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Plaudern über den „Tod im Rheinland“: Rainer Pause (li.) und Martin Stankowski
Foto: Pantheon

Beginn einer herrlichen Session

30. Oktober 2014

Mit Stankowski/Pause, Moritz Netenjakob und Max Goldt – Komikzentrum 11/14

Keine Frage, der November ist kaum liebenswert. Stürme zerren an Schirmen und Mützen, Nasen führen ein Eigenleben und beginnen zu laufen, und selbst tagsüber wird es nicht mehr richtig hell. Nein, schön ist das nicht. Da kann man es nur begrüßen, wenn zwei Mannsbilder wie Fritz Litzmann alias Rainer Pause und Martin Stankowski eine außerordentliche Sitzung des Heimatvereins Rhenania einberufen. Thema: „Tod im Rheinland“. Schließlich ist die Region nicht nur bis ins Mark knochenintensiv, sie ist auch für ihren humorvollen Umgang mit dem Sensenmann bekannt. Zumindest in den letzten zwei Jahrzehnten, in denen der Stadthistoriker und der Kabarettist mit ihrer „bunten Knochenlese“ unterwegs sind.

Am 7. und 8. zeigen sie in der Trauerhalle des Kölner Melaten-Friedhofs, am 10. in der Bonner Lutherkirche, wie man sich einem ernsten Thema mit subversivem Witz nähern kann: mit Anekdoten rund um die letzte Ruhestätte, die das entspannte Verhältnis des Rheinländers zur Religion dokumentieren. Während Stankowskis geschichtsträchtige Ausführungen über Mehrfachheilige, einen guten Tod und handliches Werkzeug zur Rettung der Seele den intellektuellen Grundstein bilden, legt sich Litzmann einfach mal probehalber in einen Sarg. Ein bisschen mulmig ist ihm schon zumute. Deswegen hätte er gerne ein paar Löcher in den Deckel gebohrt. Und die Luft ist auch ziemlich trocken. Da sollte ein Kölsch her – in der Hoffnung, dass der Tod nichts anderes sei als der Beginn einer herrlichen neuen Session. Diese startet bekanntlich am 11. im 11. um 11 Uhr 11 – und macht nur um Weihnachten herum eine kleine Pause.

Ein Vergnügen besonderer Art bereitet uns in diesem Monat auch Moritz Netenjakob, dessen Buch „Mit Kant-Zitaten zum Orgasmus – der deutsche Weg zum Glück“ gerade erschienen ist (Kiwi). Wenn der Autor und Kabarettist in seinem gleichnamigen Programm loslegt (am 20. in der Comedia), kann man sicher sein, dass er zu komödiantischen Hochformen aufläuft. Da geht es zum Beispiel um ein Lehrerehepaar, das sein Sexleben durch ein Rollenspiel an der Hotelbar wieder in Schwung bringen möchte – er als heißblütiger Italiener, sie als russische Prostituierte. Ein Ehepaar aus der Eifel findet die passende Antwort auf eine Ufo-Attacke (Anzeige wegen Falschparkens) und ein Schwabe pocht beim Stierlauf von Pamplona auf die Einhaltung von DIN-Normen. Sehr lustig.

Ebenfalls eine Lesung der besonderen Art: Max Goldt mit seinem Programm „Schade um die schöne Verschwendung“, in dem er neue und alte Texte vorträgt (am 3. im Bonner Pantheon, am 4. in der Kölner Comedia). Aber was heißt schon vortragen? Der mit dem Kleist-Preis ausgezeichnete Schriftsteller verblüfft diesmal mit einer Diktion, die aus den Texten spielerische Aspekte herauskitzelt. Anders gesagt: Die satirischen Elemente werden mit dem ihm in Hülle und Fülle zur Verfügung stehenden tonalen Reichtum zu kleinen hörspielartigen Kabinettstückchen – Robert Gernhardt lässt grüßen. Allein der als Dialog angelegte Text von „Mütter mit nach hinten“ hat mich derart amüsiert, dass ich vorübergehend jegliche Contenance verloren habe und vor Lachen vom Stuhl gekippt bin. Ohne mir weh zu tun. Kann ich nur weiterempfehlen, ist eine hervorragende Therapie gegen herbstliche Melancholie-Schübe. In diesem Sinne verbleibe ich als die wieder aufgerichtete und Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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