Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.560 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

„Helden“
Foto: Stephanie Englert

Knack und tot

25. Januar 2018

„Helden“ im Freien Werkstatt Theater – Theater am Rhein 02/18

Eine Harmonika. Posaunenklänge. Dann steigen Horn, Drums, Oboe und Saxophone ein. Erstmal einen Soundteppich als Leitmotiv weben und sich dann langsam in die Geschichte grooven. Die hat es nämlich in sich. Geht es doch in „Helden“ vom Theaterkollektiv Subbotnik um den großen Argonauten-Mythos. Eine Gruppe griechischer Abenteurer macht sich darin im Schiff Argos bis ans Ende der Welt auf, dem Kaukasus. Von dort will die Gang das Goldene Vlies, das Fell des Chrysomenes, eines goldenen Widders, zurück in die Heimat nach Iolkos bringen. Wieso, weshalb, warum, das klärt ein Schnelldurchlauf durch die Vorgeschichte mit witzigen Miniaturszenen – in denen es in den ersten Minuten bereits zahlreiche Tote gibt.

Das ist kühn, denn „Helden“ ist ein Stück für Kinder ab zehn Jahren. Aber es klappt – wie so oft, wenn Subbotnik was anpackt. Vor einem Jahr feierten Kornelius Heidebrecht, Martin Kloepfer und Oleg Zhukov noch rauschende Premiere mit der Inszenierung von „Götter“, dem ersten Teil der Trilogie „Götter – Helden – Stadt“. Mit Helden legen sie nun konsequent, vielleicht sogar besser, nach.

Nomen est omen, möchte man meinen: So, wie Subbotnik in der Sowjetunion das freiwillige Extra an Samstagsarbeit bezeichnete, so kommt die Inszenierung mit dem zwölfköpfigen Schülerchor aus Düsseldorf und Mülheim/Ruhr mit lässigem Extra an Einfachheit und Einfallsreichtum daher. Da werden ein paar Latten zur pfeilschnellen Argos; das Knacken einer Plastikflasche begleitet die gelegentlichen Genickbrüche der zahlreichen Opfer. Letzteres ist brutal aber eben auch urkomisch.

Den größten Moment aber zaubert Subbotnik mit ein paar Scheinwerfern, Windmaschine, Plastikfolie und diesem schaurig schönen Soundteppich à la Hollywood: Jason stellt sich im finalen Kampf dem feuerspeienden Drachen um das Goldene Vlies – bezeichnenderweise eine dieser goldenen Rettungsfolien aus dem Verbandskasten. Die Koproduktion des FWT mit dem FFT und dem Theater an der Ruhr ist ein kurzweiliger, unprätentiöser und schlauer Abend fernab der Bräsigkeit, die bis vor noch nicht allzu langer Zeit im Kinder- und Jugendtheater oft den Ton angab. Auch Erwachsenen wärmstens zu empfehlen.

„Helden“ | R: Subbotnik | Do 4.2. 15 u. 18 Uhr | Freies Werkstatt Theater | 0221 32 78 17

Bernhard Krebs

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Wo ist Ich?
„Fleischmaschine“ am FWT – Theater am Rhein 02/24

Das 360-Grad-Feedback
„Fleischmaschine“ am Freien Werkstatt Theater – Prolog 01/24

Das diffamierende Drittel
Einkommensunterschiede in der Kultur – Theater in NRW 12/23

Die fünfte Gewalt
FWT mit neuer Besetzung – Theater am Rhein 11/23

Menschliche Abgründe
„Mister Paradise“ am FWT – Theater am Rhein 11/23

Vorbereitung aufs Alter
„Die Gruppe“ im Freien Werkstatt Theater – Prolog 09/23

Rechtfertigung auf Skiern
„Der Nachbar des Seins“ am FWT – Theater am Rhein 08/23

Groteskes Reenactment
„Der Nachbar des Seins“ am FWT – Prolog 07/23

Muss alles anders?
„Alles muss anders“ am FWT – Theater am Rhein 05/23

Spätes Licht
Studiobühne zeigt „Nachttarif“ – Theater am Rhein 04/23

Sehnsucht nach einer Welt, die einem antwortet
„Alles in Strömen“ am Freien Werkstatt Theater – Auftritt 03/23

Mehr Solidarität wagen
Die Theater experimentieren mit Eintrittspreisen – Theater in NRW 01/23

Theater am Rhein.

Hier erscheint die Aufforderung!