Die zwei Gesichter des Januars
USA, Großbritannien, Frankreich 2014, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Hossein Amini
Darsteller: Kirsten Dunst, Viggo Mortensen, Oscar Isaac
>> www.diezweigesichterdesjanuars.de
Oldschool-Thriller
Angenehm unzeitgemäß
„Die zwei Gesichter des Januar“ von Hossein Amini
Anfang der 60er Jahre besucht der Amerikaner Chester (Viggo Mortensen) mit seiner jungen Gattin Colette (Kirsten Dunst) Griechenland. In Athen lernen die beiden den amerikanischen Reiseleiter Rydal (Oscar Isaac, „Inside Llewyn Davis“) kennen. Der zeigt sich von dem älteren Lebemann, der ihn an seinen eigenen Vater erinnert, beeindruckt und findet nicht minder Gefallen an dessen hübscher Frau. Doch dann wird Rydal Zeuge, wie Chester einen leblosen Mann durch den Hotelflur schleift. Das Ehepaar muss fliehen und ist dabei auf die Hilfe des jungen Ortskundigen angewiesen, der schon bald überlegt, wie er die Lage für sich auszunutzen könnte. Das hinterlässt Spuren, die den polizeilichen Ermittlern nicht entgehen.
Die amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith (1921-1995) schrieb die Vorlage zu diesem Film. Anders als ihre britische Zeitgenossin Agatha Christie, deren Romanfiguren Hercule Poirot und Miss Marple Leinwandgeschichte schrieben, interessiert sich Highsmith weniger für Whodunits als vielmehr für das Psychogramm ihrer Protagonisten und die Motive ihrer Tat. Alfred Hitchcock bediente sich bereits ihres Romans „Der Fremde im Zug“, Claude Chabrol adaptierte „Der Schrei der Eule“, „Ripley‘s Game“ wurde schon mehrmals verfilmt. „Die zwei Gesichter des Januar“ nun bildet das Regiedebüt des iranischen Drehbuchautoren Hossein Amini („Drive“, „Snow White & the Huntsman“). Der Filmemacher streift dabei im Sinne der literarischen Vorlage elegant den Film Noir. Die Protagonisten bewegen sich an der Grenze der Moral, ihre Motivation bleibt undurchsichtig. Ihr Wesen erscheint sympathisch und verwerflich zugleich. Das erschwert zwar eine Identifikation, doch das Drama setzt ohnehin vordergründig auf atmosphärische Spannung. Amini taucht seinen genregerecht tragischen Thriller in stimmungsvolle, farbentzogen verdunkelte Bilder, begleitet seine Figuren durch urbane Räume und verlassene Tourismus-Stätten. Das vermeintlich Unspektakuläre der Ästhetik ist dabei zugleich visuelles Konzept. Komponist Alberto Iglesias („Die Haut, in der ich wohne“, „Dame, König, As, Spion“) wandert dazu beseelt in den Fußstapfen von Hitchcocks Hofdirigenten Bernard Herrmann, und die drei Hauptdarsteller spielen allesamt überzeugend.
Ein ausgebremst erzählter, mit Lügen, Misstrauen und Eifersucht angereicherter Oldschool-Thriller, der sich angenehm unzeitgemäß präsentiert und sich angeregt seinen Vorbildern unterwirft, ohne dabei zwingend eine eigene Handschrift zu hinterlassen. Amini inszeniert seinen ersten Spielfilm souverän, ohne innovativ sein zu müssen. Das geht einher mit der Dramaturgie, die sich langsam, andächtig und für unsere Zeit vielleicht etwas zu melodramatisch dem aufregenden letzten Drittel annähert. Eine gelungene Fingerübung.
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