Die Kölner SPD, GRÜNEN und FDP rühmen sich ihres Mutes: "Wir haben seine siebenjährige Amtszeit abgewogen ... summa summarum sind wir der Meinung ein Neuanfang tut der Kölner Kultur besser", so der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Börschel. Gepaart mit dem Weggang des Kulturamtsleiter Dr. Konrad Schmidt-Werthern zur Senatsverwaltung Berlin steht die Kölner Kulturverwaltung inmitten ihrer im Bau befindlichen Großprojekte "Sanierung der Kölner Bühnen", "Archäologische Zone samt jüdischem Museum" "Neubesetzung eines Generalmusikdirektors" und "Neubau des Kölner Stadtarchivs" komplett ohne Führung da. Eigentlich ist gegen Mut zum Risiko und Neuanfänge nichts zu sagen, hätte man nicht das Gefühl, dass die Möglichkeit zur Neubesetzung der zentralen Positionen in der Kulturverwaltung politisch missbraucht würde, die Kultur insgesamt zu schwächen, um den - im Vergleich zu den übrigen kulturellen Zentren in Deutschland - mickrigen Kölner Kulturetat im Zuge der nächsten Sparberatungen weiter zu massakrieren zumindest aber dessen dringend benötigte Aufstockung auszusetzen. Nur an die verkrusteten städtischen Strukturen will man sich nicht wagen und da ist der geräuschvolle Kampf um die Kultur die perfekte Nebelkerze.
Sicherlich war nicht jede Aktion von Georg Quander - dem öfter nachgesagt wurde er habe sich aus Köln wegbeworben - glücklich, aber der Aufschwung an den städtischen Bühnen durch die Intendantenpersonalien Karin Beier und Uwe Eric Laufenberg gehen voll auf seine Kappe wie auch die Erstellung des ersten Kölner Kulturentwicklungsplanes. Diese Erfolge kann man nicht hoch genug einschätzen vor dem Hintergrund der mangelhaften finanziellen Ausstattung der Kölner Institutionen und der kulturellen Diaspora, die vor Quanders Amtszeit als Kulturdezernent auch in der Freien Szene herrschte. Unfair mutet nun der Vorwurf an, er habe es nicht verstanden die beliebten Intendanten zu halten, ungeachtet von persönlichen Differenzen und auch Defiziten, gaben in beiden Fällen letztlich die fehlenden finanziellen und damit auch künstlerischen Perspektiven den Ausschlag für die Trennung. Und hierfür ist alleine die Kölner Politik verantwortlich.
Nicht zu halten war vor dem Hintergrund eines Angebotes aus der Hauptstadt auch der Kölner Kulturamtsleiter Dr. Konrad Schmidt-Werthern, der nun Leiter der Abteilung Kulturelle Angelegenheiten in der Senatskanzlei mit rund 100 Mitarbeitern und 365 Millionen Euro Budget sein wird. Es ist schon alarmierend, dass es sowohl auf Seiten der Künstler als auch auf Seiten der Kulturverwaltung nicht gelingt die fähigsten Köpfe dauerhaft an Köln zu binden. In seinen fünfeinhalb Jahren als Leiter des Kölner Kulturamtes gelang Schmidt-Werthern u.a. die Gründung der Akademie der Künste der Welt und die Realisierung des Zentrums Alte Musik.
In der Kulturszene selber regt sich Unmut über das Personalmanagement der Stadt, so fordert beispielsweise der Leiter der Kölner Theaterkonferenz Dietmar Kobboldt: "Wir, die Kulturschaffenden sollten dringend darüber nachdenken, für die Kommunalwahl 2014 eine Wahlempfehlung auszusprechen oder sogar mit einer eigenen Kulturliste für den Rat zu kandidieren, um eiskalten und sachfernen Machtspielen eine inhaltliche und professionelle Stimme der Kultur entgegenzusetzen."
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