Es gibt 1 Beitrag von witt
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Frühling und Filme
Geschichtsunterricht und Kino im Kino – Vorspann 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
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Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
Reizüberflutung mit Konzept
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Dogville
weitere Infos zu diesem Film | 18 Forenbeiträge
kunst - so sie diesen namen noch verträgt
09.11.2003
das genie ist zwar keine kategorie mehr. wo abgedroschenes zusammengekehrt wird, da findet man kein körnchen wahrheit. sondern nur noch die streu von binsenweisheiten wie "anything goes" und "trash is beautiful".
aber: von trier schafft es mit seinen filmen, die dringlichkeit moralischer fragen und die frage nach ästhetischer konsequenz bildhaft, originell und zugleich ironisch, und auf eine sehr eigenartige weise neu darzustellen. und deshalb möchte ich vorschlagen, ihn doch - ausnahmsweise - zu einem genie zu erklären. denn auch in seinem neuesten film dogville findet man nichts abgenutztes, nichts langweiliges. sondern ein unglaublich komplexes, romantisch geniales gebilde.
meisterhaft (man entschuldige dieses etwas antiquierte wort), den kinoverbildeten zuschauer 178 minuten lang mit einer einerseits eigensinnigen ästhetik, andererseits scheinbar veralteten, alttestamentarischen moralproblemen zu konfrontieren, ohne ihn auch nur eine minute zu langweilen. experimentelle kunst des eigensinns, wie sie in der moderne zum standard geworden ist, tendiert dazu, ein gefühl des überdrusses beim betrachter zu erzeugen. von trier erfindet etwas, das ein neuer, aufregender standard werden könnte: die spannung gegen den terror der beliebigkeit. seine kategorien sind, so merkwürdig das erscheint, die der tradition, kategorien der vormodernen religion und der vorpostmodernen kunst. und er verweist darauf ohne rücksicht. keine gnade für zeitgenössische bequemlichkeiten, denn er schont nicht - wohl mit genuss - die sicheren einsichten in die vergeblichkeit oder das gelingen sowohl moralischer als auch ästhetischer anstrengungen. das unterscheidet ihn übrigens deutlich von tarantino, der sich im gegensatz zu trier in ironischen pirouetten mit hilfe antibürgerlicher gewaltinszenierungen auf amerikanisch amüsante art dem ergibt, dem er kampf angesagt zu haben vorgibt: dem moralisch und ästhetisch scheiterndem mainstream. trier führt seinen unnachgiebigen kampf ohne bitterkeit, sondern mit einer beeindruckenden, mikroskopisch genauen mischung aus ironie und ernsthaftigkeit. einfach erstaunlich, wie er spiel, experiment, wagnis mit unerbittlichkeit, tragik, tiefe verbindet.
das ist große kunst. schaut euch diesen film einer seltenen haltung an. von so etwas möchte ich mehr sehn. nicht nur im film.