
Robot Dreams
Spanien, Frankreich 2023, Laufzeit: 102 Min., FSK 0
Regie: Pablo Berger
Hinreißender Animationsfilm für Jung und Alt
Ohne Worte
„Robot Dreams“ von Pablo Berger
Einst sangen vier steife Herren in einer Metropole am Rhein: „Wir laden unsere Batterie / Jetzt sind wir voller Energie / Wir sind die Roboter / Wir sind die Roboter / Wir sind die Roboter / Wir sind die Roboter“. Das hat sogar in New York afroamerikanische Rapper der ersten Stunde beeindruckt. Vielleicht war es vor allem die nächste Strophe, die diesen Kulturtransfer zwischen kühler Technikfantasie und urbaner Popkultur für die groovende Black Community so faszinierend machte: „Wir funktionieren Automatik / Jetzt wollen wir tanzen Mechanik / Wir sind die Roboter … “ Was die deutsche Band Kraftwerk da halluziniert, erträumt sich in dem Animationsfilm „Robot Dreams“ zunächst vor allem ein Hund namens Dog. Dog lebt in einem Appartement in New York, hört Platten von den Talking Heads und schaut sich Dauerwerbesendungen an, während er sein mikrowellenerhitztes Makkaroni-Fertiggericht verspeist. Dass er einsam ist, merkt er vor allem, wenn er in die warm erleuchteten Fenster der Nachbarn blickt, wo er die gemütliche Zweisamkeit sieht, die er sich so sehr wünscht. Wenn er schließlich den Fernseher ausschaltet, weil das Programm kaum auszuhalten ist, dann blickt ihn von der reflektierenden Mattscheibe stumm sein alleine auf dem Sofa sitzendes Ebenbild an. Also schnell den Fernseher wieder anschalten, und wenn es nur der Verkaufssender ist. Doch da wird plötzlich eine Werbung für einen Heimroboter eingespielt. Der metallene Freund gegen die Einsamkeit ist sogar erschwinglich. Die Hotline ist schnell kontaktiert und der Roboter bestellt – jetzt heißt es nur noch auf den Paketlieferanten warten, das Paket auspacken und den Roboterbausatz zusammensetzen. Nicht vergessen: „Wir laden unsere Batterie / Jetzt sind wir voller Energie“.
Realisiert hat den ungewöhnlichen Animationsfilm der spanische Filmemacher Pablo Berger. Viele Filme hat der 60-jährige Spanier nicht gedreht, dafür ungewöhnliche. Bereits vor zehn Jahren hat er mit dem zahlreich ausgezeichneten, Oscar-nominierten „Blancanieves – Ein Märchen von Schwarz und Weiß“ einen schwarzweißen Stummfilm gedreht. Mit „Robot Dreams“ realisiert er einen Animationsfilm für Erwachsene und Kinder, der komplett ohne Dialoge auskommt. „Robot Dreams“ ist eine Adaption des ebenfalls dialogfreien Buchs – Comic, Bilderbuch, Graphic Novel, was auch immer, „Robot Dreams“ (dt. „Robo und Hund – Wahre Freundschaft rostet nicht“) von Sara Varon von 2007. Varons Graphic Novel erzählt in schlichten Bildern die sehr berührende Geschichte von Dog und seinem neuen Gefährten, den er als Bausatz nach Hause geliefert bekommt. Sobald der Roboter zusammengebaut und eingeschaltet ist, beginnen die gemeinsamen Unternehmungen: zusammen Filme schauen („Das Schloss im Himmel“ von Hayao Miyazaki) oder an den (Hunde-)Strand fahren. Doch nach dem Badespaß kann sich der Roboter nicht mehr bewegen. Tja – hätten die beiden mal auf Kraftwerk gehört: „Wir laden unsere Batterie …“ Dog muss ihn zurücklassen. Als er kurz darauf einen Rettungsversuch plant, ist der Strand bereits zum Ende der Saison abgeschlossen. Bis zum nächsten Sommer muss Dog warten. Und der Roboter liegt steif im Sand, später im Schnee. In all der Zeit bleiben ihm nur die Träume seiner Rettung aus der misslichen Lage.
Pablo Berger hält sich im Großen und Ganzen an die Vorlage von Sara Varon. Allerdings baut er sowohl in die Handlung als auch in die Bilder unzählige Details ein, die das Buch auch als abendfüllenden Langfilm funktionieren lassen. Bergers New York der frühen 1980er Jahre zeigt Rap und Graffiti, Punk und Rollerblades, den Central Park und natürlich Coney Island mit seinem Strand. Der passende Soundtrack dazu fehlt auch nicht (mit u.a. der New Yorker 80er-Indie Pop Band The Feelies). Earth, Wind & Fire leisten mit ihrem Hit „September“ sogar einen entscheidenden erzählerischen Beitrag, der den Roboter „Mechanik tanzen“ lässt. Nicht nur diese Detailverliebtheit macht es möglich, dass der Film ganz ohne Worte die Herzen von kleinen und großen Zuschauer:innen berühren kann – trotz oder gerade wegen der nicht kaschierten Traurigkeit der Protagonisten. Auch die erzählerische Raffinesse, vor allem in den immer wieder überraschenden Traumsequenzen, zeigt durch ein perfektes Timing, dass hier wahre Meister der filmischen Erzählkunst am Werk waren.

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