Bitte erklären Sie, was es mit der Monatsblutung auf sich hat! Viele Menschen dürften sich damit schwer tun – unabhängig davon, welchem Geschlecht sie angehören. Der scheue, gar verächtliche Umgang mit der Monatsblutung zieht sich durch die Geschichte. Glaubenssätze aus biblischen Zeiten verklären sie zum Zeichen weiblicher Minderwertigkeit, Verbote richten sich bis heute gegen menstruierende Frauen, die sich etwa von der Gemeinschaft fernzuhalten haben. Moderne Hygieneartikel wie Binden und Tampons erleichtern nicht nur den Alltag, sondern befördern auch den Anspruch, dass die Monatsblutung unsichtbar bleibe. Dem gerecht zu werden, ist schier unmöglich, wenn kein Geld dafür übrig ist – was auch im reichen Deutschland verbreitet ist. Nicht zuletzt nimmt die Arbeitswelt es widerwillig hin, wenn Frauen infolge von Menstruationsbeschwerden kürzer treten müssen. Ist die Monatsblutung weiterhin Mysterium und Tabu? Dem gehen wir Monatsthema DER GESCHMACK VON BLUT nach.
Unsere Leitartikel wägen ab, ob das öffentliche Gespräch die Vorurteile gegenüber der Monatsblutungverdrängt, folgen dem Paradox, dass sie sowohl schambehaftet als auch ein Milliardengeschäft ist und beklagen, dass die Medizin die Linderung von Menstruationsbeschwerden vernachlässigt.
In unseren Interviews diskutieren die Unternehmerin Bettina Steinbrugger, welche Missverständnisse um die Monatsblutung verbreitet sind, Claudia Ulferts von der Kinderrechtsorganisation Plan International, wie Armut den Umgang mit der Monatsblutung sowohl in armen als auch reichen Ländern prägt und Anja Moritz von der Endometriose-Vereinigung Deutschland, wie mit der beginnenden Periode umzugehen ist und wann Menstruationsschmerzen einen Arztbesuch nahelegen.
Wir erfahren in Köln imConcept Store Le Pop Lingerie, wie Mode den Umgang mit der Monatsblutung beeinflusst, in Bochum, wie an der Ruhr-Universität kostenlose Tampons aus Spenderautomaten dazu beitragen, die Monatshygiene vom Geldbeutel zu lösen und beim Wuppertaler Medienprojekt, wie in der Filmreihe„Viva La Vulva“ Mädchen und Frauen über ihre Monatsblutung sprechen.
Spaniens Parlament hat nun entschieden, dass Frauen bei starken Menstruationsbeschwerden bezahlte arbeitsfreie Tage nehmen können – mit ärztlichem Attest. Eine Neuheit in Europa. Doch selbst feministische Stimmen warnen, dass es Frauen bei der Arbeitssuche noch mehr benachteilige, wenn Unternehmen zusätzliche Ausfälle akzeptieren müssen. Dieser Vorbehalt trifft Frauen aber seit jeher, fallen sie doch mit einer Mutterschaft gewiss erst einmal aus – durch Vaterschaftsurlaub endlich zuweilen auch die Väter. Wäre es nicht naheliegend, allgemein von einer Arbeitswelt abzukommen, die erwartet, dass man sich für sie auch noch im Schmerz aufreibt? Davon hätten alle Geschlechter was. Doch dafür bräuchte es viel mehr als einen Parlamentsentscheid!
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Die normalste Blutung der Welt
Vom Ende des Tabus der Menstruation – Teil 1: Leitartikel
„Uns wurde weisgemacht, unser Blut sei etwas Schmutziges“
Unternehmerin Bettina Steinbrugger über die Tabuisierung der Menstruation – Teil 1: Interview
Rücksicht auf den Monatszyklus
Zu Besuch im Kölner Concept Store Le Pop Lingerie – Teil 1: Lokale Initiativen
Drei Millionen Liter
Gedanken zur Periodenarmut – Teil 2: Leitartikel
„Menstruation ist keine Wahl“
Claudia Ulferts vom Plan International über Periodenarmut – Teil 2: Interview
Tampons für alle
Kostenlose Menstruationsartikel an der Ruhr-Uni Bochum – Teil 2: Lokale Initiativen
Mysteriöse Körper
Warum die Medizin den weiblichen Zyklus vernachlässigt – Teil 3: Leitartikel
„Der 28-Tage-Zyklus ist eine Erfindung der Industrie“
Anja Moritz von der Endometriose-Vereinigung Deutschland über den Umgang mit Menstruation – Teil 3: Interview
Wenn alle monatlich Grippe hätten
Medienprojekt Wuppertal klärt über Menstruation auf – Teil 3: Lokale Initiativen
Free Bleeding für alle
Gesetz hilft menstruierenden Menschen – Europa-Vorbild: Schottland
Scheiße, ich blute!
Ist die Geschichte der Menstruation voller Missverständnisse? – Glosse
Bloß kein Erbarmen
Intro – Digital unverbunden
Wen Lindner so treibt
Intro – Schöne neue Zukunft
Erst die Tat, dann der Glaube
Intro – Grenzverletzung
Gesetz und Zufall
Intro – Geld oder leben
Stimmen machen Stimmung
Intro – Mundwerk
Einbahnstraße, bitte wenden!
Intro – Verkehrswege
Glückswochen
Intro – Glücksversprechen
Abrisspläne
Intro – Altmodisch Bauen
Gerechtes neues Jahr
Intro – Armut leicht gemacht
Pflichtvergessene Politik
Intro – Friedensvertrag
Feilschen statt regieren
Intro – Unartig
Rätselhafte Privilegien
Intro – Fremde Bräuche
Menschheitserbe vs. Konzernmonopol
Intro – Nimmer satt
Wem gehört die Technik?
Intro – Roboterliebe