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Gideon Rubin: „Baby“, 2011, Öl auf Leinwand
Foto: Courtesy Galerie Karsten Greve, Köln

Die suggestive Kraft des Nichts

14. Februar 2012

Der Maler Gideon Rubin, ein Shooting Star von Morgen - Kunst in NRW 02/12

Auf den ersten Blick scheint es sich nur um einen Gag zu handeln. Gesichter ohne die menschliche Textur von Augen, Nase, Mund und individueller Gestik, wirken wie blanke Schilder, eingerahmt nur von der Kontur der Haare. Blanke Flächen, wo wir gewohnt sind, einem Ausdruck zu begegnen. René Magritte malte solche Bilder, aber mit dieser Form surrealer Ästhetik haben die Arbeiten des 38-jährigen israelischen Malers Gideon Rubin, dessen Arbeiten zur Zeit in der Galerie Karsten Greve unter dem Titel „Brief Encounters“ zu sehen sind, nur wenig gemeinsam. Und doch pflegt auch er einen sehr reflektierten Umgang mit dem Bild.

Rubins Arbeiten basieren auf Fotografien, Familienporträts finden bei ihm ebenso Verwendung wie die Ikonen der Malerei von Rembrandt bis Velasquez oder eine Ikone der Popmusik wie Amy Winehouse. Obwohl die Gesichter keine Augen aufweisen, spürt man doch, wie sie uns anschauen, wie sie gerichtet sind auf ihre Betrachter. Das badende Mädchen, das einem Pool entsteigt, nicht weniger als die Frau mit dem Kind auf dem Arm, sie alle suchen die Begegnung. Nur ist da nichts, wir begegnen einem Farbfeld, einer pastos aufgetragenen Fläche. Das setzt die Imagination in Gang und es öffnet den Blick für das Genre des Porträts. Plötzlich sieht man den Rembrandt neu, auch die Konvention der Posen auf Familien- oder Glamourfotos werden aufgebrochen, sind auf einmal wieder wahrnehmbar.

Intelligent ist diese Malerei und sie strahlt große Sicherheit aus, weil Gideon Rubin wunderbar die Balance zwischen flüchtigem Pinselstrich, der noch Partien der nackten Leinwand durchschimmern lässt, und der realistischen Proportion der Körper beherrscht. Seine Bilder kann man wieder und wieder anschauen, sie verlieren nichts von ihrer Inspirationskraft, zumal sie in dezenten Sand- und Grautönen gehalten sind. Nichts drängt sich auf und doch verlieren die Bilder keine Spur von Intensität. Rubin lebt in London, er besitzt das Zeug zum Shooting Star, weil der Charme seiner Arbeiten nicht auf bloßer Originalität beruht, sondern den Prozess der Malerei und ihrer Reflektion der Menschendarstellung um eine interessante Wendung vorantreibt.

Brief Encounter | Bis 3. 3., geöffnet Di-Fr 10-18.30 Uhr, Sa. 10-18 Uhr | Galerie Karsten Greve, Drususgasse 1-5, Köln | Tel. 0221 257 10 12

Thomas Linden

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