Ob das Kino in Frankreich (Brüder Lumière) oder in Deutschland (Brüder Skladanowsky) erfunden wurde, wird von den beiden entsprechenden Nationen sicherlich unterschiedlich interpretiert; klar ist jedoch, dass die Erfindung nicht in Amerika stattfand. Dennoch haben sich die Technik und die dazugehörige Sprache vor allem in den USA entwickelt. Die Anzahl der Bilder, die pro Sekunde projiziert werden, wird deshalb auch mit FPS (Frames per second) abgekürzt und lag zu Beginn der Stummfilmzeit bei 16 Bildern, die das menschliche Auge dann nicht mehr als Einzelbild, sondern als Bewegung wahrnahm. Es folgten 18, später 22, und mit Beginn des Tonfilms waren es dann 24 Bilder, ein Standard, der jahrzehntelang auf allen Projektoren dieser Erde gleich war. Damit konnten sich bewegende Motive bei ruhiger Kamera exzellent abgebildet werden, aber bei einer schwenkenden Kamera waren selbst unbewegliche Szenerien nicht mehr scharf zu erkennen. Diese Effekte, Bewegungsunschärfe genannt, mussten bislang hingenommen werden.
Denn eine schnellere Bildabfolge erhöht nicht nur dramatisch den Verbrauch von Filmmaterial sowohl bei der Aufnahme als beim Abspiel. Auch die mechanischen Geräte hätten höhere Frequenzen kaum bewerkstelligen können, ganz abgesehen von der doppelt so langen und schweren Filmrolle. Denn der klassische Filmprojektor hält jedes der 24 Bilder für Sekundenbruchteile fest, bevor er zum nächsten Bild transportiert.
Erst mit der Digitalisierung fiel der mechanische Teil weg und einer Erhöhung der Bildfrequenz stand nichts mehr im Wege. Die ersten Tests mit der auf 48 Bilder pro Sekunde erhöhten Bildfrequenz (Higher Frame Rate, kurz HFR, was übersetzt so viel wie „höhere Bildwiederholrate“ heißt) wurden bereits vor einigen Jahren vorgenommen, seit Sommer 2012 wird darüber in der Kinobranche ernsthaft gesprochen. Auslöser dafür war die Ankündigung von Peter Jackson, seinen Film „Der Hobbit“ in ebendieser Technik zu produzieren und auch in die Kinos zu bringen. So wie „Avatar“ die Killerapplikation zur Einführung der Digitalisierung war, wird nun „Der Hobbit“ die Markteinführung von HFR beschleunigen. Denn natürlich reicht es nicht, lediglich einen Hebel umzulegen – hier sind entweder neue Server (wenn die Geräte bis einschließlich 2009 angeschafft wurden) oder aber Updates erforderlich, die natürlich erneut Investitionen im Kino erfordern.
Die Befürworter der neuen Technologie beschwören ein völlig neues visuelles Erlebnis auf der Leinwand, dem jedes Ruckeln und jede Bewegungsunschärfe fern ist. Besonders bei 3D-Filmen wirke sich diese Technik vorteilhaft aus. Ob sie sich aber bei allen Filmen durchsetzen wird, dürfte noch offen sein, denn mit Ausnahme der Fortsetzungen von „Avatar“, „Der Hobbit“ und „Krieg der Sterne“ halten sich auch noch die Studios zurück.
Neben den einmaligen Kosten der Umstellung in den Kinos ist ein erheblicher Zuwachs an Speicherkapazitäten erforderlich, da jeder Film künftig doppelt so groß wird. Und auch 48 Bilder sollen noch nicht das Ende sein, bereits heute laufen die Tests mit 60 und 72 Bildern, die dann noch schärfere Bilder bieten sollen. Und die Ingenieure in Hollywood sprechen gar von über 100 Bildern, damit das Leben auf der Leinwand – insbesondere in 3D – keinen Unterschied zur Realität mehr bildet. Wir werden sehen!
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Alles auf Anfang
Lebensfragen aus weiblicher Perspektive – Vorspann 01/26
„Es ist niemals Pause“
Katharina Pethke über ihre Filme zur Arbeitswelt – Portrait 12/25
„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
„Beweise sichern für das, was afghanische Frauen durchmachen“
Sahra Mani über ihren Film „Bread & Roses: A Fight for Women's Rights“ - Portrait 12/25
Langfilmdebüt einer Schauspielerin
„Paternal Leave – Drei Tage Meer“ im Filmhaus – Foyer 12/25
Heldenspektakel
Männerrollen auf Leinwand – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25