Donnerstag, 14. Juni: Schon im Vorfeld war bekannt geworden, dass die in Dänemark geborene Schauspielerin, Sängerin, Regisseurin und Schriftstellerin Anna Karina dem ihr gewidmeten Wochenende in Köln nicht persönlich beiwohnen kann. Daniel Malbert, der Leiter des Institut Français, das die Veranstaltung gemeinsam mit den Kinos Odeon und Filmclub 813 organisiert hatte, bedauerte dies bei seiner Ansprache im eigenen Haus nochmals nachdrücklich. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, dass die Künstlerin, die aus persönlichen Gründen absagen musste, zu einem späteren Zeitpunkt einmal in Köln zu Gast sein werde.
Nachdem sich die Gäste bei der Auftaktveranstaltung im Garten des Instituts bei Crêpes und französischem Wein zusammengefunden hatten, führte nach der kurzen Rede Malberts Caroline Nokel genauer in Leben und Werk Anna Karinas ein. Die Journalistin vom Dokumentarfilm-Frauen-Netzwerk LaDOC bezeichnete Karina als „DIE Ikone der Nouvelle Vague“, zu der die aparte Brünette durch ihre Beziehung mit Jean-Luc Godard geworden war. Mit 18 Jahren war sie nach Paris gekommen, wo sie ihren Lebensunterhalt zunächst mit Zeichnen verdiente. Über ihre erste Begegnung mit Godard gibt es widersprüchliche Aussagen. Hatte Godard sie in einer Seifenwerbung gesehen oder tatsächlich eine Anzeige mit dem Wortlaut „Suche Schauspielerin und Freundin“ aufgegeben, auf die Karina antwortete?
Unzweifelhaft ist, dass sie beides wurde. Ein erstes Rollenangebot in Godards „Außer Atem“ hatte sie noch abgelehnt, weil sie sich nicht ausziehen wollte, wurde in den folgenden Jahren aber seine Muse und für acht Jahre seine Ehefrau. Ihre amour fou oder Hassliebe war von Eifersüchteleien und Streitereien geprägt, die aber große Früchte im künstlerischen Sinne trug. Laut Caroline Nokel entsprach Anna Karina „dem Ideal der natürlichen Frau“, was dem Kino jener Tage zugute kam, das „eine feinere Erotik“ zeigen wollte als dies in den deutlich derberen 50er Jahren der Fall gewesen war. Godards Beziehung zu seiner Ehefrau ist mit derjenigen zwischen einem Maler und seinem Modell vergleichbar, jene Phase seiner Karriere wird auch als die „Karina-Jahre Godards“ bezeichnet.
Wie viele weitere Schauspielerinnen der „Nouvelle Vague“ diente auch Anna Karina als Objekt der Begierde für den Blick des männlichen Protagonisten, der noch dazu häufig autobiografisch geprägt war und somit den Blick des Filmemachers widerspiegelte. Der Eröffnungsabend klang mit Agnès Vardas frühem Kurzstummfilm „Les fiancés du pont Mac Donald“ und Pierre Koralniks selten gezeigtem Fernsehmusical „Anna“ aus. Die Ausstellung mit Presseartikeln, Plakaten, Fotos und Schallplattenhüllen zu Karina, die sich im Erdgeschoss des Institut Français befindet, ist noch bis zum 12. Juli 2012 zu sehen.
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