„One Of These Days“ (Omu im Filmhaus und OFF Broadway): Ein Autohaus in der Provinz von Texas veranstaltet jedes Jahr einen Wettbewerb. Die Teilnehmer postieren sich rund um einen luxuriösen Pick-Up. Wer am längsten ohne Unterbrechung seine Hand auf der Karosserie lässt, gewinnt den Wagen. Nur wenige festgelegte Pausen für Essen, Trinken und Toilettengang sind erlaubt. Auf den Sieg hoffen ganz unterschiedliche Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen – und mit ebenso unterschiedlichen Strategien und Tricks. Der deutsche Regisseur Günther, der seine Filme („Houston“, „California City“) schon häufiger in den USA angesiedelt hat und gerne dokumentarische Momente einbaut, erzählt in diesem so konkreten wie absurden Szenario von den Auswüchsen des Kapitalismus als entwürdigende Show des Begehrens, des Neids, der Hoffnung und der Verzweiflung.
Nochmal Texas, diesmal 1979: Eine junge Filmcrew will auf einer Farm im Hinterland einen Porno drehen – ohne die Besitzer der Farm über die Genreausrichtung in Kenntnis zu setzen. Keine gute Idee, denn das steinalte Paar (Stephen Ure, Mia Goth), das sich erst gastfreundlich gibt, zeigt sich mit den Filminhalten wenig einverstanden und macht der Crew den Garaus. Die derzeit heißeste unabhängige Filmschmiede A24 schickt mit „X“ (Cinedom, Cineplex, UCI, OmU im OFF Broadway und in den Lichtspielen Kalk) einen Retro-Slasher von Ti West ins Rennen, der wohltuend böse das gelackte, vorhersehbare Blockbusterkino auf die blutige Schippe nimmt.
Ein großer Tag für Ludger (Jörg Schüttauf) und seine Familie: Der erfolgreiche Romanautor hat Einsicht in seine Stasi-Akte beantragt – nun liegen die Dokumente vor. Wie schön hätte die Ostalgie-Party werden können, wäre da nicht dieser frivole Brief, der Ludgers Gattin Corinna aufhorchen lässt. Mit der Akte unterm Arm nimmt Ludger Reißaus und schaut zurück nach damals: als er noch jung war in Ost-Berlin und von der Stasi angeworben wurde, um die Künstlerszene zu infiltrieren. „Leander Haußmanns Stasikomödie“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Residenz, UCI, Weisshaus), letzter Teil seiner Trilogie („Sonnenallee“, „NVA“), ist unverkennbar Leander Haußmann – im Guten wie im Schlechten. Der Spagat zwischen Quatsch, Drama und Satire gelingt auch hier nicht immer. Spaß macht so mancher Oneliner, und am Gelungensten – „Ich muse so rum“ – entpuppt sich der freche Blick auf die Künstlerseele und auf die Kunst überhaupt.
Regisseur Leander Haußmann ist am Samstag, 21.5. um 19 Uhr zu Gast im Cinenova.
Außerdem neu in den Kinos: Lutz Pehnerts Bettina-Wegner-Portrait „Bettina“ (Filmpalette, Bonner Kinemathek), Frank Marten Pfeiffers und Klaus Sterns Doku „Die Autobahn - Kampf um die A 49“ (Filmpalette), Neus Ballús' Probezeit-Komödie „Sechs Tage unter Strom – Unterwegs in Barcelona“ (Odeon), Heidi Specognas Portrait der Sängerin Nardos Wude Tesfaw „Stand Up My Beauty“ (Filmpalette) und Bill Haneys Doku „Jim Allison – Pionier. Krebsforscher. Nobelpreisträger.“ (Odeon). Außerdem startet Reid Carolins und Channing Tatums Road Movie „Dog” (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, UCI, OV im Metropolis).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Hotel Mutti
Die Filmstarts der Woche
Frauen und Favoriten
Opern an Rhein und Ruhr in der Spielzeit 2025/26 – Oper in NRW 07/25
Von Autos befreit
Teil 1: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Ein Fest der Kammermusik
Der Pianist Alexandre Kantorow in Wuppertal – Klassik an der Ruhr 07/25
Fehlende Erinnerung
Zum 21. Jahrestag des NSU-Anschlags an der Keupstraße: Unmut über den verzögerten Bau des Mahnmals – Spezial 07/25
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Ein Bürgergeschenk
Kostenlose Konzerte in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
Träume im Haferfeld
Drei Kölner Ausstellungen über Sagen und Fantasien – Galerie 07/25
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 1: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Die ungesehene Praktikantin
„Opus 132“ am Comedia Theater – Prolog 07/25
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Tastenlegende auf Tournee
Herbie Hancock in der Philharmonie Essen – Improvisierte Musik in NRW 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Improvisationen der Liebe
„Romeo und Julia. Ich fühl‘s nicht“ am Theater im Bauturm – Auftritt 07/25
Keine Frage der Technik
Teil 1: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Vielleicht wird die Kindheit outgesourct“
Regisseurin Viola Neumann über „Das Experiment“ am Freien Werkstatt Theater – Premiere 07/25
Sommergefühle
Leichte Kino-Kost im Juli – Vorspann 07/25
Chaos
NRW kürzt bei freien Tanzgruppen – Tanz in NRW 07/25
Unter blauäugigen Hunden
„Traudl Junge – Im Schatten des Bösen“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 06/25
Rebellion gegen Repression
Der 13. Asientag in Köln – Spezial 06/25
Auf der Straße
Drei Vertreter der Street Photography im Museum Ludwig – kunst & gut 06/25
Für stille Momente
Das Even Flow Festival am Tanzbrunnen – Festival 06/25
Lebendige Musikgeschichte
Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller in Köln – Klassik am Rhein 06/25
Die Hinrichtung der Wahrheit
„Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Auftritt 06/25