
Cranko
Deutschland 2024, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Joachim Lang
Darsteller: Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler
>> port-prince.de/projekt/cranko/
Bildgewaltiges Biopic
Einblicke in die Seele
„Cranko“ von Joachim A. Lang
Der in Südafrika geborene Ballettchoreograf John Cranko (1927-1973) sorgte erstmals in den späten 1940er Jahren für Aufsehen. Ein Jahrzehnt später war er zu einem der wichtigsten Vertreter seines Metiers in London aufgestiegen, als ihm sein Privatleben jedes weitere berufliche Engagement in Großbritannien zerstörte. Cranko war wegen homosexueller Aktivitäten angeklagt, das britische Königshaus stellte sich gegen ihn und verhinderte, dass weitere renommierte Engagements folgen konnten. Glücklicherweise hatten das Stuttgarter Ballett und sein Intendant Prof. Walter Erich Schäfer großes Interesse daran, Cranko für ein Gastspiel im Staatstheater Stuttgart zu engagieren. So begann 1961 eine neue Ära im Leben des von Selbstzweifeln und Depressionen geplagten Künstlers, der während seiner Zeit in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mithalf, das dortige Ensemble zu Weltruhm zu führen. Auch mehr als 50 Jahre nach seinem plötzlichen Tod aufgrund einer allergischen Reaktion ist John Cranko nach wie vor international eine bekannte und schillernde Gestalt der Ballettszene, deren Erbe nun mit einem spannenden Biopic wieder in den Fokus gerückt wird.
Cranko (toll: Sam Riley) kann es kaum fassen, dass Intendant Schäfer (Hanns Zischler) sich nicht um die Schlagzeilen aus Großbritannien schert und ihn nach dessen erster Choreografie in Stuttgart sogar dauerhaft für diesen Posten engagieren will. Cranko ist aber nicht einfach und setzt mit aller Gewalt durch, dass die für viele nur bedingt hübsche Tänzerin Marcia Haydée (Elisa Badenes) als neue Ballerina des Ensembles eingestellt wird. Darüber hinaus sind Crankos Kommentare oftmals von einer kränkenden Offenheit, mit der er sich nicht nur Freunde macht. Auch in Deutschland trifft sich der Künstler immer wieder mit anderen Männern, obwohl Homosexualität hier ebenfalls noch verboten ist. Die daraus erwachsenden Probleme treiben ihn zu mehreren Selbstmordversuchen. Aber Cranko glaubt, dass man die Schattenseiten des Lebens gesehen haben muss, um etwas Schöpferisches zu vollbringen. Und so fließen seine privaten Erfahrungen auch immer wieder in seine Ballette ein, die nicht nur das Stuttgarter Publikum alsbald in ihren Bann ziehen.
Joachim A. Lang („Führer und Verführer“) hat „Cranko“ mit großem visuellen Einfallsreichtum in Szene gesetzt. An wunderbaren Locations eingefangen, zelebriert der Film die Choreografien Crankos, indem er sie ausgiebig in Tanzszenen nachstellt. Mitunter werden wir Zeuge der Entstehung der Bewegungsabläufe, die dann von Sam Riley als Cranko kommentiert werden, so dass man auch als Ballett-Laie gut versteht, was diese dialoglose Kunst den Zuschauern vermitteln möchte. Sämtliche Darsteller sind sehr gut besetzt, und die zahlreichen dramatischen Höhepunkte im Leben des Choreografen sorgen dafür, dass man über die mehr als zweistündige Laufzeit abwechslungsreich und spannend unterhalten wird. Eine sehenswerte Hommage an einen großen Künstler.
(Frank Brenner)

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