Dahl

Träume im Haferfeld

30. Juni 2025

Drei Kölner Ausstellungen über Sagen und Fantasien – Galerie 07/25

Von den Streifzügen des Windes im Haferfeld berichtet Brunhilde Bordeaux-Groult in der Galerie Norbert Arns mit ihrer Soloausstellung „La vie est une avoine et le vent la traverse“. Im Eingangsbereich der Stätte erwartet die Besucher:innen eine Pforte, gezimmert aus den Hölzern des bretagnischen Waldes Brocéliande, in dem die Sagen um König Artus und Zauberer Merlin beheimatet sind. Weitere verschlossene Tore fordern zum metaphysischen Durchschreiten auf. Ihre Objekte versieht die Künstlerin mit Gravuren, die nicht minder mythisch anmuten. Dazu durchweht die Stätte ein Duft verschütteter Erinnerungen. Die Begehung erfolgt flüsternd. Ergänzt werden die Tore durch fensterförmige Holzreliefs und einer Aufnahme des Gedichtes „Brocéliande“ von Surrealist Louis Aragon, das die titelgebende Zeile „La vie est une avoine et le vent la traverse“ übers.: Das Leben ist der Hafer und der Wind fährt hindurch.) beinhaltet.

Mit „Schweben und strömen“ befasst sich die Konzeption von Christina Reifenberger in der Galerie Alex Serra. Auch hier befindet sich der Gast mit dem Überqueren der Türschwelle bereits inmitten einer Inszenierung, die zum Einklang mit der Schwerelosigkeit einlädt. Entgegen einer erstrebenswerten körperlichen Leichtigkeit wirken Reifenbergers Papierinstallationen sperrig, in sich verschlossen und scheinbar unbeweglich. Doch aus den Falten erheben sich Geschichten, die sich wie ein Gebirge auftürmen. Flankiert werden die erdfarbenen Skulpturen, die die Prinzipien der Ästhetik ignorieren, von neonfarbenen bis dunkel-leuchtenden Malereien, aus denen nicht weniger als die Dichte des Universums zu strömen scheint.

Den zweiten Teil ihrer Ausstellung „Das Letzte“ zeigt die niederländische Medienkünstlerin Sabina Maria von der Linden in der neuen Kölner Galerie Josey auf der Gladbacher Straße. Die Protagonistinnen ihres Gastspiels sind schlicht die ironisierten Fantastereien vom perfekten Gegenüber. In flirrenden Kurzfilmen, feinen Kaligraphien, aus der Zeit gefallenen Fotografien, anatomischen Zeichnungen und auf dem zur Nutzung angebotenen Rechner, der zur Website „www.no1girl.net“ führt, setzt sich von der Linden kritisch mit dem Konsum von Weiblichkeit, der Künstlichkeit von Individualität, latentem Narzissmus und dem Trugbild von Beziehungen auseinander.

Galerie Norbert Arns: La vie est une avoine et le vent la traverse | bis 19.7. | Galerie Alex Serra: Schweben und strömen | bis 26.7. | Josey: Das Letzte II | bis 2.8.

Thomas Dahl

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