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Die Natur und eine horizontale Linie

24. April 2013

Das Clemens-Sels-Museum in Neuss zeigt Meisterwerke aus seiner Sammlung – Kunst in NRW 03/13

Eigentlich ist es eine relativ kleine Ausstellung, mit der das Clemens-Sels-Museum in diesem Frühjahr auf sich aufmerksam macht. Nur eines der Stockwerke wird mit der Schau „Horizonte. Landschaft im Spiegel der Kunst“ bespielt, die Exponate stammen ausschließlich aus dem eigenen Besitz und sind überwiegend klein oder mittelformatig, darunter befinden sich etliche Papierarbeiten. Aber: Die Substanz der Neusser Sammlung ist enorm, und so wie die kluge Ausstellungsregie den Betrachter lenkt, reicht die Anzahl der Exponate allemal für einen anregenden Nachmittag voller Überraschungen und Erkenntnisse.

Thema der Ausstellung ist die Darstellung der Landschaft mit den Mitteln von Malerei und Grafik. Der Titel „Horizonte“ – also die Darstellung von Landschaftsraum mittels einer teilenden horizontalen Linie, welche Erde (oder Wasser oder Berge) vom Himmel scheidet und tatsächlich ziemlich unwirklich ist – trifft indes nur auf den geringsten Teil der ausgestellten Bilder zu. Viel eher geht es um Landschaftsschilderung im Allgemeinen, mitunter noch mit der Betonung auf der Natur selbst, was aber auch die Darstellung von Gewässern einschließt. Deutlich wird, wie sich der Blick, die Perspektive auf Landschaft im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und wie verschieden sie von den Künstlerindividuen wahrgenommen wird. Neben den topographischen Aspekt tritt die sachliche Beschreibung der Natur und die Schilderung der Atmosphäre. Landschaft dient aber auch als Spiegel der Seele, Ausdruck persönlicher Befindlichkeit, vielleicht auch als Symptom für gesellschaftliche Zustände.

Die Auswahl in Neuss zeigt nun Werke der französischen Nabis – mit Émile Bernard und Maurice Denis –, des Rheinischen Expressionismus mit seinen Hauptvertretern wie auch Radierungen von James Ensor oder Aquarelle von Johann Wilhelm Schirmer; auch japanische Farbholzschnitte, die teils als Vermächtnis von Günther Rehbein in die Sammlung gekommen sind. Bemerkenswerterweise wird schon hier, in dieser Auswahl, das Profil der Sammlung des Clemens-Sels-Museums sichtbar. Weiter auf seine Schwerpunkte vertieft ist es dann im „Freestyle“ der Sammlung im Stockwerk darunter, welches mit erstaunlichen Meisterwerken aufwartet, nun auch mit Gemälden von Ensor oder Beiträgen der Nabis und der Präraffaeliten. Also, in Neuss können wir eine feine, dabei gewichtige Zusammenstellung der europäischen Kunst von Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts entdecken, welche die verschiedenen Positionen sinnfällig verknüpft.

„Horizonte – Landschaft im Spiegel der Jahrhunderte“ | bis 12.5. | Clemens-Sels-Museum Neuss | www.clemens-sels-museum.de

THOMAS HIRSCH

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