„Freiheit“ und „Gleichheit“ teilen neben ihrer Bedeutung für den Humanismus auch das grammatikalische Geschlecht. Sogar die „Brüderlichkeit“ ist weiblich. Wie passend, dass zumindest sprachlich der Antifeminismus im Zeichen des Maskulinums erscheint, denn dieser füttert nach wie vor die patriarchalischen Grundstrukturen des Staates mit kalorien- wie fetthaltigen Nährstoffen. In Kooperation mit der Initiative Spotlight – Antifeminismus erkennen und begegnen widmet sich das NS-Dokumentationszentrum Köln mit der aktuellen Ausstellung „Antifeminismus“ eben jenem Sujet, das auch im digitalen Zeitalter Stilblüten hervorbringt. Zu sehen sind im Gewölbe der Gedenkstätte Belege für die geistige Beschränkung männlicher Protagonisten, unter anderem ein Erguss des ehemaligen AfD-Vertreters im Berliner Abgeordnetenhaus, Andreas Wild, im Nachrichtendienst X: „Jede Frau kann machen was sie will. Im Schnitt muss sie allerdings zwei Kinder bekommen. Das geht ohne Full-Time-Job leichter.“
Derartige Ideologien kreisen mit Sicherheit auch bei Volksvertretern anderer Parteien um das weinerliche Chauvinistenherz, doch bezüglich unbelehrbarer Traditionsverwaltung ist man bei der Alternative zur Demokratie scheinbar auf der sicheren Seite. Die Kurator:innen der Ausstellung setzen auf eine Mischung aus multimedialen Informationen sowie markanten Exponaten. So finden sich neben einer Historie der Frauenbewegung ein Verzeichnis zu Übergriffen und ein „Hate-Slam“, in dem bekannte Medienschaffende per Video Auszüge ihrer Hassmails vortragen. Ein angebissener Apfel unter Plexiglas lässt Assoziationen zum „Sündenfall“ im Alten Testament aufkommen. Darüber hinaus steht die Frucht für ein wissenschaftliches Experiment, das die sexuelle Vielfalt der Probanden untersucht. Demnach fällt es vielen Teilnehmer:innen mit jedem Biss schwieriger, unvoreingenommen vom berührten Obst zu kosten. Eine Frage-und-Antwort-Wand am Ende des Rundganges spricht nochmals Klartext: Die Bitte zur Angabe von Orten, an denen Antifeminismus fühlbar sei, findet hier in einem deutlichen „ÜBERALL!“ Ausdruck. Die Ausstellung offenbart, dass Feminismus als Widerstandsform im zwar angeschlagenen, aber noch nicht zu Boden gegangenen Patriarchat weiterhin um Gleichberechtigung kämpfen muss.
Antifeminismus | bis 2.2.25 | NS-Dokumentationszentrum | 0221 22 12 63 32
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