Furiosa: A Mad Max Saga
Australien, USA 2024, Laufzeit: 148 Min., FSK 16
Regie: George Miller
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Chris Hemsworth, Tom Burke
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Prequel zu „Fury Road“
Sand im Getriebe
„Furiosa: A Mad Max Saga“ von George Miller
„Fury Road“ etablierte 2015 die Amazonen der Landstraße rund um Furiosa (Charlize Theron) und degradierte Mad Max selbstbewusst zum Sidekick – ein dreckiges Road-Movie, ein schlichtweg großartiger, handgemachter Action-Overkill, der mit sechs Oscars überschüttet wurde. „Furiosa“ nun drängt Max endgültig auf den Seitenstreifen und erzählt stattdessen die Geschichte der Titelheldin. Als Mädchen gerät Furiosa (Alyla Browne) in die Fänge des Warlords Dementus (Chris Hemsworth), der vor ihren Augen ihre Mutter tötet. Fortan erwächst sie mit einem Ziel vor Augen zur jungen Frau (Anya Taylor-Joy) heran: Rache zu üben. Dabei gerät sie in einen Drei-Fronten-Krieg.
Nachdem „Fury Road“ atemlos durchs unwegsame Gelände röhrte, muss „Furiosa“ erst recht mühsam angeschoben werden, um dann ordentlich Fahrt aufzunehmen, bis er zum Ende unspektakulär ausrollt. Die erste Stunde des 148-Minuten-Streifens kommt nur schwerlich in die Gänge: George Miller ist müder Erzählbär, und so richtet man den Blick auf Dinge, die man sonst vielleicht übersehen hätte: Dementos und seine Rocker laufen herum in viel zu sauberen Klamotten frisch aus der Wäsche, im Camp der Wilden ist alles blitzblank aufgeräumt. Keine Kratzer, keine Schrammen, kein Staub. Willkommen auf dem Holodeck! Das sieht nicht aus, wie es aussehen soll in einem „Mad Max“-Spin-off. Und so dümpelt das, was man mit kurzen Rückblenden hätte runterreißen können, gestreckt und seicht über das erste Filmdrittel dahin.
Dann aber, endlich, erhebt sich die Kamera über jene unendliche Gerade aus Asphalt, die die Steppe teilt, und Praetorian Jack (super: Tom Burke) sitzt am Steuer des XXL-Straßendampfers, der von einer wilden Horde Road-Warriors attackiert wird. Es geht los, es geht ab! Furiosa werkelt dazu versteckt unter der Bodengruppe, repariert, entschärft, schießt – es ist ein Fest. Und spätestens hier hat uns Anya Taylor-Joy („Emma.“, „The Northman“), die anfangs noch zu zierlich erscheint für die Rolle und sich jetzt bewährt: wach, stumm, kühl und präzise. Mad Furiosa.
Von jetzt an läuft der Motor. Wir treffen alte Bekannte wieder, Miller streut Zitate und Verweise ein, jedes Motorfahrzeug, jedes Kostüm ein Hingucker. Es fehlt dabei leider die Wucht von „Fury Road“, hier ist alles weniger dreckig, weniger blutig, weniger schmerzhaft. Und als man noch einem finalen Asphalt-Shootout entgegenfiebert, fällt der Vorhang schon zum Abspann – und der Film wird wieder eingeholt von seinem Rhythmusproblem. Größte Enttäuschung ist allerdings Chris Hemsworth, dessen Dementus völlig ungreifbar gezeichnet ist: Anführer, Vollversager, Killer, Depp, Moralprediger und – ja, Hemsworth kann einfach nicht ohne: Clown. Inzwischen möchten wir unterstellen, dass er mit Posse und Aussehen seine schauspielerischen Defizite überdeckt. Das mag in (Super-)Heldenrollen funktionieren, zum Antagonisten fehlen ihm Mut und Charisma.
Dennoch wurden wir insgesamt gut unterhalten. „Fury Road“ war eine Offenbarung, „Furiosa“ ist immer noch ein guter Nachfolger, der seinesgleichen sucht. Und nicht auszudenken, was das alles geworden wäre, wenn George Miller, inzwischen 79, das, womit für ihn 1979 alles angefangen hat, nicht höchstselbst fortgeführt hätte. Hätte, hätte, Anschlagkette.
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