In einer unnachahmlichen Posse liefern sich Kulturpolitik und Opernintendant einen Streit um die Opernfinanzen des Jahres 2012. Der Spielplan steht finanziell nur für die Hälfte der Spielzeit. Aus Düsseldorf und Bonn vernimmt man ein peinliches Werben um eine Fusion mit dem sinkenden Kölner Opernschiff. Der städtische Haushalt des laufenden Jahres wird frühestens im Juni verabschiedet. Kölle alaaf – man ist um den Abstieg auf allen Ebenen bemüht!
Das kleinliche Gezänk ums Geld zeigt, dass alle Beteiligten nicht verstanden haben, was wirklich auf dem Spiel steht: Die regierenden rot-grünen Kulturpolitiker wollen nicht verstehen, dass es eines langen Vorlaufes von mindestens drei bis vier Jahren bedarf, um Änderungen im Opernetat vorzunehmen, betriebsbedingte Kündigungen des nichtkünstlerischen Personals eingeschlossen. Die angekündigte 2 Millionen Euro Erhöhung ist totale Augenwischerei, weil sie nahezu komplett durch die beschlossenen Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst aufgezehrt wird. Man ist dem Intendanten Uwe Erik Laufenberg bezüglich einer Erhöhung des künstlerischen Etats also überhaupt nicht entgegengekommen, obwohl beispielsweise der Sängeretat nur halb so groß ist wie in Stuttgart, Düsseldorf und Frankfurt. Der Intendant hingegen lässt jegliche Kompromissbereitschaft vermissen und suggeriert, man könne mit 32 Mio. Euro Zuschuss keine Opernsaison mehr machen, was völliger Humbug ist. Als Angestellter der Stadt überschreitet er maßlos seine Kompetenzen, wenn er mit einer Absage der Opernsaison droht. Mehr Bauernschläue à la Karin Beier wäre ihm anzuraten, die auf Grund der schwierigen Finanzlage der Stadt nur elf statt 20 Neuproduktionen für die nächste Spielzeit ankündigt. Vielleicht hat Laufenberg aber auch bereits einen Folgevertrag in Aussicht und sucht den eleganten Märtyrer-Abgang? Die Verantwortung der Stadt, für Planungssicherheit und eine ausreichende Finanzausstattung zu sorgen, schmälert dies alles überhaupt nicht.
Zurück zu den Fakten: Der Kölner Opernetat soll von 30 auf 32 Mio. Euro erhöht werden. 5,5 Mio. Euro werden als Abendeinnahmen erzielt. Es klafft aktuell noch eine Finanzierungslücke von rund 2 Mio. Euro. Die Opernzuschüsse anderer deutscher Städte liegen in Düsseldorf bei 35 Mio., in Frankfurt und Leipzig bei 40 Mio., in Stuttgart bei 41 Mio., in Dresden bei 42 Mio., in München bei 55,5 Mio., und der Opernetat in Berlin mit seinen drei Opernhäusern lag bereits 2003 bei insgesamt 155 Mio. Euro. Mit Antritt des Intendanten Uwe Eric Laufenberg im Jahre 2009 hat die Oper Köln einen großen künstlerischen Aufschwung erlebt und kann sich heute national wie international zu den führenden Häusern zählen. Bleibt die Deckungslücke bestehen, drohen eine Schließung der Kinderoper, Absagen profilierter Künstler sowie eine grundlegende Abspeckung des Spielplans. Tausende Abonnenten drohen dann verlorenzugehen, was weitere Einnahmeausfälle zur Folge hätte. Um den Streit zu schlichten, wurde nun Rolf Bolwin, Direktor des Deutschen Bühnenvereins, eingeschaltet. Das Zerwürfnis zwischen Laufenberg, Karin Beier und dem Betriebsdirektor der Bühnen, Patrick Wasserbauer, lähmt zusätzlich deren Handlungsfähigkeit. Laufenberg und Beier gehen wohl gemeinsam Mitte 2013. Mehr kopfloses Theater geht nicht ...
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