Bevor wir zu den schöngeistigen Dingen des Theaterlebens kommen, präsentieren wir wieder (kriminelle) Verschwendungen und damit Einsparvorschläge im Sinne des Kölner „Bürgerhaushaltes“: Kölns geplante Archäologische Zone inklusive noch zu erbauendem Jüdischem Museum sorgt nicht nur aufgrund der geschätzten Baukosten von über 51 Millionen Euro und Kosten für den laufenden Betrieb von jährlich 3 Millionen Euro für Aufregung. Nein, die Stadtverwaltung ließ sich jüngst einen – durch eine österreichische Werbeagentur – werbewirksam geschönten Wikipedia-Artikel und eine Vermarktungsstrategie des Projektes unglaubliche 780.000 Euro kosten! Das ist 4,5mal so viel, wie für die gesamte Förderung freier Theaterprojekte mit etlichen Uraufführungen und Stückentwicklungen, also die gesamten freien Theaterproduktionen inklusive Autoren, Schauspieler, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner, PR, Bühnenbild, Licht etc. im Jahr zur Verfügung steht. Aufgrund des „gekauften“ Tenors des Artikels steht dieser vor der Sperrung und ist bereits mit einem Warnhinweis versehen: „Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten.“
Fast läppisch klingt da die Ankündigung, dass man unbedingt einen Wachdienst für die Ausgrabungsstätte brauche, der jährlich mit 140.000 Euro zu Buche schlage. Das macht über 380 Euro am Tag. Piep. An dieser Stelle standen im Entwurf dieses Artikels nicht jugendfreie Schimpfarien und Gewaltandrohungen. Vorschlag: Sollte man bei diesem Stundenlohn den Wachpostenjob nicht lieber arbeitslosen oder unterbezahlten Schauspielern der Freien Szene anbieten? Diese könnten rund um die Uhr ein Auge auf die offengelegten Gemäuer werfen und zusätzlich von der österreichischen Agentur verfasste Werbetexte rezitieren. Oder: Wäre es nicht einfach ausreichend, Kameras über der Ausgrabungsstätte zu installieren, die Bilder in die Pförtnerloge des angrenzenden Rathauses übertragen, um die Sicherheit zu gewährleisten?
Jugendfreier und seriöser geht es in der Szene selber zu, in der es einige neue Angebote für den Theater- und Tanznachwuchs gibt: Unter dem Titel „FREIWILDERER 2013“ ermöglicht das Kölner Ensemblenetzwerk Freihandelszone freien Theater- und Tanzensembles ab sofort Residenzzeiten in ihren Arbeitsräumen in der Krefelder Straße 71 und – wenn gewünscht – eine beratende Begleitung während der Produktionsphase. Den ausgewählten (Nachwuchs-)Ensembles stehen die professionellen Arbeitsbedingungen des Kölner Ensemblenetzwerkes dabei kostenfrei zur Verfügung. Einsendeschluss ist der 8.3 für eine Theaterresidenz von vier bis sechs Wochen im Zeitraum April/Mai und der 31.3. für Tanzkompanien im Juni 2013. Weitere Informationen findet man unter www.freihandeslzone.org.
Bereits Ende Januar wartete die Kölner Studiobühne mit einem neuen Nachwuchsformat auf: In 15minütigen Kurzauftritten konnten sich hier junge Nachwuchskünstler aller darstellenden Genres aus ganz NRW über drei Tage dem Publikum präsentieren. Wer zuerst kam, malte zuerst und konnte einen der knapp 70 Auftrittsslots in den drei Tagen ergattern und sich damit erstmalig dem Kölner Publikum öffentlich zeigen. Trotz vieler Probleme rührt sich also etwas zur Förderung des Nachwuchses in der hiesigen Theater- und Tanzszene ...
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