Anima – Die Kleider meines Vaters
Deutschland 2022, Laufzeit: 99 Min., FSK 6
Regie: Uli Decker
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Liebevoller Dokumentarfilm
Freiheit für die Seele
„Anima: Die Kleider meines Vaters” von Uli Decker
Die rechtliche Situation für die Selbstbestimmung und Akzeptanz queerer Lebensformen ist in Deutschland im Laufe der letzten Jahre zwar deutlich besser geworden, immer wieder wird einem aber eindringlich vor Augen geführt, dass es im Alltag nicht zuletzt am Verständnis und der Toleranz der Mitbürger mangelt. Es kommt zu Gewalttätigkeiten und Hasskriminalität gegenüber vermeintlich andersartigen Menschen, in eher ländlichen Regionen kommt noch die Angst der Angehörigen hinzu, „das Gesicht zu verlieren“ und zum Gespött der Mitmenschen zu werden. Im zurückliegenden 20. Jahrhundert war dieser Druck von außen noch ungleich größer, da der Wandel in der Gesamtgesellschaft noch ausstand, da zahlreiche überholte Paragrafen noch nicht abgeschafft waren und das Bewusstsein für die Problematik erst nach und nach geschaffen werden musste. In dieser Zeit, ab den späten 1940er Jahren, wächst ein junger Mann heran, der sich nicht wohlfühlt in seinem männlichen Körper und den damit auferlegten Verhaltensmustern. Helmut Decker schlüpft immer wieder heimlich in Frauenkleider, weil nur beim „Transzendieren seiner Männlichkeit seine Seele frei sein kann“. Von all dem bekommen seine Frau und seine beiden Töchter lange Zeit gar nichts mit, erst am Sterbebett des Vaters enthüllt schließlich Mutter Monika auch den Töchtern Uli und Cordula das Geheimnis des Transvestismus‘ ihres Vaters.
Uli Decker ist heute Filmemacherin und hat sich auch schon in ihrem mittellangen Film „Kelly“ 2017 mit der Problematik falscher Geschlechtszuweisungen auseinandergesetzt. Nun hat sie in ihrem Langfilmdebüt „Anima: Die Kleider meines Vaters“ die eigene Familiengeschichte aufgearbeitet und dabei das gut gehütete Geheimnis ans Licht gebracht. Mit Hilfe der zahlreichen Tagebucheinträge ihres Vaters, etlicher Familienfotos und -videos sowie historischer Archivaufnahmen ist ihr hier ein visuell abwechslungsreiches Porträt geglückt, das mit viel Liebe und Respekt auf die unterdrückten Leidenschaften ihres Vaters blickt. In Interviews mit der Mutter, ihrer Schwester und Freunden der Familie erkennt man die sensible und liebenswerte Art Helmut Deckers, wird sich aber auch dessen großem Lebensdilemma bewusst, das von einer religiösen Erziehung und festgelegten Geschlechtererwartungen heraufbeschworen wurde. In einer Zeit, in der „sexuelle Zwischentöne als abartig galten“, musste der Familienvater seine wahre Natur stets im Verborgenen und lediglich in kurzen Momentaufnahmen leben. Mit diesem Film ist es seiner Tochter nun auf filmisch originelle und tiefgründige Weise gelungen, die Wahrheit ans Licht zu holen und die Würde ihres Vaters dabei dennoch zu bewahren.
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