
Stromberg – Wieder alles wie immer
Deutschland 2024, Laufzeit: 95 Min., FSK 12
Regie: Arne Feldhusen
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wnuk
>> stromberg.myshow.de/
Papas tragikomisches Leinwandcomeback
Das innere Kind ist wichtig!
„Stromberg – Wieder alles wie immer“ von Arne Feldhusen
Moderne Komödien, die erst nach recht langer Zeit eine Fortsetzung nach sich ziehen, müssen sich dazu verhalten, wie sich Humor und Sagbares im Laufe der Zeit verändert haben. Das war bei „Das Kanu des Manitu“ so, der das augenzwinkernd gelöst hat. Und jetzt ist „Stromberg“ dran. Die deutsche „The Office“-Variante schickte 2004 Christoph Maria Herbst als Titelheld ins Rennen. Die Serie wurde Kult, Herbst ist aus Kino und Fernsehen seitdem nicht mehr wegzudenken. „Stromberg“ ist die einzige Variante im weltweiten „Office“-Kosmos, die auch den Sprung auf die Leinwand wagt. Die Crowdfunding-Produktion „Stromberg – Der Film“ erreichte 2014 über eine Millionen Kinozuschauer und spielte die Kosten ein. Inhaltlich hat das Unterfangen über weite Strecken überzeugt, allerdings konnte das letzte Drittel des Zweistünders dann nicht mehr ganz mithalten. Jetzt, zehn Jahre später, folgt die Fortsetzung. Und tatsächlich wiederfährt dem zweiten Leinwandausflug der Reihe im letzten Drittel Ähnliches – und noch Radikaleres. Bis dahin allerdings: ganz großes Kino!
Stromberg hat es insofern leichter als Abahachi, Winnetouch und Ranger, als dass Stromberg schon immer ein windiges, unkorrektes Arschloch war. Die Grenzen des Sagbaren sind mittlerweile zwar enger, aber Stromberg überschreitet sie ja ohnehin. Aber darauf ruhen sich die Macher zum Glück nicht aus. Die Macher, das sind Regisseur Arne Feldhusen und Stammautor Ralf Husmann. Und letzterer arrangiert konzeptuell Großartiges: In Strombergs Welt ist der Titelheld – wir befinden uns in einer Mockumentary – noch immer Kultstar. Nach 20 Jahren lädt eine Fernsehsendung den Ex-Chef und sein altes Team zur Prime-Time in die große Abendshow. Fürs Erste begegnen wir allen Backstage, und mit wieviel Augenzwinkern hier die Biografien allen voran von Ernie (Bjarne Mädel), aber auch von Tanja (Diana Staehly), Ulf (Oliver Wnuk) und Jennifer (Milena Dreissig) weitergesponnen werden, das ist bemerkenswert und ausgesprochen witzig. Neu an Bord ist noch Julian (László Branko Breiding), Content Creator und Sidekick von – nein, das wird hier nicht gespoilert. Julian ist halt der, der das Influenzer-Ding bedient.
Großartig auch das ganze Drumherum: die aufgebrachte – „Alte, frauenfeindliche Kackscheiße!“ – Redakteurin (Sophia Burtscher), die abgeklärte – „Das ist bloß Fernsehen!“ – Regisseurin (Anna Mateur). Und nicht zuletzt die Stromberg-Fans vor der Sendeanstalt, die sich als die wahren Inkorrekten entpuppen. Ohne freilich dabei Stromberg selbst das Wasser abzugraben. Der drückt sich derweil, wenn er mal dran denkt, vergleichsweise diplomatisch aus: „Kann ein Schwarzer in nem Sonnenstudio arbeiten? Da musst du ihn fragen, nicht mich. Darum geht’s doch!“ Oder er wechselt direkt in die Opferrolle: „Über nichts darfst du noch Witze machen, aber über mich: kein Problem!“ Klar. Stromberg hat mittlerweile Begriffe wie „Empathie“ aufgeschnappt, aber verinnerlicht hat er davon nichts. Zum Glück.
Insgesamt: eine super aufgelegte, spielfreudige Mannschaft mit einem Konzept, das direkt anschlägt, inszeniert mit bewährtem Timing in Dialog und grandiosem (!) Slapstick. Dann das letzte Drittel, wo das Ganze in eine komische Richtung abdreht: Die Tonalität kippt ins Tragische, Stromberg agiert geradezu psychopathisch. 180-Grad-Wende. Völlig irre. Auf den letzten Metern dann der bemühte Versuch, wieder umzulenken und die anfängliche Heiterkeit wiederherzustellen. Befremdlich. Man kann die Ambition, den Figuren mehr Tiefe und Abgründe zu geben, durchaus befürworten. Aber das funktioniert nicht auf Knopfdruck. Am Ende stellt das hier rhythmisch einen unheilbaren Bruch dar, zum anderen ist das dann auch irgendwann kein „Stromberg“ mehr.
Trotzdem sei der Kinobesuch unbedingt empfohlen, es gibt einfach zu viel Gutes. Allein das anfängliche nostalgische Feuerwerk zündet über sehr weite Strecken gewaltig und strotzt vor Ideen, Sprüchen und Pointen. Und: Nobody’s schließlich perfect. Außer vielleicht der Papa.

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