
mother!
USA 2017, Laufzeit: 122 Min., FSK 16
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer
>> paramount.de/mother
Horror mit Herzblut
Angst und Hilflosigkeit
„mother!“ von Darren Aronofsky
Es beginnt mit einem unerwarteten Klopfen an der Haustür und einem älteren Mann (Ed Harris), der eher bedauernswert als bedrohlich wirkt. Doch auf den ersten Gast, der die Zweisamkeit der namenlos bleibende Titelfigur mother (Jennifer Lawrence) und ihres Schriftsteller-Gatten (Javier Bardem) stört, folgt bald dessen Ehefrau (Michelle Pfeiffer), und spätestens als auch noch die beiden erwachsenen Söhne des Paares auftauchen, läuft der Besuch gefährlich aus dem Ruder. Nach ungefähr der ersten Hälfte des Films müsste man sich eigentlich fragen, warum mother nicht einfach alles stehen und liegen lässt und die Flucht ergreift. Darren Aronofsky macht jedoch früh klar, dass das keine Option für die Figur ist: mother und ihr Zuhause sind untrennbar miteinander verbunden; wenn sie ihr Ohr an die Wand legt, kann sie darin ihr eigenes Herz schlagen hören. Das Eindringen von immer mehr Fremden in diesen „heiligen“ Raum (Aronofsky und sein Production Designer Philip Messina haben mit Bedacht ein Gebäude mit achteckigem Grundriss gewählt, wie man ihn sonst von Baptisterien und anderen Sakralbauten kennt) kommt einer Schändung gleich. Dem Hausherrn allerdings ist es geradezu unheimlich gleichgültig, wie sehr seine junge Frau darunter leidet: Für ihn sind die Menschen, die in sein Haus einfallen, Futter für seine Eitelkeit und vor allem eine Inspiration, die seine schriftstellerische Kreativität beflügelt. Und so ist mother auf sich alleine gestellt, als es gilt, ihr Refugium gegen den immer stürmischeren Andrang von außen zu verteidigen.
Darren Aronofsky hat „mother!“ als Produkt jener „Ursuppe aus Angst und Hilflosigkeit“ bezeichnet, die einen überkommt, wenn man sich den derzeitigen Zustand der Welt mit ihren diversen Krisenszenarien ansieht. Aus dieser Ursuppe kristallisiert „mother!“ eine sehr persönliche Geschichte heraus: Wie schon Aronofskys „Black Swan“ ist „mother!“ ein Künstler-Drama, diesmal allerdings aus einer anderen Perspektive: War es in dem Ballettfilm die Künstlerfigur selbst, die sich im Dienst ihrer Kunst bis zur Selbstzerstörung verausgabt, ist „mother!“ eine grausig zugespitzte Abrechnung mit dem Klischee der treusorgenden Künstler-Gattin und Muse, deren Leben darin aufgeht, den Rahmen zu schaffen, in dem sich die Kreativität des Mannes entfaltet. Jenseits der allegorischen doppelten Böden, die Aronofsky in seinen Film eingezogen hat, ist „mother!“ aber vor allem eine meisterlich inszenierte Horror-Fingerübung, die „House Invasion“- und „Haunted House“-Motive zu einer rundum verstörenden filmischen Monstrosität zusammen führt. Das „Was“ tritt dabei hinter das „Wie“ zurück: Der Schrecken speist sich nicht nur aus stufenweise eskalierenden, sich gegen Ende zum blutigen Crescendo steigernden Gewaltszenarien, sondern vor allem aus der meisterlichen Choreografie von Schauplatz, Hauptdarstellerin und Matthew Libatiques beweglicher Kamera: Die urmenschliche Angst vor der Verletzung der eigenen Privatsphäre hat selten ein Film suggestiver in Bilder gefasst.

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