
Elefant
Polen 2022, Laufzeit: 93 Min., FSK 12
Regie: Kamil Krawczycki
Darsteller: Jan Hrynkiewicz, Pawel Tomaszewski, Ewa Skibinska
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Ungeschöntes Sozialdrama
Feindliche Umgebung
„Elefant” von Kamil Krawczycki
Bartek (Jan Hrynkiewicz) wurde unfreiwillig in die Situation gedrängt, in der er sich befindet. Sein Vater verließ die Familie schon vor etlichen Jahren in Richtung USA, so dass dem heranwachsenden Jungen im ländlichen Süden Polens die Aufgabe zukam, sich als Mann im Haus zu beweisen, die Mutter (Ewa Skibińska) bei der Erziehung von Barteks jüngerer Schwester Daria (Wiktoria Filus) zu unterstützen und auf dem Hof tatkräftig mit anzupacken. Es ist in diesem Milieu seit Jahrhunderten gang und gäbe, dass die Bewirtschaftung des Guts in der Familie bleibt, und nachdem sich auch Daria mit ihrem Ehemann nach Norwegen abgesetzt hat, scheint Barteks weiterer Lebensweg bereits vorgezeichnet. Finanziell wird es trotzdem langsam eng, und die Mutter spielt schon mit dem Gedanken, Barteks innig geliebte Pferde zu verkaufen, um aus der Bredouille wieder herauszufinden. Als ein alleinstehender Nachbar stirbt, taucht plötzlich dessen einziger Sohn Dawid (Pawel Tomaszewski) wieder im Dorf auf, dem die konservative Enge vor Ort bereits vor 15 Jahren zu viel wurde. Zwischen ihm und Bartek wird schnell eine Sympathie und eine ähnliche Lebenseinstellung spürbar, die nichts mit den überholten Ansichten der Landbevölkerung gemein hat. Die beiden jungen Männer verlieben sich ineinander, obwohl sie beide wissen, dass diese Tatsache unter den Nachbarn nicht lange ein Geheimnis bleiben wird und man kaum mit deren Toleranz für eine gleichgeschlechtliche Liebe rechnen kann.
Schwul zu sein in Polen stellt auch 2023 noch ein großes Problem dar, denn obwohl der Staat Homosexualität als einer der ersten entkriminalisierte, haben sich ultrakonservative Menschen, insbesondere Anhänger der römisch-katholischen Kirche, in den letzten Jahren wieder verstärkt für eine Ächtung gleichgeschlechtlicher Beziehungen stark gemacht. Auch die Gründung sogenannter LGBT-ideologiefreier Zonen gehört dazu, die seit 2019 auch das Europäische Parlament beschäftigen. Kamil Krawczycki weiß nur zu gut, wovon er in seinem Debütfilm „Elefant“ erzählt, denn für das Setting seiner Geschichte ist er in seine Heimatstadt im Süden Polens zurückgekehrt, die eine atemberaubende Natur zu bieten hat, es „Schwulen und Lesben aber ziemlich schwermacht, dort zu leben“, wie er in einem Interview sagte. „Elefant“ verbindet die Dorfromantik des Lebens auf einem Bauernhof mit einer sensiblen schwulen Liebesgeschichte, wie wir das in ähnlicher Form zuvor bereits in Filmen wie „Stadt Land Fluss“, „Oben ist es still“ oder „God’s Own Country“ gesehen haben. In all diesen Filmen ist es aufgrund des von Traditionen und unbelehrbaren Ansichten geprägten ländlichen Milieus schwer für die Liebenden, sich ihrer Umgebung zu offenbaren – oder es kommt zu Rückschlägen, sobald das Geheimnis doch gelüftet wird. Polen ist unter den genannten Beispielen sicherlich das schwierigste Land, und so ist es umso wichtiger, dass vor Ort Filme wie „Elefant“ realisiert werden können, um langsam, aber stetig Verständnis zu wecken.

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