Was hat Google mit Kino zu tun? Und warum könnte Apple die deutsche Filmwirtschaft bedrohen? Derlei überraschende Fragen wurden auf dem dritten Kinokongress in Köln diskutiert. Seit 2011 richtet die Filmstiftung NRW den Kongress für Kinobetreiber aus Nordrhein-Westfalen aus, um einen regelmäßigen Austausch über die Zukunftsperspektiven der Branche zu ermöglichen. Nachdem in den letzten Jahren die inzwischen fast vollständig abgeschlossene Digitalisierung der Kinos auf dem Plan stand, widmete man sich in diesem Jahr sowohl den Herausforderungen als auch den Chancen der digitalen Distribution.
Neben Fragen zum digitalen Urheberrecht wurden auch die verschiedenen Verwertungsfenster – die Kinoauswertung und verzögert die Fernsehausstrahlung, die Verbreitung per DVD/BlueRay und inzwischen auch Video on Demand (VoD) – sprich Onlinestreams, diskutiert. Und hier kommen neben reinen VoD-Plattformen auch Großunternehmen wie Google mit You Tube und Apple mit iTunes wieder ins Spiel, denn auch sie bieten Bewegtbildinhalte an.
Für viele in der Kinobranche ist VoD natürlich ein Reizwort. Erst recht, wenn die bisherigen Sperrfristen in Frage gestellt werden. Bislang gibt es einen Schutz des exklusiven Kinostarts. Erst sechs Monate danach darf der jeweilige Film auf anderen Kanälen verbreitet werden. Die Befürworter so genannter „Day & Date“-Starts, wo zeitgleich die verschiedenen Distributionswege beschritten werden, betonen mögliche Synergieeffekte, beispielsweise beim Marketing. Das käme auch dem Kinofilm zugute. Die Gegner sprechen von einem Kannibalisierungseffekt.
Weniger Brisant ist das noch junge Konzept des Cinema on Demand. Der Versuch eines Hybrids aus Kino und Online, der ebenfalls auf dem Kinokongress diskutiert wurde, bietet filmische Zusatzangebote eines Kinos auf deren Webseite. Kinofans können auf der Homepage ihres Kinos Filme streamen – ergänzend zum Programm im Kinosaal. Richtig spannend wird Cinema on demand für die Freunde echter Kinoerlebnisse aber erst mit Plattformen wie tugg in den USA, I like Cinema in Frankreich oder We want Cinema in den Niederlanden. Dort können Interessierte Events mit Wunschfilmen in ihrem Wunschkino zu ihrer Wunschzeit anlegen. Die werden über soziale Netzwerke beworben, und bei einer Mindestzahl von Teilnehmern findet die Vorführung statt – im Kino.
Das Portal dient nur dazu, die Menschen und ihre Interessen zu Bündeln. Das Kino ist nach wie vor der Abspielort und der Kinosaal ein Ort der Begegnung. Der Vorteil für das Publikum: Man hat die Chance, alte Klassiker, verpasste Neustarts oder Nischenprogramme zu sehen. Die Kinos können hingegen freie Spielzeiten nutzen. Der Nachteil für die Kinos könnte darin bestehen, dass sie nicht mehr die Kontrolle über ihr eigenes Programm haben. Aber gerade das kuratieren des Programms ist ja die Kernkompetenz der Arthausbetreiber. Genau dafür wurden die Kinomacher in NRW auch im Anschluss an den Kinokongress beim Kinoprogrammpreis von der Filmstiftung ausgezeichnet. Wie auch immer diese Entwicklung weitergeht: Heimkino ist keine Alternative und der Begriff wird immer ein Euphemismus bleiben.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Prominente Drehorte
Der Verein Köln im Film zeigt in Köln gedrehte Spielfilme – Festival 05/24
Ernster Mai
Der Frühling schwemmt viele Dokumentarfilme ins Kino – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
Show halt
Die Sache mit dem Oscar – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
Schöne Aussichten im Kino
Der Festivalauftakt in Berlin verspricht ein gutes Filmjahr – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Rechtsextreme Terroranschläge
„Einzeltäter Teil 3: Hanau“ im Filmhaus – Foyer 02/24
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024