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Requiem for a Dream

Requiem for a Dream
USA 2000, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Ellen Burstyn, Jared Leto, Jennifer Connelly, Marlon Wayans, Christopher McDonald, Louise Lasser, Sean Gullette

Kaum ein anderer Film hat das Filmfestival 2000 in Cannes durch seine brillante Synthese zwischen Story und audiovisueller Umsetzung nachhaltiger geprägt als Darren Aronofsky "Requiem for a Dream". Was fast harmlos und humorvoll beginnt, unter dem Zeichen des Sommers, verdichtet sich schnell - im Herbst ­ zu dumpfen Alpträumen und Visionen in engen, düster bläulichgrauen Räumen, um schliesslich ­ im Winter - in ein unmenschliches Stakkato der Bildfragmentierungen, Parallelmontagen, Beschleunigungen und Verlangsamungen, Stimmverfremdungen, Schock-Detailaufnahmen und verzerrten Perspektiven einzumünden, die die Realität nur noch als eine alles zertrümmernde, in das Bewusstsein eindringende Macht erscheinen lassen. Erzählt wird die parallele Geschichte dreier Zusammenbrüche durch Drogenmissbrauch. Eine vereinsamte Witwe und unglückliche Mutter gerät durch ärztliche Gewissenlosigkeit auf einen ungewollten und für sie unkalkulierbaren Trip, der ihre gewohnte Umgebung in ein langsam anschwellendes Inferno von Flashs und Halluzinationen transformiert. Ihr drogenabhängiger Sohn spritzt sich systematisch in den Bewusstseinkollaps. Seine geldbeschaffende Freundin verliert sich in Prostitution und Selbsterniedrigung. Die unaufhaltsame Bewusstseinsverfremdung, aber auch der Einbruch einer immer desaströseren Realität, eines Trio infernale zwischen Party-Show-Orgien, Beschaffungskriminalität und körperlichen Zerfall, Elektroschocks eingeschlossen, werden von Aronofsky in so hautnaher, akustisch und visuell “innenansichtiger³ Dichte geliefert, dass das Konsumieren von Drogen während der Vorstellung für den Zuschauer zur reinen Geldverschwendung würde. Horror, Groteske, Todesvision, Betäubungsritual, alptraumhafter Television, falsches Paradies und kriminelle Wirklichkeit verknüpfen sich hier zu einem ständig enger sich zuziehenden, ausweglosen Intensitätsteppich impulsartiger Eindrücke. Aronofskys Film basiert auf der Romanvorlage von Hubert Selbys "Letzte Ausfahrt Brooklyn". Selby liess es sich nicht nehmen, selbst am Drehbuch mitzuarbeiten. Das Kronos Quartett garantiert die Perfektion der Klangvibrationen. Warum ein “Traum-Requiem³? Weil die vereinsamte Mutter davon träumte, in ihrem jugendlichen Lieblingskleid in einer TV-Show stolz und glücklich von ihrem Mann und Sohn sprechen zu können. Als letztes, imaginiertes Bild steht dies am Ende von Aronofsks Höllenfahrt, geträumt von einer mittlerweile wahnsinnig gewordenen Frau.

(Dieter Wieczorek)

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