Mein langsames Leben
Deutschland 2000, Laufzeit: 85 Min., FSK 6
Regie: Angela Schanelec
Darsteller: Ursina Lardi, Andreas Patton, Wolfgang Michael, Anne Tismer, Clara Enge, Nina Weniger, Katharina Linder, Sophie Aigner, Devid Striesow, Angela Schanelec, Rüdiger Vogler
Das Kino unserer Tage zeichnet sich dadurch aus, dass die Kamera wie auch die von ihr betrachteten Menschen ständig in Bewegung sind. Ruhe und Gelassenheit findet man kaum noch, auch dann nicht, wenn es wirklich etwas zu erzählen gibt, wo Zuhören angesagt wäre. Angela Schanelec war, bevor sie Filmemacherin wurde, sieben Jahre Theaterschauspielerin. In ihrem neuen Film haben Räume ebenso viel Bedeutung wie der Ablauf der Handlung. Sie läßt die Kamera, die meist still steht, Menschen beobachten, die sich im Restaurant oder einer Küche, an einem See oder in einem Park aufhalten und gelegentlich ist der Schauplatz noch im Bild, wenn die Protagonisten selbst gar nicht mehr da sind. Ein andermal verfolgt die Kamera Menschen so sehr auf Distanz, dass man die Gesichter gar nicht wahrnimmt. Und während man den Gesprächen lauscht, hat man das Gefühl, die Szene sei wie beiläufig und nebenbei beobachtet. Die Geschichten, Begegnungen, Abläufe umfassen ein halbes Jahr. Zu Beginn wartet Valerie in einem Berliner Café auf ihre Freundin Sophie. Die wird als Anwältin ein halbes Jahr nach Rom gehen, man hat sich also viel zu erzählen. Sophie erzählt lebhaft, wortreich, Valerie hält sich zurück, wenn das Gespräch zu Ende ist, wird sich Valerie mit ihrem Freund Thomas treffen, von dem gerade schon die Rede war. Von anderen Menschen wird nur gesprochen. So erfährt man, dass Valeries Vater einen Schlaganfall erleidet. Sie fährt nach Süddeutschland um ihn in einem Pflegeheim zu besuchen. Sie trifft den Bruder, die Geliebte des Vaters, man sieht sie sogar in dem Heim, den Besuch beim Vater selbst seiht man nicht. Am Ende des Films nach vielen anderen Begebenheiten und Begegnungen wartet Sophie, gerade wieder nach Berlin zurückgekehrt, auf ihre Freundin, doch bevor die Erwartete eintrifft, beginnt Sophie ein Gespräch mit einem jungen Mann am Nebentisch. Die Menschen im Film sind um die Dreißig und während der Film sich sehr viel Ruhe und Zeit nimmt, den Personen zuzuhören, sind diese von innerer Unruhe getrieben, man sieht sie kaum zu Hause, Gefühle, Beziehungen bleiben auf Distanz, am Ende des Films bleiben eigentlich nur Abschiede und Trennungen in Erinnerung.Angela Schanelecs Film erinnert an die Arbeiten von Rudolf Thome und von Ferne an Jean Eustache, während Schanelec Robert Bressons "L'argent" als ihren Lieblingsfilm bezeichnet.
(Heiko R. Blum)
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