The Big Sick
USA 2017, Laufzeit: 120 Min., FSK 6
Regie: Michael Showalter
Darsteller: Kumail Nanjiani, Zoe Kazan, Holly Hunter
>> www.thebigsick-film.de/
Wunderbare Romantic Comedy jenseits flacher Formeln
Girlfriend im Coma
„The Big Sick“ von Michael Showalter
Mit 18 Jahren ist der in Pakistan geborene Kumail Nanjiani mit seiner Familie in die USA gekommen. Neben seinem Studium hat er sich mit zunehmendem Erfolg als Stand-up-Comedian versucht. Nach einigen Auftritten und einer eigenen Show war er ab 2014 in der HBO-Serie „Silicon Valley“ zu sehen. Seine pakistanische Herkunft humorvoll zu thematisieren, war nach eigenen Angaben spätestens seit 9/11 unumgänglich. Dass das auch in seinem ersten Spielfilm nicht anders ist, liegt unter anderem daran, dass sich Kumail Nanjiani dort selbst spielt.
Kumail schlägt sich mehr schlecht als recht als Comedian durch. Der Funke will bei seinen Stand-up-Shows nicht überspringen, der Erfolg lässt auf sich warten. So muss er nebenher als Taxifahrer jobben. Bei einem seiner Auftritte lernt er die kecke Psychologiestudentin Emily kennen. Zwar springt hier im Gegensatz zu seinem restlichen Publikum endlich mal ein Funke über, doch beide sind sich einig, dass sie zurzeit keine feste Beziehung wollen. Kumail kommt das nicht nur aus Zeitgründen gelegen, denn er verheimlicht Emily, dass seine traditionell lebende Familie schon lange versucht, ihn mit diversen pakistanischen Frauen zu verheiraten – wo sie doch schon ertragen müssen, dass er weder Arzt noch Jurist wird, sondern sich stattdessen auf kleinen Bühnen lächerlich macht. Eine weiße Freundin würde den endgültigen Bruch mit der Familie zur Folge haben. Und dennoch: Die Gefühle sind größer, und aus den Dates wird dann doch langsam eine richtige Beziehung. Nur seiner Familie erzählt Kumail nichts. Als sie merkt, dass er ihre Beziehung verheimlicht, verlässt sie ihn enttäuscht und wütend. Glücklich ist dadurch niemand, aber Kumail bleibt passiv und unfähig, die Situation zu händeln. Erst als Emily mit einer mysteriösen Infektion ins Krankenhaus kommt und kurz darauf sogar ins Koma fällt, lernt er endlich ihre Eltern kennen (toll: Holly Hunter mit Ray Romano) und merkt auch, was er mit Emily verlieren könnte.
Klingt nicht gerade komisch, ist es aber. Sehr sogar! Kumail Nanjiani und die ehemalige Therapeutin und heutige Drehbuchautorin Emily V. Gordon erzählen in „The Big Sick“, wie sie sich kennengelernt haben. Die beiden haben gemeinsam das Drehbuch geschrieben, weil sie die Geschichte am besten kennen, aber vor allem, weil sie gut und komisch schreiben können. Während Nanjiani, der zwar oft vor der Kamera steht, aber selten dramatische Töne treffen muss, einen Schauspielcoach für seine Rolle bemühte, hat Gordon lieber der Schauspielerin Zoe Kazan („Ruby Sparks“, „The F-Word“) ihre Figur übergeben. Nanjiani und Kazan hangeln sich ganz wunderbar durch die Höhen und Tiefen der Story, durch die komischen wie die tragischen Momente, den Culture-Clash und den Rassismus, den die Hauptfigur ertragen muss. Der Film ist zwar als romantische Komödie etikettiert, zeigt aber deutlich mehr Tiefe und Interesse an seinen Figuren als die meisten der formelhaften Rom-Coms der letzten Jahre. In dem lockeren, zweistündigen Spannungsbogen können sich die Figuren jenseits von dramaturgischen Zwängen entfalten.
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