„Man geht die gleichen Straßen entlang, man sitzt auf den gleichen Bänken, doch die Blickwinkel, aus denen man die Stadt erlebt, sind individuell“, so Olja Artes. Die Regisseurin setzt sich gemeinsam mit dem Drugland Theater in ihrem neuen Stück „Alias. Parallelwelten 2030“ mit Wohnungslosigkeit in Köln auseinander. Die Theatergruppe für Menschen mit Suchtgeschichte erarbeitet schon seit 2017 in Kooperation mit dem Sommerblut Kulturfestival meist autobiografisch geprägte Produktionen.
Diesmal möchte das Ensemble jedoch eher als Sprachrohr fungieren: „Im Zukunftsvertrag der Landesregierung NRW stießen wir auf folgende Aussage: ‚Wir finden uns mit Wohnungslosigkeit nicht ab und schließen uns dem Ziel der Europäischen Union an, Wohnungslosigkeit bis spätestens 2030 zu beseitigen.‘, was uns in Anbetracht der aktuellen Lage utopisch vorkam“, erklärt die Regisseurin. Zwar fließen auch dieses Jahr eigene Erfahrungen der Ensemblemitglieder in die Performance ein, doch die Gruppe suchte gezielt auch die Begegnung mit Menschen, die noch mehr zu dem Thema sagen können: „Wir haben uns mit Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind oder waren, und mit Menschen, die im Kontext Obdachlosigkeit arbeiten, getroffen, sind ins Gespräch gekommen und haben Eindrücke von Orten und Plätzen wie dem Ebertplatz und dem Neumarkt gesammelt.“
Die verschiedenen Stimmen erscheinen in der Performance als Audiospuren, hinterlegt durch Aufnahmen, die die Soundkulisse der Stadt wiedergeben: So taucht etwa die Stimme der KVB immer wieder auf. In Kombination mit Tanzelementen, ausgewählter Lyrik und verschiedenen Prosatexten entsteht so eine Collage, die Wohnungslosigkeit sichtbar machen soll: „Es geht darum, nicht wegzugucken, sondern ins Gespräch zu kommen. Verständnis füreinander zu entwickeln. Obdachlosigkeit findet nicht in einer Parallelwelt statt.“, erklärt Artes.
Um allen Menschen einen Besuch der Performance zu ermöglichen, wird ein Ticketsystem mit verschiedenen Abstufungen angeboten: Man kann schon ab fünf Euro Tickets erwerben, es werden jedoch auch preislich höher angesiedelte Tickets angeboten. Wer sich gar kein Ticket leisten kann, hat die Möglichkeit, das Ensemble zu kontaktieren, um kostenlos teilnehmen zu können.
Alias. Parallelwelten 2030 | 21., 22.05 je 20 Uhr | Orangerie Theater | www.sommerblut.de
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