Chinatown
USA 1974, Laufzeit: 125 Min., FSK 16
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Faye Dunaway, Jack Nicholson, John Hillerman, John Huston, Perry Lopez
Da, wo die Chinesen wohnen
Matt513 (259), 17.09.2022
spielt der allergrößte Teil des Films gar nicht. Lange Zeit hatte ich gedacht, dem sei so. Aber außer der Szene, wo Nicholsons Privatdetektiv Gittes die Nase von Polanskis namenlosem Mobster tranchiert bekommt, kannte ich auch gar nichts weiter.
Tatsächlich bezieht sich die Ortsangabe mehr auf die Beschreibung eines parallelen, für den einfachen Bürger gleichsam unabänderbaren Gesellschaftszustands. Dort, in Chinatown nämlich, lebt man nach eigenen Regeln, gelten andere Gesetze. Ähnlich verhält es sich mit den Dingen, die Gittes mit der Beharrlicheit einer Stubenfliege aufdeckt. Gleich zu Beginn wird er wider Willen gegen einen unbescholtenen Mann der kommunalen Wasserversorgung instrumentalisiert. Nicht eben das Werk von Kleinganoven. Aber warum? Mit fortgesetztem Schürfen stößt Gittes in die Machtzirkel vor, die hinter den Kulissen die Fäden nach eigenen Regeln ziehen, gewissermaßen ihr eigenes Chinatown inmitten der Gesellschaft zelebrieren. Der Umgang wird rauer. Gittes riskiert viel. Größer sind die Dinge, als anfänglich zu vermuten war.
Von der exquisiten Ausstattung sowie der Kamera her, die dem Zuschauer immer mal Gittes' Perspektive verleiht, ist der Film ein Genuß. Heutzutage würde alles zu perfekt, weil zu dick aufgetragen wirken. Damals traf Polanski es gut, finde ich. In seinem Werk, das Mitte der 70er den Film noir alter Prägung beschwor, hätte ich allerdings eine vermeintlich klassischere Handlungslinie erwartet, worauf ich auch wegen erwähnter Nasenszene getippt hätte (sowie des Titels!). Der junge Nicholson ist eine Wucht und Dunaway, deren Figur im Film viele Volten nimmt, ist es auch.
Naseweiss
Kinokeule (541), 19.04.2004
Mal wieder einen der genialsten 70?er Jahre Filme aus dem Videoarchiv gefischt. Mit Schmierlappen Jack Nicholson in seiner besten Rolle neben 70?er Ikone Faye Dunaway.
Die Handlung spielt im Los Angeles der 30er Jahre - die klassische Epoche der Detektivromane von Raymond Chandler und Dashiell Hammett. Auf seinen Recherchen gerät Gittes immer weiter in einen kriminellen Sumpf aus Bestechung und Korruption, in dem die Gier nach Macht sogar vor Mord nicht Halt macht. In "Chinatown" kam es endlich zur lange geplanten Zusammenarbeit von Polanski und Jack Nicholson, der die Rolle des verbohrt nach der Wahrheit schnüffelnden Detektivs in all seiner stoischen Hartnäckigkeit perfekt verkörpert und damit endgültig zum Star wurde. Neben ihm sind mit Faye Dunaway ("Bonnie und Clyde") und John Huston weitere hochkarätige Stars zu sehen.
Extra Lob an die phänomenale Ausstattung und Kostüm. Nie sahen die dreißiger Jahre originaler aus. (5 Sterne)
Filmpreis mit Geschmäckle
Deutscher Filmpreis vor der überfälligen Reformierung – Vorspann 06/23
Die Kunst der Verdichtung
„Das Lehrerzimmer“ mit Drehbuchautor Johannes Duncker im Weisshaus-Kino - Foyer 05/23
Von kinderlos zu kinderfrei
Sondervorführung „Me Time“ im Odeon Kino
Sozialismus und Sextourismus
Preview: „Vamos a la playa“ in der Filmpalette
Bruch mit arabischen Stereotypen
„Mediterranean Fever“ im Filmhaus – Foyer 05/23
Start der neuen „Filmgeschichten“
„Eins, zwei, drei“ im Filmforum – Foyer 04/23
Genrefizierung
Ausformungen der Filmkategorisierung – Vorspann 05/23
„Bei Schule können wir nicht einfach etwas behaupten“
3 Fragen an Johannes Duncker, Drehbuchautor von „Das Lehrerzimmer“ – Gespräch zum Film 04/23
Bereichernde Begegnungen
„Anne-Sophie Mutter – Vivace“ mit Filmgespräch im Cinenova
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
Grenzüberschreitende Geschichten
Filmforum NRW mit eigener Filmreihe „Grenzgänge“ – Reihe 04/23
Selfie mit dem Raptor
Dino-Show „Jurassic World: The Exhibition“ in Köln - Film 04/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
Formen und Strukturen
Drei Alfred Ehrhardt-Programme im Filmhaus – Film 04/23
Akward Awards
Die Mysterien der Filmpreisvergabe – Vorspann 04/23
„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23
„Die Lust am Kinoerlebnis nimmt wieder zu“
3 Fragen an Filmforum-Leiter Robert Birkel – Kino.Köln 03/23
Schelm und Wahrheit
Wenn Komik Ernst macht: Von Erhardt bis Engelke und Lobrecht - Portrait 03/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Frühling und Filme
Geschichtsunterricht und Kino im Kino – Vorspann 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
Reizüberflutung mit Konzept
Symposium der Dokumentarfilminitiative – Festival 01/23
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.