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The Fountain

The Fountain
USA 2006
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Hugh Jackman, Rachel Weisz, Ellen Burstyn

Audiovisuell beeindruckendes Drama

Who wants to live forever?
"The Fountain" von Darren Aronofsky

Darren Aronofsky hat sich mit seinen vielgelobten schauspielerischen Tour-de-Force-Vehikeln „The Wrestler“ und „Black Swan“ längst zum Liebling von Kritik und Publikum gemacht. Dabei startete der Regisseur bereits vor dem Award-Regen mit beeindruckenden wie unbequemen (Psycho-)Dramen wie „Pi“ oder „Requiem for a Dream“. Dazwischen liegt allerdings ein eher weniger beachtetes Experiment aus dem Jahr 2006.

Die ferne Zukunft? Eine Blase im Weltraum, in dessen Zentrum ein Stück Erdreich und ein knorriger alter Baum eingeschlossen sind – einer leuchtend hellen Nebula entgegen schwebend. Ein Mann (Hugh Jackman) reist in dieser Blase dem sterbenden Stern Xibalba entgegen. Das 16. Jahrhundert: Der spanische Konquistador Tomas (ebenfalls Hugh Jackman) erhält von seiner geliebten Königin den Auftrag, in die neue Welt zu reisen und nach dem Baum des Lebens zu suchen, wie er im Alten Testament beschrieben wird. Denn zuhause wütet der Fanatismus der spanischen Inquisition. Die Gegenwart. Der Neurochirurg Tommy Creo forscht nach einem Mittel gegen Krebs. Nicht nur zum Allgemeinwohl, sondern vor allem für seine schwerkranke Frau Izzy, die an einem Hirntumor leidet. Diese hat sich jedoch nicht nur mit ihrem Schicksal abgefunden, sondern schreitet fast schon optimistisch ihrem Ende entgegen – was Tommy zur Verzweiflung treibt. Der Tod ist schließlich „eine Krankheit“, die der Heilung bedarf. Dazu wendet er unter anderem ein Baum-Extrakt aus dem Regenwald an, getestet an einem Affen. Doch für Izzy scheint jede Heilung zu spät zu kommen. Seine Frau, die Schriftstellerin, hat ihm einen handschriftlich verfassten Roman hinterlassen, dessen letztes Kapitel von ihm selbst geschrieben werden soll. Es ist die Geschichte eines spanischen Konquistadors…

An tiefgreifendem, spirituellem Symbolismus mangelt es „The Fountain“ wahrlich nicht. Symbole wie der Baum des Lebens als Jungbrunnen (quasi „Fountain“ of Youth) schaffen einen Zusammenhang zwischen den Jenseitsvorstellungen der Kulturen. Leichte Kost ist das alles nicht – und noch dazu oft an der Grenze zur prätentiös-esoterischen Moralvermittlung. Da ist es weniger die Message, als vielmehr die überragende Form, mit der Aronofsky seine drei Story-Ebenen thematisch und emotional zu verknüpfen weiß und oftmals verschiedene Lesarten bietet. Reden wir hier von Zeitreise? Von einem Science-Fiction Plot mit gleichzeitiger Verwurzelung im Historienfilm?

Mit „The Fountain“ wagt Aronofsky einen ganz anderen Ansatz als „Requiem for a Dream“ oder „The Wrestler“. Am ehesten ließen sich hier wohl noch Vergleiche zu Terrence Malicks späterem „The Tree of Life“ oder gar Kubricks „2001“ ziehen, die ebenfalls dem Sinn des Lebens in teils psychedelischen Kinobildern auf den Grund gehen. Für Malicks kosmische Geburtskollage leistete Aronofsky hier sogar Pionierarbeit, denn im Vergleich zu zeitgenössischer Ausreizung von Computeranimationen setzte er vielmehr auf die organisch-chaotischen Effekte, die beispielsweise chemische Reaktionen unter dem Mikroskop erzeugen können.

„The Fountain“ versteckt seine Message nicht, wie man es von einem künstlerisch verklärten Film erwarten würde. Im Gegenteil, er ist ein explizites memento mori in ästhetisch ansprechender Verpackung. Er wird von visuellen Leitmotiven, wiederkehrenden und bedeutungsvoll aufgeladenen Farben sowie einem hochemotionalen Soundtrack von Hofkomponist Clint Mansell bereichert. Dieser liefert in „The Fountain“ neben „Requiem for a Dream“ wohl sein eindrucksvollstes Werk ab, das nicht weniger als das leitmotivische Rückgrat dieses Films bildet. Die beiden zentralen Rollen des Films, Hugh Jackman und Rachel Weisz, stellt Aronofsky wie so oft vor intensive schauspielerische Herausforderungen, die gerade auch bei Jackman meist Wut und Verzweiflung heraufbeschwören lassen. Dennoch ordnet sich ihre Leistung dem Gesamtkonstrukt Aronofskys unter, der mit seinen visuellen Analogien größtenteils eine stimmige Verbindung der drei Zeitepochen erreicht. „The Fountain“ ist ebenso poetisch wie schwer verdaulich, auch polarisierend und entgeht nur durch seine außerordentlich faszinierende Gestaltung dem Eindruck des Esoterik-Kitschs. Was bleibt, ist eine intensive Erfahrung, die man im Mainstream-Kino selten findet.

(Daniel Brüning)

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