Aware – Reise ins Bewusstsein
Deutschland 2019, Laufzeit: 106 Min., FSK 6
Regie: Frauke Sandig, Eric Black
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Dokumentarfilm über das Bewusstsein
Ich spüre, also bin ich
„Aware“ von Frauke Sandig und Eric Black
Das Bewusstsein verortet man in der Regel im Gehirn, vorzugsweise dem menschlichen. Und so beginnt der Dokumentarfilm „Aware“ mit der Neurowissenschaft. Unter der Leitung von Christof Koch, Direktor des Allen Instituts für Hirnforschung in Seattle, werden Gehirne Lebender untersucht, gescannt und analysiert und die von Verstorbenen seziert bis zur einzelnen Zelle. Der Neurowissenschaftler Griffiths von der Johns Hopkins Universität in Baltimore wertet die Erfahrungen von Probanden in klinischen Versuchen unter bewusstseinserweiternden Drogen aus. Der Molekulargenetiker Matthieu Ricard aber hat sich nach seiner Promotion aus der Wissenschaft verabschiedet und lebt und praktiziert seit bald 5 Jahrzehnten in einem buddhistischen Kloster in Nepal.
Vorangestellt ist dem Film die Parabel von den 6 weisen Blinden, die ein Wesen untersuchen, das ihnen unbekannt war. Der eine vermutete ein Seil, einer eine Säule, noch einer eine Bürste usw. Sie hatten einen Elefanten ertastet, aber 6 verschiedene Teile seines Körpers. Was dann beginnt wie eine Wissenschaftsdokumentation erweist sich in der Folge als eine Suche und tastende Reise in ein universelles Geheimnis. Frauke Sandig und Eric Black ließen sich von einer Maya Heilerin inspirieren, die bei den Dreharbeiten ihres Vorgängerfilms „Herz des Himmels, Herz der Erde“ die westliche und so gar nicht ganzheitliche Weltsicht kritisierte. Die Bilder, die die Filmemacher finden, sind groß, weit. Sie zeigen Wasser, fließende Zustände auch in anderen Teilen der Natur. Und die (Forschungs-)Arbeit der Fachleute, die hier Auskunft geben. Was geschieht, wenn wir sterben? Wie, wo und bei wem oder was findet man Bewusstsein? Kommt man ihm mit Methoden der Neurowissenschaft, der Biologie oder Physik, der Meditation auf die Spur? Mit bewusstseinserweiternden Drogen?
Die Berichte über wissenschaftlich beaufsichtigte und minutiös ausgewertete Trips unter dem Einfluss von Psilocybin gehören mit zu den faszinierendsten Szenen dieses an Eindrücken und klug gestellten Fragen reichen Films. Dass Menschen nicht die einzige Spezies mit Bewusstsein sind, wird bald klar, aber vielleicht sind wir die Einzigen, die sich ihres Bewusstseins bewusst sind? Wenn Pflanzen etwas spüren und kommunizieren können, haben sie wohl ein Bewusstsein. Die Biologin Monica Gagliano hat es bei einer Erbse entdeckt, die deutliche Reaktionen auf Berührungen, ja schon auf eine sich annähernden Hand zeigt. Und die indigene Maya-Heilerin Josefa Kirvin Kulix macht deutlich, dass wir uns diesem universellen Geheimnis nur nähern können mit Respekt vor der Natur.
„Wie wird das Wasser des Gehirns zum Wein unserer bewussten Erfahrung?“, fragt Mathieu Ricard, der buddhistische Mönch. „Aware“ begegnet dieser Frage mit Neugier und Offenheit. Was Frauke Sandig und Eric Black nicht wollten, war ein rein materialistischer oder rein esoterischer Zugang zu diesem Mysterium. Dass die existentielle Frage nach dem Bewusstsein nicht bald beantwortet werden kann, ist klar. Aber vielleicht sind die Fragen auch wichtiger als die Antworten.
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