
A Perfect Day
Spanien 2015, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Fernando León de Aranoa
Darsteller: Benicio Del Toro, Tim Robbins, Mélanie Thierry, Olga Kurylenko
>> www.aperfectday.x-verleih.de
Tragikomisches Kriegsdrama
Keep on going!
„A Perfect Day“ von Fernando León de Aranoa
Interview mit Darsteller Benicio Del Torro
Der Balkan am Ende des Bosnienkrieges 1995. Mambrú (Benicio del Toro) und B (Tim Robbins) arbeiten für die internationale Hilfsorganisation Aid Across Borders. Gemeinsam mit ihrem Dolmetscher Damir (Fedja Štukan) und der Neueinsteigerin Sophie (Mélanie Thierry) kümmern sie sich in ihrem nächsten Einsatz um eine Leiche, die in einen Brunnen geworfen wurde. Das Wasser droht, verseucht zu werden, wenn der Körper nicht rasch entsorgt wird. Mambrús Ex-Geliebte Katya (Olga Kurylenko) stößt dazu. Ihr Bericht entscheidet über den Fortbestand der Mission. Doch zuerst einmal muss ein stabiles Seil besorgt werden, um die Leiche zu hieven.
Der Krieg ist vorbei. Die Protagonisten sind keine Soldaten, sondern humanitäre Helfer. Der Film ist eine Komödie. Doch irgendwann ist „A Perfect Day“ auch ein Kriegsfilm. Nach seinem turbulenten Auftakt, in dem sich Situationskomik, Wortwitz, Tempo und Rock’n’Roll die Hand reichen. Nach dem ersten Drittel, in dem man sich wiederholt beim Lachen ertappt über den Zynismus und die Absurdität inmitten des ganzen Elends. Coole Helden, coole Sprüche, coole Musik? Als Katya auftaucht, meint ein Soldat: „Bei der vergisst man sogar den Krieg.“ Und man befürchtet, Regisseur Fernando León vergesse ihn auch. Bis einem gewahr wird, dass Leòn von der ersten Sekunde an vom Krieg erzählt. Genauer: Von der Absurdität und vom Zynismus des Krieges. Indem er ihm mit Absurdität und Zynismus begegnet. Der Zuschauer landet gemeinsam mit der unbedarften Sophia im Krisengebiet, durch deren Gefahren und Regeln sie von Mambrú und B mit abgebrühter, desillusionierter Routine geführt wird. Die humanitären Helfer sind abgestumpft und fokussiert auf das Jetzt. „Denk nicht darüber nach“, rät Mambrú Sophie. Keep on going! Der Entwicklungshelfer spricht, wie man es von einem Soldaten erwarten würde. Er droht, den Bezug zum Leben zu verlieren.
Rocksongs von Marilyn Manson, Lou Reed oder den Ramones kommentieren inhaltlich die Szenen, verleihen dem Streifen aber gelegentlich auch mal eine zu coole Note. Grundsätzlich aber hält „A Perfect Day“ sein kluges Gleichgewicht. Mit Witz und Verstand. Mit einem Lachen, das einem im Halse stecken bleibt angesichts der allgegenwärtig lauernden, vergrabenen Landminen. Angesichts des allgegenwärtigen Todes. Angesichts der Reliquien des Krieges, auf der Straße, hinter der nächsten Tür, im Kopf der Menschen. Angesichts der Regeln des Krieges und seinen Verbrechen, denen die Entwicklungshelfer mal bedrohlich nahe kommen oder die allgegenwärtig sind am Rande. Gestützt wird die Glaubwürdigkeit durch die Figurenzeichnung. Die Charaktere klopfen Sprüche, sind aber keine hohlen Sprücheklopfer. Mambrú, B & Co. bleiben ambivalent, ohne dass dieser Gedanke überstrapaziert wird. Und so führt uns León mit mulmiger Leichtigkeit durch den kriegserschütternden Landstrich, und das ist im wahrsten Sinne des Wortes tragikomisch.
(Hartmut Ernst)

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