Wie jedes Jahr auf der Filmkunstmesse in Leipzig präsentierte die FFA die Ergebnisse der Programmkino-Studie. Damit wird dem kleinen Teilmarkt der Filmkunstkinos regelmäßig eine besondere Würdigung zuteil. Denn nur etwa 10% der deutschen Leinwände befinden sich in Programmkinos (mit Kommunalen Kinos ca. 12%.) Und das mit abnehmendem Trend, denn im Jahr 2007 wurden mit insgesamt 588 Kinosälen etwa 2% weniger als im Vorjahr gezählt.
Besonders viele gibt es in Berlin und Hamburg, aber auch in den anderen Großstädten konzentriert sich das Geschäft mit der Filmkunst. Etwa ein Drittel aller Programmkinos befinden sich nämlich in den 14 Städten mit über 500.000 Einwohnern und realisieren etwa 50% des Gesamtbesuchs. Auch werden neue Programmkinos fast ausschließlich in Großstädten eröffnet. In der Fläche beziehungsweise den ländlichen Regionen sind Angebot und Nachfrage rückläufig und Schließungen die Folge. Das demographische Profil der Programmkinobesucher ist relativ einheitlich. Es ist deutlich älter als das durchschnittliche Kinopublikum, höher gebildet, lebt in komfortableren Einkommensverhältnissen und ist dem Kinobesuch auch treuer als das sonstige Publikum. Während die eher jugendlichen Besucher von Mainstreamfilmen mittlerweile den Schwerpunkt auf die wenigen großen Blockbuster legen und die mittlere Filmeware meiden beziehungsweise – zum Teil illegal – auf Heimmedien konsumieren, geht das sogenannte bessere Publikum treuer und häufiger in die Programmkinos. Dies mag auch daran liegen, dass dort Fähigkeit und Bereitschaft eher schwach ausgeprägt sind, auf Computermonitoren, Mobiltelefonen oder in schlechter Qualität im Internet Filme zu schauen. Die Treue beim Besuch wird neutralisiert durch deutlich niedrigere Ausgaben. Da der Besuch im Programmkinos im Regelfall (unverständlicherweise) preiswerter ist als in den großen Multiplexen, ist der von den Besuchern im Kino gelassene Kartenumsatz niedriger. Darüber hinaus spart das Publikum auch am Verzehr. Während für das junge Publikum eimer-große Popcornportionen und literstarke Brausegebinde zum Kinobesuch gehören, ist das besser gebildete Publikum auch ernährungsbewusster. Hier wird meist ein Mineralwasser getrunken, und ansonsten ernährt sich das Publikum von mitgebrachten Pfefferminzbonbons.
Die neue FFA-Studie macht also deutlich, dass es im Bereich der Filmkunst eine ähnliche Entwicklung gibt wie in den traditionellen Kinos. Besucherrückgänge prägen das Bild, und Umsatzrückgänge gehen einher. Und das Leben wird nicht einfacher, denn die Filmkunstkinos tragen den Wettbewerb auch mit den Multiplexen aus. Denn es muss festgestellt werden, dass es zunehmend sogenannte Crossover-Filme gibt, die zwar als Programmkino-Filme klassifiziert werden können, häufig aber sogar exklusiv in den Multiplexkinos anlaufen. Aktuelle Beispiele dafür sind der „Baader Meinhof Komplex“ oder „Burn After Reading“. Problematisch ist dabei, dass die Multiplexe natürlich nur die starken Kunstfilme zeigen, während sie die kleinen Produktionen vernachlässigen. Die kann das Programmkino aber auch nur dann zeigen, wenn hin und wieder ein starker Film derartige Überschüsse erzielt, dass diese für die Auswertung der kleinen herangezogen werden können.
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