
Was will der Lama mit dem Gewehr?
Bhutan, Frankreich, USA, Taiwan 2023, Laufzeit: 107 Min., FSK 0
Regie: Pawo Choyning Dorji
Darsteller: Tendin Wangchuk, Tandin Sonam, Pema Zangmo Sherpa
>> www.mfa-film.de/kino/id/was-will-der-lama-mit-dem-gewehr/
Ruhiger und kluger Spielfilm aus dem Himalaya
Krieg dem Kampf
„Was will der Lama mit dem Gewehr?“ von Pawo Choyning Dorji
Im Jahr 1999 hat der König von Bhutan seinem Volk den Zugriff auf Fernsehen und Internet erlaubt – nicht ohne auch vor den Gefahren zu warnen. Rund zehn Jahre später war auch das letzte Dorf in dem kleinen Staat zwischen China und Indien in Kontakt mit der digitalen Außenwelt. Das war 2013 für den französischen Regisseur Thomas Balmés der Anlass, anhand eines achtjährigen Jungen zu erforschen, ob diese Revolution die Menschen in Bhutan glücklicher gemacht hat. Damit orientierte er sich an der buddhistischen Staatsreligion des Landes. In Bhutan ist das sogenannte Bruttonationalglück wichtiger als das Bruttoinlandprodukt. Jigme Singye Wangchuck, seit 1972 König von Bhutan, hatte bereits 1998 seine eigene Macht gegen den Willen des Parlaments eingeschränkt und unter dessen Autorität gestellt. Für 2008 verkündete er dann die Einführung einer Verfassung, um Bhutan in eine demokratisch-konstitutionelle Monarchie zu überführen. Mit nur 51 Jahren gab er aber bereits 2006 die Krone an seinen nur 26-jährigen Sohn Jigme Khesar Namgyel Wangchuck weiter.
Die ersten freien Wahlen in dem Himalaya-Staat, in dem bis 2007 politische Parteien verboten waren, nimmt nun abermals ein Regisseur zum Anlass, genauer auf dieses kleine, ungewöhnliche Land zu schauen. Dieses Mal kommt der neugierige Blick jedoch nicht aus dem Ausland, Regisseur Pawo Choyning Dorji ist in Bhutan geboren. Und er hat auch keinen Dokumentar-, sondern einen Spielfilm zum Thema realisiert. „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ zeigt in mehreren kunstvoll verwobenen Handlungssträngen, wie die Menschen in Bhutan auf die ersten freien Wahlen reagieren. Da ist die Wahlleiterin, die mit Testwahlen dafür sorgen soll, dass das Prinzip der demokratischen Wahl von der Bevölkerung verstanden und sinnvoll umgesetzt wird. Da ist eine Familie, die sich in ihrer Parteinahme für einen Kandidaten in ihrem Dorf ins soziale Abseits gestellt sieht. Da ist ein junger Mann, den die Wahl weniger, das Geld eines Touristen aber umso mehr interessiert. Er soll ihm bei der Suche nach einem alten Gewehr aus dem amerikanischen Bürgerkrieg helfen. Und schließlich ist da der titelgebende Lama, der fürchtet, dass die Wahlen Unruhe ins alte Königreich bringen. Er sendet seinen einzigen Schüler aus, ihm mindestens zwei Gewehre zu besorgen.
Pawo Choyning Dorji hat als Sohn eines Diplomaten in den USA Verwaltung und in Indien buddhistische Religion studiert. Er arbeitet als Schriftsteller und Fotograf. Zum Film kam er 2012 als Assistent. Sein Regie-Debüt „Lunana“ (2020) um einen Dorflehrer drehte er in 4000 Meter Höhe mit Solarenergie und Laiendarsteller:innen. Belohnt wurde er mit der ersten Oscar-Nominierung Bhutans. Auch sein neuer Film war für den besten internationalen Film bei den Oscars nominiert. Dort verlässt er sich nicht auf den großen Schauwert der Landschaft Bhutans, sondern vor allem auf die Darsteller:innen und nicht zuletzt das gute Drehbuch, das mit einem großartigen Plot-Twist überrascht. Bis es so weit ist, macht die langsame, aber raffinierte und vor allem kluge Erzählweise den Film zu einem echten „Slowburner“!

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